07.10.2019

Neuer Anlauf für den Marsmaulwurf

Harte Oberflächenkruste erfordert neue Taktiken auf der InSight-Mission.

Nur fünf Zentimeter des Marsmaulwurfs ragen noch aus dem Boden heraus, während dieser zunächst 35 Zentimeter in den Boden eindringen konnte. Dabei hat sich ein kleiner Krater um den Schaft gebildet, wodurch die kleine Rammsonde zu wenig seitliche Reibung erfährt, um tiefer einzudringen. Erste Versuche, mit der Schaufel am Arm des InSight-Landers das Maulwurfloch zu verfüllen, scheiterten an der harten Oberflächen­kruste. Nun nehmen die Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR und des Jet Propulsion Laboratory der Nasa einen neuen Anlauf. Sie planen, den Marsmaulwurf seitlich mit der Schaufel des robotischen Arms gegen die Kraterwand zu drücken, um diesem genug Halt und Reibung für das weitere Eindringen zu geben.

Abb.: Der Roboterarm des InSight-Landers nähert sich der HP³-Sonde. (Bild:...
Abb.: Der Roboterarm des InSight-Landers nähert sich der HP³-Sonde. (Bild: JPL-Caltech / NASA)

„Bei einer Tiefe von 35 Zentimetern hatte der Maulwurf die Führungsfedern des Gehäuses verlassen und sich dann aufgrund unzu­reichender Boden­reibung im Kreis gedreht, ohne weiter vorzudringen“, sagt Tilman Spohn vom DLR-Institut für Planetenforschung und wissenschaftlicher Leiter des HP³-Experiments. „Durch seitlichen Druck der Schaufel des robotischen Arms wollen wir nun versuchen, ihm diese fehlende Reibung zu geben.“ Der Mars­maulwurf funktioniert wie ein selbst­schlagender Nagel, dessen Rückstoß durch Reibung aufgefangen werden muss. Im Juni 2019 hatten die Forscher zunächst die Stützstruktur des HP³-Experiments – Heat Flow and Physical Properties Package – entfernt und damit den Blick auf den Marsmaulwurf freigelegt. „Es zeigte sich, dass offenbar eine feste Kruste von etwa zehn Zentimetern zementierten Sands über recht lockerem Sand liegt“, sagt Spohn. Im Juli und August 2019 folgten Versuche, das Loch um den Marsmaulwurf mit der flachen Schaufel und dann mit der Spitze der Schaufel des robotischen Arms einzudrücken. Doch die Kruste stellte sich als zu widerstands­fähig heraus.

Die nun verfolgte Taktik wird in den kommenden Wochen auf dem Mars durchgeführt. Dabei wird der Maulwurf erneut hämmern, unterstützt durch den seitlichen Druck des Arms. Die Technik kann allerdings vorab nicht vollständig auf der Erde getestet werden. Das JPL hat eine funk­tionierende Nachbildung der InSight-Sonde in einem Testfeld aufgebaut, wo ebenfalls ein Nachbau des HP³-Experiments des DLR installiert ist. Dort können Bewegungen des robotischen Arms geübt werden, aber die Wissenschaftler können den Boden nicht vollständig replizieren, ohne weitere Informationen über seine Bildung und Zusammen­setzung zu haben. „Wir wissen nur so viel über den Boden, wie uns die Bilder zeigen“, sagt Spohn.

Das Forscherteam denkt bereits darüber nach, welche zukünftigen Schritte noch alternativ unternommen werden könnten. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung der Schaufel, um Oberflächen­material in das Loch zu kratzen, anstatt zu versuchen, dieses zu komprimieren. Ein Problem für jede Lösung ist der Roboterarm selbst. Er ist so konzipiert, dass er mit möglichst wenig Gewicht und Strom­verbrauch auf InSight mitreisen konnte, um auf dem Mars die Experimente auszusetzen. Er bewegt sich vorsichtig und stoppt jede Bewegung, die bestimmte Parameter überschreiten. Das kann vieles beinhalten, von einem Gelenk­motor mit zu viel Spannung bis hin zu einer unzu­reichenden Erwärmung. Im Gegensatz zum Roboterarm des Nasa-Rovers Curiosity hat er keine Kraft­sensoren, sodass er nicht erkennen kann, wie viel Kraft er ausübt, und er kann nicht konti­nuierlich drücken. „Wir werden den Arm anweisen, über seine vorgesehenen Parameter hinaus zu agieren“, sagt Ashitey Trebi-Ollennu, leitender Ingenieur des Roboterarms am JPL. „Er kann aber nicht so auf den Marsmaulwurf drücken, wie es ein Mensch könnte. Es wäre einfacher, wenn er es könnte, aber das ist einfach nicht der Arm, den wir haben.“

DLR / JOL

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