Rosat: wo und wann stürzt er ab?
Der berühmte deutsche Forschungssatellit tritt irgendwann am Wochenende in die Atmosphäre ein. Er hat in den 90ern die bis heute genauste Vermessung des gesamten Röntgenhimmels geliefert.
Nach über 21 Jahren im All wird der Röntgensatellit Rosat voraussichtlich Ende der Woche beim Eintritt in die Erdatmosphäre zerbrechen, aber nicht völlig verglühen. Wo und wann die Trümmer einschlagen, lässt sich erst kurz vorher genauer bestimmen: Der Satellit bewegt sich auf einer Bahn mit einer ursprünglichen Höhe von 580 Kilometern und einer Inklination von 53 Grad. Dadurch können die Trümmer weltweit zwischen 53 Grad nördlicher und 53 Grad südlicher Breite niedergehen. Für mögliche Schäden haften die Betreiber des 2,4 Tonnen schweren Objekts, Deutschland und die Vereinigten Staaten, nach dem Weltraumrecht.
Abb.: Der All-Sky-Survey, hier im Bereich von 0,1 bis 2 Kilo-Elektronvolt gehörte zu den wesentlichen Erfolgen der Rosat-Mission. (Bild: MPE Garching)
Rosat verglüht nicht völlig in der Atmosphäre, weil das Hauptinstrument an Bord – ein vierfach geschachteltes Wolter-Teleskop – aus dem hitzebeständigen Keramikglas Zerodur besteht. Er ist der massereichste deutsche Satellit, damals geleitet vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über das Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen. Nach über zehnjähriger Missionszeit wurde er 1998 schwer beschädigt, weil ein Sternensensor ausfiel, wodurch die Lagerregelung versagte und die Elektronik an Bord schließlich überhitzte. Danach schalteten Ingenieure den Satelliten ab, der seitdem ungesteuert um die Erde kreist. Selbst intakt hätte er sich nicht gezielt zum Absturz bringen lassen, weil dafür an Bord kein Triebwerk vorgesehen war.
Im Betrieb beobachtete das Observatorium über 9000 Einzelobjekte. Daneben durchmusterte es den Himmel nach starken und schwachen Röntgenquellen, die schließlich in zwei Katalogen mit über 120.000 astronomischen Objekten zusammengefasst wurden. Vor der Mission waren lediglich rund 1000 Röntgenquellen bekannt gewesen. Danach waren Astronomen damit beschäftigt, diese Objekte auch im optischen Spektralbereich zu finden und nachzubeobachten.
Alle später gestarteten Röntgenteleskope konzentrierten sich völlig auf die Beobachtung von Einzelobjekten, so dass der Rosat All-Sky Survey bis heute die genauste Himmelsdurchmusterung im Röntgenbereich bleibt. Die einzige Ausnahme bildete die deutsche Mission Abrixa, die wegen eines Konstruktionsfehlers direkt nach dem Start im Jahr 1999 ausfiel. Erst 2013 soll mit dem russischen Satelliten Spectrum-X-Gamma eine weiträumigere Himmelsdurchmusterung von Röntgenquellen stattfinden. Dafür baut das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching derzeit das Instrument erosita, bei dem es auf Erfahrungen aus dem Bau des Hauptspiegels an Bord von Rosat aufsetzen kann. Mit ihm wollen Astronomen noch weiter entfernte Schwarze Löcher und Galaxiengruppen nachweisen und vermessen.
Karl Urban
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PH