19.07.2018

Schutz vor dem Verblassen

Software kann das Ausbleichen von Farbpigmenten in historischen Dokumenten durch Beleuchtung abschätzen.

Sonnenlicht lässt Farben ausbleichen – das kennt man sowohl von den eigenen Haaren, die im Sommer heller werden, als auch von alten Fotos, Straßen­schildern oder Autos. Doch nicht nur das Licht der Sonne, auch Kunst­licht verändert Farben. Besonders groß ist der Schaden, wenn es sich um die Tinte auf historischen Dokumenten oder die Farbe auf Gemälden handelt. Bibliotheken und Museen mit wertvollen Beständen überlegen deshalb sehr genau, welche Werke sie öffentlich zeigen und damit der Gefahr des Verblassens aussetzen. Zwei Physiker der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) haben nun eine Daten­bank und eine Soft­ware entwickelt, die eine Vorher­sage des Einflusses von Licht auf zahlreiche Farb­stoffe und Pigmente ermöglicht.

Abb.: Nach der Beleuchtung mit verschiedenen Lichtquellen wird die Veränderung der Pigmente vermessen. (Bild: A. Schröder / HTWK Leipzig)

„Bis ins 19. Jahrhundert wurden Farben wie Purpurrot, Safran­gelb oder Azur­blau aus Mineralien, Pflanzen und tierischen Zutaten hergestellt. Einige dieser Farb­pigmente verblassen sehr schnell, wenn sie der Strahlung bestimmter Licht­quellen aus­gesetzt werden“, erklärt Christian Weick­hardt von der HTWK Leipzig. Gemeinsam mit seiner Kollegin Beate Villmann untersucht er seit mehreren Jahren den Einfluss verschiedener Licht­spektren auf Farb­pigmente.

Für ihre aktuellen Versuche haben die Wissenschaftler 64 Farben, die vom Mittel­alter bis in die Renaissance verwendet wurden und als besonders empfindlich gelten, auf Probe­karten aufgebracht. Im Labor wurden die Probe­karten anschließend über mehrere Monate mit 16 verschiedenen Wellen­längen bestrahlt und regel­mäßig hinsichtlich ihrer Farb­veränderung vermessen. Aus diesen Daten haben die beiden Physiker nun ein mathematisches Modell entwickelt, das die Schädigung der Farb­pigmente für eine beliebige Licht­quelle ausgehend von deren Emissions­spektrum vorhersagen kann. „Es kommen ja ständig neue Leucht­mittel auf den Markt. Mit unserer Soft­ware können Restauratoren und Kuratoren abschätzen, wie lange sie welche Kunst­werke mit einem bestimmten Licht beleuchten können, ohne dass es zu sichtbaren Schäden kommt“, so Beate Villmann.

Aktuell wird die Bedienoberfläche der Software noch optimiert, um sie anwender­freundlich zu gestalten. Parallel dazu planen Beate Villmann und Christian Weickhardt bereits weitere Versuche, damit künftig auch der Einfluss der Umgebungs­atmosphäre auf das Verblassen von Pigmenten abschätzbar wird. Für ihre Forschung werden Christian Weickhardt und Beate Villmann von der Koordinierungs­stelle für die Erhaltung des schriftlichen Kultur­guts aus Mitteln des Beauftragten der Bundes­regierung für Kultur und Medien und der Kultur­stiftung der Länder gefördert.

HTWK Leipzig / DE

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