15.02.2011

Röntgenstrahlen lösen Rätsel um Van Goghs Gemälde

Untersuchungen mit Synchrotron-Röntgenstrahlung zeigen, weshalb einige Gemälde aus dem 19. Jahrhundert mit fortschreitendem Alter ihre Leuchtkraft einbußen.

Untersuchungen mit Synchrotron-Röntgenstrahlung zeigen, weshalb einige Gemälde aus dem 19. Jahrhundert mit fortschreitendem Alter ihre Leuchtkraft einbußen.

Forscher um Koen Janssens von der Universität Antwerpen in Belgien haben entdeckt, dass eine komplexe chemische Umwandlung für den Verlust der Leuchtkraft auf zwei Gemälden von Vincent Van Gogh und von weiteren Bildern anderer Maler des ausgehenden 19. Jahrhunderts verantwortlich ist. Diese Entdeckung ist ein erster Schritt, um zu verhindern, dass die leuchtenden gelben Farben in vielen der berühmten Bildern Van Goghs nach und nach unter einer bräunlichen Schicht verschwinden und das Original verfälschen. Die Forschungsergebnisse legen nahe, betroffene Gemälde so gut wie möglich vor UV- und Sonnenlicht zu schützen.

Abb.: Mikroskopaufnahme der künstlich gealterten Farbprobe, die mit Synchrotron-Röntgenstrahlung untersucht wurde, um die zerstörerische Chrom-Reduktionsreaktion nachzuweisen, jeweils vor und nach der Alterung mit UV-Strahlen. (Bild: Universität Antwerpen, Fachbereich Chemie)

Um den Geheimnissen der chemischen Umwandlung der gelben Farbe mit Hilfe von Synchrotron-Röntgenstrahlung an der ESRF in Grenoble und bei DESY in Hamburg auf die Spur zu kommen, musste eine beeindruckende Vielfalt von analytischen Verfahren angewendet werden. Die Forscher entdeckten eine chemische Reaktion in der Schicht, wo Farbe und Firnis zusammentreffen. In dieser extrem dünnen Schicht von nur einigen Mikrometern Dicke kommt Sonnenlicht mit getrockneter Ölfarbe in Berührung und löst eine bisher unbekannte chemische Reaktion aus, die Chromgelb in braune Pigmente verwandelt und so die ursprüngliche Farbkomposition verändert. Eines der Verfahren, das an den Universitäten Antwerpen und Perugia sowie bei DESY und der ESRF eingesetzt wurde, war die Röntgenbeugung mit verschiedenen Spektroskopien unter Verwendung von Infrarotstrahlung, Elektronen und Röntgenstrahlen.

Van Goghs Entscheidung, diese neuartigen, leuchtenden Farben für seine Gemälde zu verwenden, zählt als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Kunst. Van Gogh kam es bei seiner Farbwahl nicht auf Realitätsnähe, sondern auf Stimmungen und Gefühle an. Das war damals völlig neu – ermöglicht durch die Entwicklung neuer Methoden zur Pigmentherstellung im 19. Jahrhundert. Die Leuchtkraft der neuen industriell hergestellten Farbpigmente, wie z.B. Chromgelb, gab Van Gogh die Möglichkeit, beispielsweise in seinen Sonnenblumenbildern diese Farbintensität zu erzielen.

„Wir planen bereits die nächsten Experimente, da wir der Frage nachgehen möchten, welche Bedingungen die Chromreduktion begünstigen, und ob es überhaupt möglich ist, Pigmente in bereits eingetrübten Gemälden in ihren Ursprungszustand zurückzuführen,“ erklärt Janssens.

DESY / AL


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