10.03.2025

Neue Plattform für Weltraumexperimente

Deutsche Raumfahrtagentur sichert sich Nutzung der kommerziellen Raumkapsel Nyx.

Experimente in Schwerelosigkeit sind für die Forschung in unterschiedlichen Bereichen von essenzieller Bedeutung. Die Möglichkeiten, solche Experimente durchführen zu können, sind jedoch begrenzt. Daher hat die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) die deutsche Firma The Exploration Company (TEC) beauftragt, wissenschaftliche Experimente mit einer Gesamtmasse von 160 Kilogramm an Bord ihrer neu entwickelten Kapsel Nyx – benannt nach der griechischen Göttin der Nacht – in den Weltraum zu bringen. Eine kleinere Version der Kapsel mit einem Durchmesser von 2,5 Metern soll zum ersten Mal mit Kundennutzlasten in dem Demo-Flug „Mission Possible“ voraussichtlich im Juni 2025 in den Weltraum starten.

Abb.: Die Kapsel Nyx dient als Plattform für Experimente unter...
Abb.: Die Kapsel Nyx dient als Plattform für Experimente unter Weltraumbedingungen.
Quelle: The Exploration Company (TEC)

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Ab 2028 soll die Raumkapsel dann im Rahmen einer Transportmission der Europäischen Weltraumorganisation Esa die Internationale Raumstation ISS mit Gütern versorgen, während des Fluges sollen gleichzeitig wissenschaftliche Experimente durchgeführt werden. Damit wird TEC die erste europäische und einzige deutsche Firma sein, die derartige Flüge anbieten wird. „Die Forschung hat einen großen Bedarf, Experimente im Weltraum durchzuführen. Hier entstehen Innovationen, und gleichermaßen wird die Grundlagenforschung vorangebracht. Mit den Flügen auf der deutschen Nyx-Kapsel eröffnen wir der Wissenschaft die Möglichkeit, auf einer neuen Plattform ihre Forschung unter Weltraumbedingungen vorantreiben zu können“, sagt Walther Pelzer, Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. 

Die Nyx-Kapsel wird einen Durchmesser von vier Metern haben und insgesamt 4.000 Kilogramm Ladung in mehreren Experimenten befördern können. Da sie unbemannt fliegt, ist sie ideal für automatisierte Nutzlasten und auch als „Freeflyer“ geeignet. Sie wird mit den Experimenten zur ISS transportiert und nach wenigen Wochen wieder zur Erde zurückkehren. Zurück am Boden werden die Ergebnisse ausgewertet. Sie kann somit auch komplexe und dementsprechend schwere, beziehungsweise voluminöse, wissenschaftliche Experimente wie zum Beispiel optische Atomuhren transportieren. Derartige Experimente sollen unter anderem die Entwicklung der nächsten Generation von Navigationssystemen unterstützen. Geplant sind weiterhin zellbiologische Experimente zu grundlegenden Fragestellungen aus der Krebs- und Alternsforschung.

Aktuell gibt es keine europäische Fluggelegenheit für Experimente, die größere Anlagen über einhundert Kilogramm benötigen. Insbesondere Transportflüge zur ISS werden derzeit nur von außereuropäischen Anbietern durchgeführt, auch Wiedereintrittskapseln sind europaweit nicht verfügbar. Hier wird die Nyx-Kapsel eine wichtige Lücke für europäische Bedarfe füllen. Deutschland will hierdurch Forschung unter Weltraumbedingungen in den Bereichen Biologie, Medizin, Humanphysiologie, Physik und Materialforschung voranbringen.

An Bord der Nyx-Demo-Mission „Mission Possible“ im Juni 2025 wird ein Kooperationsexperiment der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und des DLR Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin sein, das von der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR gefördert wird. Im Projekt „RayPairNyx“ werden Schimmelpilzsporen im Weltraum untersucht. Während des Testflugs soll dabei die Auskeimung von strahlungsgestressten Schimmelpilz-Sporen in Mikrogravitation analysiert werden, um das Verständnis grundlegender Mechanismen auf genetischer und metabolischer Ebene zu erweitern.

Die Untersuchung von Schimmelpilzsporen unter Weltraumbedingungen hilft dabei, mögliche Gefahren durch Schimmelpilze für die Gesundheit von Astronautinnen und Astronauten und die Lebenserhaltungssysteme in der Raumfahrt zu bewerten. Die Experimenthardware wird vom deutschen Start-up Yuri aus Meckenbeuren, bereitgestellt. Die Ergebnisse sollen in die Entwicklung geeigneter Vorkehrungen und Kontrollmaßnahmen einfließen, um das schädliche Wachstum von Schimmelpilzen in Raumstationen bzw. -kapseln zu verhindern oder einzudämmen.  

Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR bietet bislang zweimal jährlich Parabelflugkampagnen, ganzjährig die Nutzung des Fallturms in Bremen sowie in der Regel alle zwei bis drei Jahre den Mitflug von Experimenten auf Texus-Höhenforschungsraketen für die Wissenschaft an. Auf einem Parabelflug stehen wiederholt jeweils ungefähr 22 Sekunden Schwerelosigkeit zur Verfügung, im Fallturm sind es 4,5 bis neun Sekunden und auf einer Texus-Mission etwa sechseinhalb Minuten. Langzeitforschungen können auf der ISS durchgeführt werden. Mit der Nyx-Kapsel wird diese deutsche Weltraumforschung vervollständigt werden. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR fördert die Nutzung der Nyx-Kapsel mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.

DLR / JOL

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