Quantenrauschen im Tunneleffekt gezähmt
Forschende der Universität Duisburg-Essen haben gezeigt, wie sich das zufällige Rauschen, das der quantenmechanische Tunneleffekt verursacht, gezielt beeinflussen und nutzen lässt.
Der HiFi-Enthusiast hasst es, Elektroniker:innen macht es die Arbeit schwer: Rauschen. Diese ungewollten, zufälligen Störungen aus der Umgebung, die das eigentliche Signal überlagern und verfälschen können aber auch nützlich sein und Prozesse verstärken. Der dahintersteckende Mechanismus ist die „stochastische Resonanz“. Bei diesem Phänomen verstärken kleine zufällige Schwankungen ein eigentlich schwaches Signal, sodass es klarer und regelmäßiger wahrgenommen werden kann. Eine Arbeit von Forschenden der Universität Duisburg-Essen (UDE) eröffnet jetzt neue Perspektiven für zukünftige Quantenbauelemente.

In einer Kooperation aus Experiment und Theorie ist es den Arbeitsgruppen um Axel Lorke und Jürgen König an der UDE nun gelungen, stochastische Resonanz in einem Quantenphänomen zu beobachten. Mithilfe von hochauflösender Laserspektroskopie haben die Arbeitsgruppen die Bewegung eines einzelnen Elektrons verfolgt, das sich entweder in einem Quantenpunkt befinden kann oder außerhalb in einem Elektronenreservoir. Zwischen Reservoir und der winzigen Nanostruktur gibt es eine Barriere, die das Elektron aber aufgrund des quantenmechanischen Tunneleffekts durchdringen kann.
Der Tunnelprozess, dessen Erforschung mit dem diesjährigen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, ist vollkommen zufällig und stellt damit eine Rauschquelle für die Elektronenbewegung dar. Durch Anlegen einer kleinen Wechselspannung konnte diese Zufallsbewegung aber gebändigt werden, sodass das Elektron deutlich regulärer zwischen Quantenpunkt und Elektronenreservoir hin- und her pendelte.
Um dies zu zeigen, wurden mithilfe von hochentwickelten statistischen Methoden Millionen von Tunnelprozessen zeitlich analysiert. Überraschend dabei: Die beste Unterdrückung der Zufallsbewegung tritt nicht bei der Frequenz auf, die nach den üblichen Erklärungen der Stochastischen Resonanz zu erwarten gewesen wäre. Je nach Stärke der Wechselspannung lag sie zum Teil sogar deutlich darunter. Ein Phänomen, das noch nicht vollständig verstanden ist und die Tür zu weiteren Untersuchungen aufstößt.
Die Arbeit der Duisburger Physiker ist von Relevanz für visionäre Quantenbauelemente, beispielsweise für abhörsichere Kommunikationskanäle, in denen die einzelnen Bits möglichst regelmäßig verschickt werden sollen. [UDE / dre]
Weitere Informationen
- Originalpublikation
H. Mannel, J. Zöllner, E. Kleinherbers, et al., Quantum stochastic resonance in a single-photon emitter, Commun. Phys. 8, 404, 14. Oktober 2025; DOI: 10.1038/s42005-025-02334-4 - Elektronische und magnetische Eigenschaften von Vielteilchensystemen (AG König), Theoretische Physik, Fakultät für Physik, Universität Duisburg-Essen, Duisburg
- Optische und elektronische Eigenschaften von Nanostrukturen (AG Lorke), Experimentalphysik, Fakultät für Physik, Universität Duisburg-Essen, Duisburg














