NASA gibt Start frei für Shuttle
Eine missglückte Kurskorrektur der Internationalen Raumstation bereitet zwar noch Kopfzerbrechen, doch einem Shuttle-Start steht nichts im Wege.
Moskau/Cape Canaveral (dpa) - Eine Woche vor dem geplanten Start der US-Raumfähre «Discovery» hat eine missglückte Kurskorrektur der Internationalen Raumstation ISS den Experten Kopfzerbrechen bereitet. Während die US-Raumfahrtbehörde NASA grünes Licht für die Shuttle-Mission gab, ließ sich die Raumstation in der Nacht zum Donnerstag lediglich auf eine anderthalb Kilometer höhere Umlaufbahn heben. Die Flugleitzentrale bei Moskau teilte mit, die Triebwerke des angekoppelten Raumfrachters Progress M-57 hätten vorzeitig gestoppt.
Geplant war eine Anhebung um 7,3 Kilometer, um der «Discovery» einen möglichst günstigen Anflugwinkel zur ISS zu bieten. Die Fähre werde am kommenden Donnerstag (7. Dezember) um 21.36 Uhr Ortszeit (Freitag 03.36 MEZ) mit sieben Astronauten an Bord zur ISS starten, sagte der NASA-Direktor Bill Gerstenmaier in Cape Canaveral in Florida. Die «Discovery» wird am 21. Dezember kurz vor Weihnachten den deutschen Astronauten Thomas Reiter wieder zur Erde bringen.
Bei der Kurskorrektur der ISS in etwa 355 Kilometer Höhe über der Erde sei die Station leicht gekippt, sagten russische Experten. Grund seien wahrscheinlich die bei der Shuttle-Mission im Juli installierten Solarsegel. «Dadurch hat sich die Balance der Station verändert», erklärte ein Sprecher des Raketenbaukonzerns Energija. «Die Progress-Triebwerke haben sich automatisch abgeschaltet.» In Absprache mit der NASA setzte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos für Samstag einen zweiten Versuch an, die ISS auf eine höhere Umlaufbahn zu bringen.
Der 48-Jährige deutsche Astronaut Reiter von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA war am 4. Juli zu einem rund fünfeinhalb Monate dauernden Weltraumeinsatz gestartet. An seiner Stelle wird die US-Astronautin Sunita Williams bis zum Sommer 2007 auf der ISS bleiben. Die «Discovery» wird erstmals seit dem Unglück der Raumfähre «Columbia» am 1. Februar 2003 wieder in der Nacht starten. Der 49 Jahre alte Christer Fuglesang fliegt als erster Schwede ins Weltall.
Der Weltraumeinsatz der «Discovery»-Crew ist nach Angaben der NASA der komplizierteste beim bisherigen Ausbau der Raumstation. Die «Discovery», das Arbeitspferd unter den US-Raumfähren, transportiert ein als P5 bezeichnetes Versatzstück ins All, an dem später Solarsegel angebracht werden. Das elf Millionen Dollar (8,4 Millionen Euro) teure Segment ist etwa so groß wie ein Container.
Die NASA-Astronauten werden zu drei Außeneinsätzen aussteigen, die es allesamt in sich haben. Drei Tage hintereinander würden jeweils etwa 4000 Kommandos zur ISS gefunkt, sagte Gerstenmaier. Zum Vergleich: Schon den letzten Weltraumeinsatz der «Discovery», als ein neues Paar Sonnensegel an der ISS angebracht wurde, nannte die NASA höchst kompliziert. Dennoch funkte das Kontrollzentrum in Houston am Spitzentag nur 1158 Signale ins All.
Es ist der 20. Flug eines Spaceshuttles zur ISS, die bis zum Jahr 2010 ihre endgültige Größe erreichen soll. Sollte es wegen schlechten Wetters am 7. Dezember nicht mit einem Start klappen, bleibt der NASA noch bis 17. Dezember für weitere Versuche Zeit.
Weitere Infos:
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NASA - Human Spaceflight:
http://spaceflight.nasa.gov -
ESA - Human Spaceflight and Exploration:
http://www.esa.int/esaHS/