09.11.2004

Rostock ehrt Albert Einstein

Albert Einstein hat nur von einer einzigen deutschen Hochschule eine Ehrendoktorwürde erhalten - und das ausgerechnet in Medizin.


Albert Einstein hat nur von einer einzigen deutschen Hochschule eine Ehrendoktorwürde erhalten - und das ausgerechnet in Medizin.

Rostock (dpa) - Der geniale Physiker Albert Einstein (1879-1955) hat nur von einer einzigen deutschen Hochschule eine Ehrendoktorwürde erhalten - und das ausgerechnet in Medizin. 85 Jahre später gedenkt nun die Universität Rostock dieser Verleihung. Am Mittwoch soll an dem Haus des Philosophen Moritz Schlick (1882-1936), bei dem Einstein öfters gewohnt hatte, eine Gedenktafel enthüllt werden.

«Zum 500-jährigen Bestehen der Universität im Jahr 1919 konnten die einzelnen Fakultäten eine gewisse Anzahl zu ehrender Persönlichkeiten nennen», erklärt Universitätssprecher Karl-Heinz Kutz. «Einstein tauchte darauf jedoch zunächst nicht auf. Als das Moritz Schlick erfuhr, setzte er sich für ihn ein, und so wurde er auf die einzige Liste gesetzt, auf der noch freie Plätze waren, die der Medizin.»

Auf diese Weise wurde der spätere Physik-Nobelpreisträger am 12. November 1919 zum «Dr. med. h.c.». In der Urkunde heißt es pathetisch: «Am Tage der Fünfhundertjahrfeier der Universität Rostock ernennt die Medizinische Fakultät ... Herrn Professor Albert Einstein in Anerkennung der gewaltigen Arbeit seines Geistes, durch die er die Begriffe von Raum und Zeit, von Schwerkraft und Materie von Grund aus erneuert hat, ehrenhalber zum Doktor der Medizin.» Neben Einstein wurden 31 weitere Honoratioren gewürdigt, darunter sein Physiker-Kollege Max Planck. Einstein hat zudem mehrere Ehrendoktorwürden ausländischer Universitäten erhalten.

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten hätte Einstein, der 1933 in die USA ausgewandert war und 1934 ausgebürgert wurde, seine Ehrendoktorwürde eigentlich verlieren müssen, denn allen Ausgebürgerten wurden solche Ehrentitel aberkannt. «Im Februar 1938 erreichte die Universitätsleitung eine entsprechende Liste des NS-Volksbildungsministeriums, auf der auch Einstein stand», erläutert Kutz. «Aber entweder fand man ihn nicht, weil man ihn in der falschen Fakultät suchte, oder es gab jemanden in der sonst als sehr linientreu bekannten Universität, der genug Menschenverstand und Mut hatte, die Liste zu ignorieren.»

Von Einsteins Aufenthalten in Rostock ist nicht viel überliefert. «Sicher ist nur, dass er öfter dort Station machte, wenn er vom Ostseebad Warnemünde aus per Schiff zu seinem Kollegen Niels Bohr nach Kopenhagen fuhr, der 1922, ein Jahr nach Einstein, den Physik- Nobelpreis für seine Pionierarbeit auf dem Gebiet der Atomphysik erhielt», sagt der Rostocker Diplom-Physiker und Philosoph Olaf Engler. «Dabei übernachtete er stets bei Moritz Schlick, mit dem er seit 1915 einen regen Briefwechsel pflegte.»

Schlick war einer der ersten Philosophen, die sich mit den Auswirkungen von Einsteins Theorie, wonach Raum und Zeit keine unveränderlichen Größen sind, auf das Weltbild befassten. «Es ist überliefert, dass nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Schlicks Wohnung gefeiert wurde, wobei Einstein auch zu seiner berühmten Geige griff», weiß Engel.

Im Albert-Einstein-Jahr 2005 wird sich in Deutschland und der Welt noch vieles um den genialen Physiker drehen: Seine bahnbrechende Relativitätstheorie besteht dann seit hundert Jahren, zudem wird sein 50. Todestag begangen.

Axel Büssem, dpa

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