09.10.2007

Peter Grünberg im Porträt

Peter Grünberg liebt außer der Wissenschaft auch Musik und Sport. Er hat viele Jahre intensiv klassische Gitarre gespielt. Ein kurzes Porträt. 

Jülich (dpa) - Der heute 68-Jährige Peter Grünberg arbeitete mehr als 30 Jahre am Forschungszentrum Jülich und trat 2004 offiziell in den Ruhestand. Auch künftig möchte er weiterforschen. «Ja, ich will nach wie vor ins Labor. Ich kann jetzt ohne Druck und wertfrei forschen.» Das Schönste an der Auszeichnung sei für ihn, dass er jetzt nie mehr befürchten müsse, aus Altersgründen nicht mehr ins Labor zu dürfen: Der Preis «sichert meine Situation, in der Forschung zu bleiben», sagte Grünberg. Für ihn sei das das Wichtigste.

Seinen Forscherbeitrag zur Computertechnik betrachtet Peter Grünberg ohne übertriebene Leidenschaft: «Ich hätte mir eigentlich mehr gewünscht, dass ich im Bereich Energieeinsparung, im Bereich Umwelt eine Entdeckung mache oder etwas voranbringe», bekannte er vor einigen Jahren, als ihm der Deutsche Zukunftspreis für seine Arbeiten verliehen wurde.

Physikerkollegen können die Leistung des 68-Jährigen dagegen nicht genug loben. «Die Entdeckung ist gesellschaftlich von extremer Relevanz und hat dramatische Auswirkungen», sagte Gernot Güntherodt vom II. Physikalischen Institut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH). Es sei ja noch gar nicht so lange her, «da waren die Computer raumausfüllend und nicht beweglich», betonte der Leiter des Fachverbands «Magnetismus» der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Grünberg hatte einen Effekt entdeckt, der Festplatten mit riesigem Speichervermögen möglich macht.

Die Verleihung des Nobelpreises an ihn und den Franzosen Albert Fert bezeichnete Grünberg am Dienstag als «große Ehre». «Ich war bei dem Anruf heute Morgen total überwältigt, hatte aber insgeheim gehofft, diesen Preis einmal zu bekommen», sagte der Physiker. «Das Geld ist ja auch ganz schön.» Er betonte, dass mit dem Preis eine Teamleistung ausgezeichnet werde.

«Er ist ein recht bodenständiger und gemütlicher Mensch, sehr gesellig», erzählte Güntherodt. Neben seiner Forschung liebt Grünberg vor allem Musik und Sport. «Ich habe viele Jahre intensiv klassische Gitarre gespielt; heute brauche ich als Ausgleich den Sport», betonte der Physiker einmal. «Er ist in den letzten Jahren fasziniert gewesen vom Golfen», sagte Güntherodt. Grünberg habe die Idee gehabt, ein Trainingsgerät zum Golfen mit den Sensoren zu entwickeln, die mittels seiner Entdeckung gebaut wurden. Damit sollte der Abschuss eines Golfballes registriert und festgestellt werden, ob es sich um einen guten oder schlechten Schlag handelte. «Das war so sein Wunschtraum.»

Der am 18. Mai 1939 in Pilsen (heute Tschechien) geborene Grünberg emigrierte 1946 nach Lauterbach in Hessen, wo er später auch sein Abitur machte. Nach der Promotion an der Technischen Universität Darmstadt (damals Technischen Hochschule Darmstadt) ging er zunächst nach Kanada und kam 1972 zum Forschungszentrum Jülich. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Japan und in die USA. In Jülich arbeitete Grünberg mehr als 30 Jahre, bis er 2004 offiziell in den Ruhestand wechselte.

Abb.: Peter Grünberg (Quelle: FZ Jülich)

Peter Grünberg ist schon während seiner Studienzeit scherzhaft prophezeit worden, dass er mal den Nobelpreis gewinnen würde. Als er an der Technischen Hochschule Darmstadt einmal zu besonders früher Stunde erschien, sagte einer seiner Professoren zu ihm: «Hallo Herr Grünberg, so früh schon auf den Beinen? Das sind die künftigen Nobelpreisträger!» Grünberg schilderte diese Anekdote am Dienstag schmunzelnd in einem Gespräch in Jülich - und fügte hinzu: «"Wie richtig", dachte ich.»

Das mit dem Preis verbundene Geld eröffne ihm auf seine alten Tage viele neue Möglichkeiten, sagte der 68-Jährige: «Ich kann jetzt auf jede Konferenz der Welt gehen und meine Frau mitnehmen, weil ich mir die Teilnahmegebühr einfach leisten kann.» Auch mit Blick auf seine drei erwachsenen Kinder - zwei Töchter und einen Sohn - sei das Geld für ihn eine «finanzielle Beruhigung». Seine jüngste Tochter interessiere sich am meisten für seine Arbeit, berichtete er. Die 27-Jährige studiere zurzeit Wirtschaftsmathematik in England.

Seit der Entdeckung des Riesenmagnetowiderstands 1988 hat Grünberg mehrere Auszeichnungen bekommen, darunter den Zukunftspreis 1998, die Ehrendoktorwürde der Universität Bochum (2002) und die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2007). Zudem erhielt er 2007 den renommierten israelischen Wolf Prize. Mit seinen Mitstreitern Albert Fert von der Université Paris-Sud und Stuart Parkin vom Computerkonzern IBM teilte sich Grünberg den Internationalen Preis für Neue Materialien 1994 der American Physical Society und den Hewlett-Packard-Europhysics-Preis der Europäischen Physikergesellschaft EPS.

Zu den Gratulanten zählten in Berlin Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), selbst Physikerin. Für Köhler ist die Auszeichnung ein «herausragendes Beispiel für die konkrete Anwendbarkeit der Grundlagenforschung». Merkel sagte: «Das ist eine großartige Auszeichnung - wieder einmal für einen deutschen Wissenschaftler - und eine Ehre für das Forschungszentrum Jülich.»

Der Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Eberhard Umbach, sagte in Karlsruhe: «Das ist wunderbar. Wir wussten schon lange, dass er einer der profiliertesten Experimentalphysiker ist.» Der Nobelpreis sei ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Grundlagenforschung. Auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) gratulierte: «Peter Grünberg hat mit seiner Entdeckung nicht nur physikalische Erkenntnisse gewonnen, sondern auch Innovationen angestoßen, die im Alltag genutzt werden und hochwertige Arbeitsplätze in Deutschland und weltweit geschaffen haben.»

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