24.04.2025

Scharfer Blick ins Gehirn

Der Leibniz-Gründungspreis 2025 geht an die DeepEn GmbH.

Tiefe Einblicke in das Gehirn und andere Organe – mit einer bislang unerreichten Auflösung bei minimaler Invasivität: Das ermöglicht die DeepEn GmbH aus Jena. Ihre Technologie eröffnet neue Chancen für die neurowissenschaftliche Forschung und die Medizin. Dahinter steht eine Ausgründung aus dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT) in Jena, die das weltweit dünnste Mikroskopie-Gerät entwickelt hat.


Abb.: Leibniz-Gründungspreis 2025: Das ausgezeichnete Gründungsteam von DeepEn
Abb.: Leibniz-Gründungspreis 2025: Das ausgezeichnete Gründungsteam von DeepEn (Sergey Turtaev, Jiri Hofbrucker, Hana Čižmárová, Tomáš Čižmár, Patrick Westermann) mit Leibniz-Vizepräsident Sebastian Lentz und Leibniz-Präsidentin Martina Brockmeier (v.r.).

Quelle: D. Ausserhofer / Leibniz-Gem.

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Für diese Innovation erhält DeepEn den mit 50.000 Euro dotierten Gründungspreis 2025 der Leibniz-Gemeinschaft. Das Preisgeld möchte das 2024 gegründete Start-up für die Vorbereitung der Markteinführung des Mikroendoskops, NeuroDeep, Ende 2025 verwenden. „Wir planen eine große Marketingkampagne sowie die Teilnahme an Messen in Europa, Asien und den USA“, sagt Hana Čižmárová, die bei DeepEn die Kundenentwicklung leitet. „Dafür können wir das Preisgeld hervorragend einsetzen.“

Mit Hilfe präziser holografischer Lichtsteuerung können optische Glasfasern mit dem Durchmesser eines menschlichen Haares als leistungsstarke Bildgebungsgeräte in tiefliegenden Körperregionen genutzt werden. Diese ultraminimal invasiven Instrumente sollen zunächst die neurowissenschaftliche und biomedizinische Forschung beschleunigen und insbesondere zum Verständnis von Alterungsprozessen, degenerativen Veränderungen und Neuroplastizität beitragen. „Unsere fortschrittliche Bildgebungstechnologie soll Forschenden helfen, neue therapeutische Strategien für neuronale Störungen zu entwickeln“, erklärt Sergey Turtaev, Geschäftsführer und Mitbegründer von DeepEn. „Langfristig, sobald weitere technische Hürden überwunden sind, könnten diese haardünnen Endoskope eine neue Generation klinischer Geräte prägen.“

Basis für die Entwicklung ist die international führende Forschungsarbeit der Gruppe für Holographische Endoskopie unter der Leitung von Tomáš Čižmár am Leibniz-IPHT: In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität Prag, Institut für Wissenschaftliche Instrumente der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno, sowie dem Leibniz-Institut für Neurobiologie und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg entwickelte das DeepEn-Team den Prototypen eines hochauflösenden holografischen Endoskops.

DeepEn wird zunächst primär sein Laborsystem NeuroDeep® vermarkten, das sich an private und öffentliche Labore richtet. Zudem bietet DeepEn dazu passende Einweg-Endoskopiesonden zur Verwendung im lebenden Gewebe sowie kundenbezogene Serviceleistungen und Schulungen an.

Das Gründungsteam von DeepEn besteht aus Sergey Turtaev, Tomáš Čižmár, Hana Čižmárová, Jiri Hofbrucker und Patrick Westermann. DeepEn wurde bereits über EXIST-Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und wurde im Januar 2024 als GmbH gegründet. Im Frühjahr 2025 schloss das Start-up erfolgreich eine Seed-Investitionsrunde in Millionenhöhe ab. Das Projekt Neurogate, eine Kooperation von DeepEn mit dem Leibniz-IPHT und zwei europäischen Forschungsinstituten, erhielt im Januar eine 2,5 Millionen-Euro-Förderung des „EIC Transition“-Programms von Horizon Europe, dem Europäische Rahmenprogramm für Forschung und Innovation. Gemeinsam entwickelt das Konsortium die minimalinvasive Technologie für noch anspruchsvollere Anwendungen weiter.

Für den Leibniz-Gründungspreis 2025 waren neben DeepEn drei weitere Gründungsprojekte aus Leibniz-Instituten nominiert. All-About-Accuracy (IHP GmbH - Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik, Frankfurt/Oder) arbeitet an einem hochpräzisen Lokalisierungssystem zur Echtzeit-Ortung von Personen, Gegenständen, Gebäude- oder Anlagenteilen sowie fahrenden oder fliegenden Systemen zum Einsatz in Industrieautomation, Transport und Logistik. KidAir (Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig) entwickelt tragbare Umweltüberwachungsgeräte, die speziell darauf ausgelegt sind, die Exposition von Kindern gegenüber Luftverschmutzung durch Feinstaub, Kohlendioxid etc. zu erfassen. Urban Heat Adapt (Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden) bietet Dienstleistungen zur Beurteilung und Verbesserung des thermischen Komforts in städtischen Gebieten auf Basis von Daten eines neuartigen mobilen Klimamessgeräts.

Leibniz-Gem. / DE


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