Röntgenplatten aus der Sprühdose
Kostengünstige Röntgendetektoren aus keramischen Partikeln.
Digitale Röntgensysteme sind aus der Gesundheitsversorgung nicht mehr wegzudenken. Ein Röntgendetektor ersetzt darin den früheren Röntgenfilm. Heutige Detektoren sind teuer, empfindlich und in der Auflösung begrenzt. Nun ist es Wissenschaftlern im Kooperationsprojekt HOP-X gelungen, neue Materialien für Detektoren zu entwickeln: Sie betteten dazu Keramik-Partikel in einen leitfähigen Kunststoff ein. Die Bestandteile dieses Komposit-Detektors lassen sich in Lösungsmittel einrühren und dann wie ein Lack durch Sprühen auftragen. Damit lassen sich zukünftig Röntgendetektoren kostengünstig im großen Maßstab und mit hoher Bildauflösung herstellen.
Abb.: Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt die Verteilung der keramischen Partikel im Kunststoff in den gesprühten Röntgendetektoren. (Bild: INM)
Röntgendetektoren bestehen aus einer Szintillatorschicht und einer Photodiode. Die Szintillatorschicht wandelt Röntgenstrahlung in sichtbares Licht um, welches die Photodiode aufnimmt. Solche Detektoren sind schwer herzustellen und teuer. Ihre Auflösung ist begrenzt, weil sich die aufgefangenen Signale gegenseitig stören können. Um Röntgendetektoren kostengünstiger herzustellen, beschritten Wissenschaftler der Siemens Healthcare GmbH, des Leibniz-Instituts für neue Materialien INM, der Unis Erlangen und Hamburg und weiterer Partner im Projekt HOP-X einen neuen Weg: Sie verwendeten Materialien, die für flexible Solarzellen entwickelt wurden und passten sie auf Röntgenstrahlung an.
Die Wissenschaftler am INM stellten dazu keramische Partikel her, die im Röntgenlicht aufleuchten. Diese betteten sie in einen leitfähigen Kunststoff ein. Er wandelt das Licht in elektrischen Strom um, der vom Röntgengerät registriert wird. Die Forscher untersuchten außerdem die Strukturen, die aus Partikeln und Kunststoff gebildet werden. „Wir untersuchten die Proben mit elektronenmikroskopischen Verfahren anhand dünner Schichten, die wir mit Ionenstrahlen aus dem Komposit schnitten“, sagt Tobias Kraus, Leiter des Programmbereichs Strukturbildung am INM. „Mithilfe dieser Analytik konnten wir zeigen, wie sich die Partikel und der Kunststoff bei verschiedenen Mischverhältnissen anordnen. Dadurch war es unseren Projektpartnern möglich, die Mischverhältnisse für die empfindlichsten Röntgendetektoren abzuleiten.“ Dann seien scharfe Röntgenbilder auch bei geringer Strahlungsdosis möglich.
Die Ergebnisse zeigen, dass Röntgendetektoren aus diesen neuen Materialien die strengen Anforderungen der Medizintechnik erfüllen können. Derzeit arbeiten die Forscher an Prozesstechniken, um größere Detektoren herzustellen.
INM / RK