31.07.2017

Nachthimmel oft heller als gedacht

Einfache Methode zur Messung der Lichtverschmutzung entwickelt.

Selbst ausgewiesene dunkle Orte wie Sternen­parks sind nicht überall so frei von Licht­verschmutzung wie bisher angenommen. Wissen­schaftler der Forschungs­verbünde „Loss of the Night“ und „Stars4all“ beschäf­tigen sich seit Jahren mit den öko­logischen, gesundheit­lichen und gesell­schaftlichen Auswirkungen der Licht­verschmutzung. Nun konnten sie mit einer einfachen Mess­methode zeigen, wie stark die Licht­verschmutzung über den gesamten Nachthimmel verteilt ist.

Abb.: Blick durch ein Fischaugeobjektiv offenbart die Verteilung der Lichtverschmutzung über den gesamten Himmel. (Bild: A. Jechow, IGB)

Frühere Studien wie der „Weltatlas der Licht­verschmutzung“ haben sich vor allem auf den Nacht­himmel direkt über unseren Köpfen konzen­triert. Mit den ak­tuellen Messungen konnten die Forscher nach­weisen, dass ein Himmel, der über uns fast frei von Licht­verschmutzung ist, am Horizont deutlich heller sein kann. Die Wissen­schaftler unter­suchten dazu den nächt­lichen Himmel zwischen dem Sternen­park Parc Astro­nòmic Montsec und der 27 Kilometer entfernten Stadt Bala­guer im Norden Spaniens. Die Messungen ergaben, dass der gesamte Himmel über dem Sternen­park in bewölkten Nächten genauso hell war, wie ein licht­verschmutzter wolken­loser Himmel nur fünf Kilometer vom Stadt­zentrum entfernt.

Natürlicher­weise müsste der bewölkte stadt­ferne Himmel deutlich dunkler sein, da die Wolken das Licht von Mond und Sternen ab­schirmen und so den Himmel ver­dunkeln. 18 Kilometer außer­halb der Stadt war der Himmel direkt über den Forschern kaum licht­verschmutzt. Unter Berück­sichtigung des Lichtes aus allen Richtungen aber, war der Himmel 66 Prozent heller als ein natür­licher Himmel in einer sternen­klaren Nacht. Bei Bewöl­kung war er sogar 3,5-mal heller, da die Wolken das Licht vom Boden – erzeugt durch die Beleuchtung der nahen Stadt – reflek­tierten. Das ist sehr viel zusätz­liches Licht für nacht­aktive Arten, die sich im Laufe ihrer Evolution darauf ver­lassen konnten, dass Wolken den Himmel tat­sächlich verdunkeln.

Für die Messungen haben die Wissen­schaftler ein einfaches und bedienungs­freundliches Abbildungs­system verwendet, das auf kali­brierten, handels­üblichen Kameras mit Fischaugen­objektiv basiert. „Wir hoffen, dass es diese einfache und relativ kosten­günstige Methode vielen Forschern und Bürger­wissenschaft­lern weltweit ermöglicht, das künst­liche Himmels­leuchten unter unter­schiedlichen Wetter­bedingungen zu kartieren“, erläutert Andreas Jechow, Leiter der Studie und Physiker am Leibniz-Institut für Gewässer­ökologie und Binnen­fischerei IGB in Berlin, die Bedeutung der neuen Mess­methode.

IGB / JOL

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