Nachthimmel oft heller als gedacht
Einfache Methode zur Messung der Lichtverschmutzung entwickelt.
Selbst ausgewiesene dunkle Orte wie Sternenparks sind nicht überall so frei von Lichtverschmutzung wie bisher angenommen. Wissenschaftler der Forschungsverbünde „Loss of the Night“ und „Stars4all“ beschäftigen sich seit Jahren mit den ökologischen, gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Lichtverschmutzung. Nun konnten sie mit einer einfachen Messmethode zeigen, wie stark die Lichtverschmutzung über den gesamten Nachthimmel verteilt ist.
Abb.: Blick durch ein Fischaugeobjektiv offenbart die Verteilung der Lichtverschmutzung über den gesamten Himmel. (Bild: A. Jechow, IGB)
Frühere Studien wie der „Weltatlas der Lichtverschmutzung“ haben sich vor allem auf den Nachthimmel direkt über unseren Köpfen konzentriert. Mit den aktuellen Messungen konnten die Forscher nachweisen, dass ein Himmel, der über uns fast frei von Lichtverschmutzung ist, am Horizont deutlich heller sein kann. Die Wissenschaftler untersuchten dazu den nächtlichen Himmel zwischen dem Sternenpark Parc Astronòmic Montsec und der 27 Kilometer entfernten Stadt Balaguer im Norden Spaniens. Die Messungen ergaben, dass der gesamte Himmel über dem Sternenpark in bewölkten Nächten genauso hell war, wie ein lichtverschmutzter wolkenloser Himmel nur fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.
Natürlicherweise müsste der bewölkte stadtferne Himmel deutlich dunkler sein, da die Wolken das Licht von Mond und Sternen abschirmen und so den Himmel verdunkeln. 18 Kilometer außerhalb der Stadt war der Himmel direkt über den Forschern kaum lichtverschmutzt. Unter Berücksichtigung des Lichtes aus allen Richtungen aber, war der Himmel 66 Prozent heller als ein natürlicher Himmel in einer sternenklaren Nacht. Bei Bewölkung war er sogar 3,5-mal heller, da die Wolken das Licht vom Boden – erzeugt durch die Beleuchtung der nahen Stadt – reflektierten. Das ist sehr viel zusätzliches Licht für nachtaktive Arten, die sich im Laufe ihrer Evolution darauf verlassen konnten, dass Wolken den Himmel tatsächlich verdunkeln.
Für die Messungen haben die Wissenschaftler ein einfaches und bedienungsfreundliches Abbildungssystem verwendet, das auf kalibrierten, handelsüblichen Kameras mit Fischaugenobjektiv basiert. „Wir hoffen, dass es diese einfache und relativ kostengünstige Methode vielen Forschern und Bürgerwissenschaftlern weltweit ermöglicht, das künstliche Himmelsleuchten unter unterschiedlichen Wetterbedingungen zu kartieren“, erläutert Andreas Jechow, Leiter der Studie und Physiker am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei IGB in Berlin, die Bedeutung der neuen Messmethode.
IGB / JOL