Neues Kernresonanz-Zentrum in Garching
Hoffnung auf Erkenntnisse über die Dynamik krankheitsrelevanter Proteinsysteme.
Mit einem neuen Großgerät will die Technische Universität München (TUM) ihre Position in der medizinischen Proteinforschung sichern: Auf dem Campus Garching legten vergangene Woche Honoratioren den Grundstein für den Forschungsneubau des Bayerischen NMR-Zentrums. Dessen Herzstück ist ein 1,2-Gigahertz-Spektrometer. Die Investitionskosten von 33 Millionen Euro teilen sich hälftig Bund und Freistaat.
Abb.: Forschungsneubau des Bayerischen NMR-Zentrums auf dem Campus Garching. (Bild: A. Weiss / StBA Muenchen 2)
Das Magnetische Kernspinresonanz-Spektrometer ermöglicht die exakte Vermessung der Raumstruktur komplizierter Proteinkomplexe und kann auch deren Dynamik erfassen. Diese Biosysteme sind entscheidend an der Krebsentstehung und den Mechanismen der neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt. Sehr große Proteinaggregate sind für die Alzheimer-Erkrankung verantwortlich. Sie können künftig in Garching unter nahezu physiologischen Bedingungen untersucht werden.
Die erwarteten Erkenntnisse über die Dynamik krankheitsrelevanter Proteinsysteme lassen neue Anwendungsfelder in der Gesundheitsforschung, in der Biotechnologie und der pharmazeutischen Industrie erwarten. Dies beinhaltet die Entwicklung optimierter Wirkstoffe in neuen Medikamenten, die für die Patienten individuell verträglicher, wirksamer und sicherer sind – „personalisierte Medizin“.
Das „Bayerische NMR-Zentrum“ enstand im Jahre 2001, um die inzwischen elf Hochfeldspektrometer mit Frequenzen von 400 bis 950 MHz einer effizienten Nutzung durch die wachsende Forschergemeinschaft zuzuführen. Damit ergab sich eine wesentliche Voraussetzung für international beachtete Forschungsverbünde, wie zum Beispiel den Exzellenzcluster „Center for Integrated Protein Research Munich“ (CIPSM) und die TUM-Allianz mit dem Helmholtz-Zentrum München. Letzteres beteiligt sich mit 3,5 Millionen Euro bei der Anschaffung des neuen 1,2 GHZ-Spektrometers. Kooperationspartner sind auch die einschlägigen Max Planck-Institute.
Der nächste bedeutende Schritt ist der Forschungsneubau „TUM Center for Functional Protein Assemblies“, dessen Baukosten in Höhe von circa 40 Millionen Euro ebenfalls je zur Hälfte von Bund und Land finanziert werden. Die Planungen sind im Gange, Baubeginn ist im Jahre 2016, Fertigstellung 2018. In diesem Zentrum, dem die einzigartige Garchinger Gerätekonfiguration der Kernresonanz zugute kommt, werden die Funktionsweisen und Prinzipien von Proteinen fakultätsübergreifend erforscht.
TUM / PH