Röntgen- mit Lichtmikroskop kombiniert
Neue Methode liefert Einblicke in komplexe Prozesse von Zellen.
Forscher der Universität Göttingen konnten mit einem neuartigen Mikroskopieverfahren sowohl die beleuchtete als auch die nicht im Licht erkennbare Seite einer Zelle sichtbar machen. Das Team unter der Leitung von Tim Salditt und Sarah Köster vom Institut für Röntgenphysik heftete dafür Leuchtmoleküle an die Zellmoleküle. Durch das kontrollierte Hell- und Dunkelschalten der Leuchtmoleküle in Teilbereichen des Bildes lassen sich Zellmoleküle trennscharf lokalisieren und ihre Wechselwirkungen darstellen.
Abb.: STED-Aufnahme (li.) und eine Röntgen-holographische Abbildung (re.) derselben Herzmuskelzelle einer Ratte. (Bild: GAU)
Um auch die nicht-beleuchteten Bestandteile der Zelle abzubilden, arbeitete das Göttinger Team mit einem speziellen Mikroskopieverfahren. Dieses kombiniert ein Lichtmikroskop nach dem STED-Prinzip (Stimulated Emission Depletion), welches den beleuchteten Bereich der Zelle darstellt, mit einem Röntgenmikroskop, welches den nicht beleuchteten Bereich der Zelle darstellt. „Mit dem neuartigen Röntgen-STED-Mikroskop haben wir Herzmuskelzellen aufgenommen“, erklärt Forscher Marten Bernhardt. „Die darin enthaltenen Proteinnetzwerke wurden im STED-Modus abgebildet. Diese STED Aufnahmen konnten wir dann in die Röntgenaufnahmen der Zelle einpassen. Beide Aufnahmen werden praktisch direkt hinter einander aufgenommen.“
„Durch die komplementären Kontraste versprechen wir uns ein vollständigeres Verständnis der Kontraktion von Herzmuskelzellen und ihrer Krafterzeugung“, ergänzt Salditt. Bei der Konzeption des STED-Mikroskops arbeiteten die Wissenschaftler eng mit dem Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY, einem Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft, und der von Nobelpreisträger Stefan W. Hell gegründeten Firma Abberior zusammen. „In Zukunft wollen wir so auch dynamische Prozesse in lebenden Zellen beobachten“, schließt Köster, Sprecherin des Göttinger Sonderforschungsbereich „Kollektives Verhalten weicher und biologischer Materie“, in dessen Forschungsprogramm die Experimente integriert sind.
GAU / JOL