Neue Spitze in Göttingen
Biophysiker Ramin Golestanian wird Direktor am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation.
Das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) hat Ramin Golestanian als Direktor berufen. Der Physiker wechselte jetzt, im März 2018, von der Oxford University an das Göttinger Institut. Hier wird er sich mit seiner Abteilung „Physik lebender Materie“ einer Bandbreite von theoretischen Forschungsfeldern widmen, die die Dynamik von lebenden Systemen aus physikalischer Sicht und über mehrere Größenordnungen beschreiben. Mit seinen Forschungsarbeiten versucht Golestanian, ein so gutes Verständnis der lebenden Materie zu erlangen, dass lebende Systeme aus einzelnen Molekülen nachgebaut werden können. Mit seiner Ernennung zum Direktor hat das MPIDS drei Abteilungen.
Abb.: Ramin Golestanian (Bild: MPIDS)
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Ramin Golestanian einen engagierten und international führenden Wissenschaftler für unser Institut als Direktor gewinnen können. Dies stärkt nicht nur die Weltklasse bei der Forschung zur Dynamik und Selbstorganisation lebender Materie, sondern zeigt die hohe Anziehungskraft des Göttingen Campus“, freut sich der geschäftsführende Direktor des MPIDS, Eberhard Bodenschatz.
Ramin Golestanian ist theoretischer Physiker. Mit seinem Team will Golestanian die komplexe Dynamik der lebenden Materie so gut verstehen, dass er sie von unten nach oben, also von Molekülen zu Systemen, aufbauen kann. Mit dieser Forschung konnten er und seine Gruppe bisher beispielsweise einen Mechanismus aufdecken, durch die Zellwucherungen und chemische Signalübertragung sich zu einem homöostatischen Gleichgewicht im großen Maßstab entwickeln können. Dieses führt, wie in einem normalen Gewebe, zu einem stabilen, aber sich ständig erneuernden Zustand.
Es kann einen dynamischen Zustand durchlaufen, in dem die Gewebswucherung nicht durch chemische Signalübertragung reguliert wird und wie es bei Krebsmetastasen der Fall ist, außer Kontrolle gerät. Ein weiteres Beispiel bildet die theoretische Untersuchung des Verhaltens von bakteriellen Biofilmen über viele Längenskalen hinweg: Wie werden molekulare Informationen mit dem Entscheidungsprozess einzelner Bakterien oder mit den kollektiven Eigenschaften der dichten Aggregate, die sich auf Oberflächen ansiedeln, verknüpft? Diese grundsätzlichen Fragen verbindet Direktor Golestanian mit einem breiten Spektrum theoretischer Techniken und bearbeitet diese in Zusammenarbeit mit experimentellen Kollegen in Göttingen und an anderen Forschungsstandorten.
„Mit seiner dynamischen und hervorragenden Forschungsumgebung, dem unglaublich reichen wissenschaftlichen Erbe und der sofort einladenden Stadtkultur ist Göttingen für mich der schönste Ort, um meine wissenschaftlichen Forschungen fortzusetzen", sagt Ramin Golestanian.
Im letzten Jahr wurde Theo Geisel, Direktor und Leiter der auf dem Gebiet der theoretischen Grundlagenforschung arbeitenden Abteilung „Nichtlineare Dynamik“ emeritiert. „Mit Professor Golestanian ist unser Institut wieder komplett und wir freuen uns auf weitere große Entdeckungen in der Forschung zur Dynamik und Selbstorganisation“, sagt Eberhard Bodenschatz begeistert.
Ramin Golestanian, geboren am 26. Februar 1971, erwarb seinen Bachelortitel an der Scharif-
Golestanian hat sich durch seine Beiträge zur Physik aktiver Materie insbesondere durch seine Rolle in der Entwicklung mikroskopischer Schwimmer und aktiver Kolloide ausgezeichnet. Er wurde zum Fellow der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft und des Institute of Physics gewählt und erhielt den Holweck-
MPIDS / DE