10.07.2019

Neues Forschungsflugzeug für die TU Braunschweig

Klaus-Tschira-Stiftung ermöglicht den Ausbau der experimentellen Luftfahrtforschung.

Seit über dreißig Jahren heben Wissenschaftler der TU Braunschweig mit einer Dornier Do128-6 „D‑IBUF“ zu Forschungs­flügen ab. Diese Mess- und Forschungs­flüge sind für verschiedene Disziplinen wichtig, insbesondere für die Grundlagen­forschung im Bereich der Meteorologie, zum Beispiel für die Gewitter­forschung, um mehr über Meereis­prozesse in der Arktis oder über Auswirkungen von Offshore-Windparks auf die Atmosphäre zu lernen. Das Forschungs­flugzeug ist das weltweit letzte fliegende Exemplar einer Dornier Do128-6 und wird in spätestens zwei Jahren in den Ruhestand verabschiedet werden.

Abb.: Eine Cessna vom Typ F406. (Bild: U. Bethke, TU Braunschweig)
Abb.: Eine Cessna vom Typ F406. (Bild: U. Bethke, TU Braunschweig)

Ende 2019 nehmen die Forscher schrittweise ein neues Forschungsflugzeug in Betrieb. Ermöglicht wird dies durch eine Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung, die den Kauf und die Umrüstung der neuen Maschine mit rund viereinhalb Millionen Euro fördert. Das Flugzeug vom Typ Cessna F406 wird derzeit in Frankreich für seine wissen­schaftlichen Missionen umgerüstet.

Über 3500 Studierende der TU Braunschweig und anderer Universitäten konnten an Flug­versuchen mit der „D-IBUF“ teilnehmen – beispiels­weise im Rahmen von Praktika während des Studiums oder im Rahmen einer Summerschool, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der TU Braunschweig regel­mäßig ausgerichtet wird.

Auch andere universitäre Einrichtungen in Deutschland nutzten die Maschine für ihre Forschung. So kooperiert die TU Braunschweig mit meteoro­logischen Lehrstühlen der Uni Hamburg und mit dem Karlsruher Institut für Technologie. Labor­einsätze werden auch für die TU Berlin geflogen.

Gleichzeitig wurde das Forschungs­flugzeug in der Vergangen­heit in der industrie­nahen und angewandten Forschung eingesetzt. Dazu gehörten nationale und europäische Projekte im Bereich Satelliten- und Trägheits­navigation und neuartige, umwelt­verträgliche und lärmarme Anflug­verfahren.

So hat das Forschungsflugzeug der TU Braunschweig wesentlich zur Entwicklung der GBAS-Technologie, dem Ground Based Augmentation System, also satelliten­navigations­basierten Präzisions­anflug­verfahren, beigetragen. Damit wurde der Weg für die Umsetzung neuartiger lärm­reduzierter Anflug­verfahren geebnet, zum Beispiel durch gekrümmte oder segmentierte Anflugpfade. Darauf aufbauende Versuche wurden 2018 mit einer Boeing 777F in den USA erfolgreich durchgeführt. Auch mit dem Nachfolge­flugzeug der TU Braunschweig soll in diesem Projekt weiter geforscht werden.

Mit dem neuen Flugzeug, einer gebrauchten und modernisierten Cessna F406, können Forscher weitere Strecken zurück­legen und schneller ihre Messpunkte erreichen. Die maximale Reichweite liegt bei 2200 Kilometern, die Reise­geschwin­digkeit bei etwa  437 Kilometern pro Stunde. Zum Vergleich: Das aktuelle Forschungs­flugzeug erreicht 1200 Kilometer sowie 260 km/h und gehört damit bereits zu den Spitzen­reitern im universitären Bereich, wo meist kleinere Maschinen, etwa Motor­segler, zum Einsatz kommen.

Das neue Forschungsflugzeug wird Ende 2019 zu ersten Testflügen abheben. Im Vorfeld wird das Flugzeug umgerüstet und mit präziseren Messgeräten ausgestattet, die Umgebungs- und Flugzeugdaten erfassen. Dazu gehören etwa die Windrichtung und -stärke, Turbulenzen, Luftfeuchte, Lufttemperatur, Luftdruck, einfallende und reflektierte Sonnenstrahlung, Bewegung und Position des Flugzeuges, Stellungen der Ruderorgane sowie Triebwerksparameter. Außerdem werden Sensoren und Antennen am Flugzeug angebaut sowie Öffnungen im Kabinendach und -boden vorbereitet, die zum Beispiel für spätere Kamerainstallationen genutzt werden können. Zusätzlich wird ein „Nasenmast“ installiert, um Sensoren in möglichst ungestörter Anströmung vor dem Flugzeug platzieren zu können.

TU Braunschweig / RK

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