01.08.2019

Neues Werkzeug für die Analyse

Transmissionselektronenmikroskop in Jena vereint einzigartige analytische Fähigkeiten.

Man stelle sich vor, man könne mit bloßem Auge ein Sandkorn so vergrößern, dass es wie ein Gesteinsbrocken aussieht, der den Raum zwischen Jena und Erfurt vollkommen ausfüllt und mit vierzig Kilometern Höhe den Mount Everest bei Weitem übersteigt. Das – grob vereinfacht – leistet das neue Transmissions­elektronen­mikroskop, das nun am Lehrstuhl für metallische Werkstoffe der Universität Jena installiert worden ist. Es ist in der Lage, Auflösungen bis hin zu einzelnen Atomen zu erreichen. „Das neue Mikroskop erreicht eine Auflösung von 0,8 Ångström, was die direkte Abbildung nahezu aller Atomsorten ermöglicht“, freut sich Lehrstuhlinhaber Markus Rettenmayr. 
 

Abb.: Am neuen Transmissions­elektronen­mikroskop stehen Markus Rettenmayr...
Abb.: Am neuen Transmissions­elektronen­mikroskop stehen Markus Rettenmayr (l.) und Martin Seyring vom Otto-Schott-Institut für Material­forschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena. (Bild: J.-P. Kasper/FSU)

Das hohe Auflösungsvermögen wird durch eine Korrekturlinse („Aberrations­korrektor“) erreicht, wodurch der unvermeidliche Abbildungs­fehler der magnetischen Linsen, die den Elektronenstrahl formen, ausgeglichen wird. Das TEM, das einen Wert von über 3,5 Millionen Euro hat, ist das einzige Gerät in Thüringen, das mit einem solchen Korrektor ausgestattet ist. 

Da dieses Hightech-Kunstwerk einer langen Einarbeitungszeit für die Bediener bedarf, wird es vor allem vom Otto-Schott-Institut und vom Institut für Fest­körperphysik der Universität Jena und ihren Forschungs­partnern genutzt. Aktuell werden damit unter anderem Phasen­umwandlungen untersucht. Die Eigenschaften zahlreicher Legierungen entstehen während der Herstellung durch Ausbildung der Mikrostruktur, die in der Regel durch Phasen­umwandlungen erfolgt. Die wichtigste Phasen­umwandlung ist die Erstarrung aus der Schmelze, aber auch im Festen finden Phasen­umwandlungen noch statt. „Über frühe Stadien der Phasen­umwandlungen konnte man bisher nur wenig Informationen gewinnen, obwohl sich da schon viel entscheidet“, sagt Rettenmayr. „Wenn es mehrere Phasen gibt, die sich bilden können, möchten wir gerne die Gründe dafür erforschen, welche Phase sich zuerst bildet“, nennt der Werkstoffexperte ein Forschungsprojekt, bei dem man sich viel vom neuen TEM erhofft.

Das Gerät besitzt eine hohe elektronische und mechanische Stabilität. Dafür wurden im Institut für Festkörperphysik optimale Bedingungen geschaffen. Das TEM steht auf einem zwanzig Tonnen schweren Beton-Fundament, das mechanisch komplett vom Rest des Gebäudes entkoppelt ist und deshalb völlig schwingungsfrei steht. Der TEM-Raum ist durch achtzig Zentimeter dicke Betonwände von der Außenwelt abgeschirmt. Das Gerät wird von einem separaten Raum aus gesteuert; sprechen oder – viel schlimmer – in die Hände klatschen würde zu Schwingungen führen und das Bild für Minuten unscharf werden lassen. 

„Die herausragende Stärke des Gerätes liegt in den Möglichkeiten einer präzisen chemischen Analytik“, betont Markus Rettenmayr. Neben fünf bildgebenden Detektoren ist das Gerät noch mit zwei Spektrometern zur chemischen Analyse ausgestattet. Diese profitieren immens von der Elektronenquelle (kalter Feldemitter), die sich durch eine geringe Energiebreite und einen hohen Richtstrahlwert auszeichnet. In dieser Kombination von moderner Elektronenquelle und modernen Detektoren ist ein derartiges Gerät noch nie verbaut worden. „Im Augenblick ist das TEM in Jena das europaweit beste in der chemischen Analytik“, ist Rettenmayr überzeugt. Die Kosten für das Hochleistungs­forschungsgerät haben Bund, Land und Universität getragen. 

FSU / DE
 

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