09.02.2024

Probebohrung für tiefe Geothermie

500-Meter-Bohrung für die Erdwärmenutzung im Rheinland gestartet.

Seit einer Woche wird vor dem Kraftwerk im rheinischen Weisweiler eine 500-Meter-Bohrung niedergebracht. Es ist die zweite Bohrung innerhalb weniger Monate. Sie wird das Wissen über den Untergrund und seine Eignung für die tiefe Geothermie erweitern. Zudem will das Forschungsteam dort eine tiefe Erdwärmesonde installieren, deren aufgenommene Energie über eine Wärmepumpe erschlossen werden kann. Damit würde dort mittelfristig Tiefenwärme zutage gefördert werden, um die noch zu errichtenden Forschungsgebäude zu heizen.

Abb.: Bohrplatz für eine geothermische Erkundungsbohrung in Weisweiler.
Abb.: Bohrplatz für eine geothermische Erkundungsbohrung in Weisweiler.
Quelle: RWE Power AG

Auch die zweite Bohrung ist Teil des inter­nationalen Interreg-Forschungs­projekts DGE-ROLLOUT*. Es wurde vom Geologischen Dienst NRW koordiniert. Für die ersten Bohrungen in Weisweiler sorgt das Unternehmen RWE Power. Die Erdwärmesonde ist eine Spezial­anfertigung aus der Schweiz und wird betreut von der Fraunhofer-Einrichtung für Energie­infrastrukturen und Geothermie IEG, die in das erste, einhundert Meter tiefe Bohrloch seismologische Messgeräte eingebaut hat. „Mit diesem aufwändigen Projekt und unserem kommenden Standort in Weisweiler wollen wir weitere Untergrunddaten sammeln, die wir auf dem Weg zu Strukturwandel und Wärmewende im Rheinland brauchen“, sagt Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer IEG.

Auf der Grundlage der beiden Bohrungen könnte später eine tiefe Erkundungs­bohrung niedergebracht werden, um Thermalwasser führende Erdschichten zu orten. Sie würde auf ihrem Weg in die Tiefe auch den Kohlenkalk erreichen. „Wir vermuten dieses karbo­natische Reservoir­gestein ab einer Tiefe von etwa 1.300 Metern“, sagt Martin Salamon vom Geologischen Dienst in Krefeld. Geologische Erkundungen, wie Bohrungen und seismische Messungen, sind für die Erschließung zwingend erforderlich.

Studien der Fraunhofer IEG zeigen, dass Tiefengeothermie den aktuellen Wärmebedarf Deutschlands mindestens zu einem Viertel decken könnte. Das geothermische Potenzial von NRW ist besonders groß. Heißes Wasser aus der Tiefe wird zum Beispiel in Paris, Wien und München zur klima­freundlichen Wärme­versorgung genutzt. Ist das Thermalwasser in ausreichenden Mengen vorhanden und heiß genug, kann es bei der Fernwärme-­Versorgung von Haushalten oder auch in der Industrie fossile Energieträger, wie Erdgas und Braunkohle, ersetzen.

„Vom Kraftwerk Weisweiler zieht sich eine Fernwärmeleitung von RWE bis nach Aachen. Wenn sie eines Tages mit Tiefen­geothermie erzeugte und damit regenerative Fernwärme transportiert, sind Energiewende und Strukturwandel in unserer Region wieder ein gutes Stück weiter“, sagt RWE Power-Vorstands­mitglied Lars Kulik.

Fh.-IEG / JOL

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