27.12.2022

Neueste Generation von Wettersatelliten startet

MTG-I1 erfolgreich ins All gebracht – vielfach bessere Beobachtungen und Wettervorsagen erwartet.

Mit MTG-I1 (Meteosat Third Generation Imager-1) beginnt für Europa eine neue Phase der Wetter­beobachtung: Der erste Satellit der neuesten Generation von geostationären Wetter­satelliten ist am 13. Dezember 2022 um 21:30 Uhr Mittel­europäischer Zeit an Bord einer Ariane-5-Träger­rakete vom europäischen Weltraum­bahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, ins All starten. Etwa dreißig Minuten nach dem Start wurde der Satellit im Transferorbit ausgesetzt. Während seiner rund zehnjährigen Missions­zeit soll der Satellit kontinuierlich Daten über das Wettergeschehen wie Sonnen­einstrahlung, Wind­verhältnisse und Stark­regen­ereignisse liefern und damit die Wettervorhersage noch genauer machen.

 

Abb.: MTG-I1 im Weltall (Bild: ESA / Mlabspace)
Abb.: MTG-I1 im Weltall (Bild: ESA / Mlabspace)

„MTG-I1 wird Europa und Afrika aus dem Weltall beobachten – und das mit einer doppelt so hohen zeitlichen und räumlichen Auflösung wie seine Vorgänger“, erklärt Walther Pelzer, DLR-Vorstands­mitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR mit Sitz in Bonn. „Der Wetter­satellit wird zudem in der Lage sein, lokale Unwetter zu identifizieren und auch Blitze zu erkennen. Damit wird die Wettervorhersage von der großräumigen Vorhersage einen weiteren Schritt hin zur regionalen (Un-)wetter­vorhersage machen“, betont Pelzer. Neben einer frühzeitigen Erfassung von Gewittern ermöglichen die MTG-I-1 Daten auch, Nebel und Waldbrände automatisch zu erkennen. Damit werden physikalische Phänomene, wie Winde und Blitze wesentlich genauer beobachtet, um zum Beispiel Unwetter zuverlässiger vorhersagen zu können.

„Das zentrale Instrument auf MTG-I1 ist der Flexible Combined Imager (FCI). Er hat 16 Spektralkanäle und eine Auflösung von 500 bis 2000 Metern, je nach Kanal und Betriebsmodus“, erläutert Thomas Ruwwe, MTG-Programm-Manager in der Deutschen Raum­fahrt­agentur im DLR. Die Bildfrequenz für Aufnahmen der ganzen Erdscheibe liege bei zehn Minuten, im Rapidscan-Modus werde Europa in nur 2,5 Minuten mit erhöhter geometrischer Auflösung abgescannt. Der neuste europäische Wettersatellit liefere damit eine doppelt so hohe zeitliche und räumliche Auflösung sowie eine hundertfach höhere Datenrate als die Vorgänger­generationen.


An der Entwicklung der europäischen MTG-Satelliten ist Deutschland mit etwa dreißig Prozent beteiligt. Die Firma OHB ist zuständig für den Bau aller sechs Satelliten-Plattformen sowie für das IRS-Instrument (MTG-S). Die Firma Airbus DS ist maßgeblich beteiligt an Entwicklung und Bau des Sentinel-4-Instruments auf MTG-S. Die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR ist verantwortlich für die fachliche Unter­stützung bei der Durchführung des MTG-Programms in Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst, finanziert mit Mitteln des Bundes­ministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV).

Nach dem Start von MTG-I1 beginnt die LEOP-Phase (Launch and Early Operation Phase), in der der Satellit seinen Zielorbit erreicht, die Solar­generatoren öffnet und die Kommunikations­systeme in Betrieb nimmt. In der nachfolgenden Commissioning-Phase werden die Instrumente eingeschaltet, getestet und kalibriert, um die Algorithmen zur Auswertung der Daten anzupassen. Etwa ein Jahr nach dem Start beginnt die Betriebs­phase von MTG-I1. Dann werden die Datenprodukte an alle europäischen Wetterdienste, darunter der Deutsche Wetterdienst, innerhalb weniger Minuten nach der Aufnahme übermittelt. Der Satellit wird zu diesem Zeitpunkt in „Meteosat-12“ umbenannt.

Die MTG-Baureihe wurde im Auftrag der Europäischen Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) von der Europäischen Weltraumorganisation ESA entwickelt und soll die Kontinuität der 1977 mit METEOSAT-1 begonnenen Wetterbeobachtung aus dem Weltraum sicher­stellen. Sie besteht aus insgesamt sechs Satelliten, die in Serie gestartet werden, um routinemäßig Wetterdaten für die nächsten 25 Jahre zu generieren. Es gibt zwei Satellitentypen: vier Satelliten mit abbildenden Instrumenten, den Imagern (MTG-I1-4) und zwei Satelliten mit spektroskopischen Instrumenten, den Soundern (MTG-S1-2). Deren Hauptinstrument wird neue Daten zur Vorhersage extremer Wettereignisse liefern. Der Start von MTG-S1 ist Mitte 2024 geplant.

DLR / DE

 

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