12.11.2025 • SonnensystemforschungGeophysik

Sonnenerruptionen: Polarlichter und mögliche GPS-Beeinträchtigung

Mehrere Sonnenflares und koronale Massenauswürfe ereigneten sich vom 9. bis 11. November und führen derzeit bis Süddeutschland zu Polarlichtern.

Zwischen dem 9. und 11. November 2025 kam es auf der Sonne zu mehreren inten­siven Sonnen­flares, darunter ein besonders starker Ausbruch der Klasse X5.1 – einer der energie­reichsten der letzten Jahre. Mit diesen Flares gingen mehrere koronale Massen­auswürfe (CMEs) einher, die nun auf die Erde treffen. In der Nacht vom 11. auf den 12. November 2025 erreichte der daraus resul­tie­rende geo­magneti­sche Sturm zeit­weise die Stufe G4 („severe“). Fach­leute halten es für mög­lich, dass sich die Aktivi­tät in den kommenden Stunden noch zu einem G5-Sturm, der höchsten Warn­stufe, steigern könnte. Damit ist dieses Ereignis noch einmal deutlich stärker als der G3 Sturm von letzter Woche. In den kommen­den Nächten besteht somit weiter­hin die Chance, in Deutsch­land Polar­lichter zu beob­achten.

Polarlichter bei Andøya in Norwegen
Polarlichter bei Andøya in Norwegen
Quelle: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Das NOAA Space Wea­ther Pre­dic­tion Cen­ter und das Iono­sphere Moni­to­ring and Pre­dic­tion Cen­ter (IMPC) des Deut­schen Zen­trums für Luft- und Raum­fahrt (DLR) beob­achten die Ent­wick­lung fort­laufend. Es wird vor mög­li­chen Be­ein­träch­ti­gungen der Satel­liten­navi­ga­tion (zum Beispiel GPS) gewarnt.

Die Signale der Satel­liten werden beim Durch­queren der Iono­sphäre be­ein­flusst: Durch das Plasma der Ionosphäre werden Radio­signale „abge­lenkt”. Der ent­schei­dende Faktor ist dabei der Elek­tronen­gehalt (TEC, engl. „Total Elec­tron Con­tent“) der Iono­sphäre, also die Anzahl an Elek­tronen entlang des Signal­pfads. Welt­raum­wetter-Ereig­nisse können den TEC sehr schnell verändern, wodurch diese „Ablen­kung“ der Signale schwer vorher­zu­sehen und zu kor­ri­gie­ren ist.

Für die satelliten­gestützte Navi­gation ist dies von großer Relevanz, da die Orts­bestim­mung über Zeit­ver­schie­bung des Ein­treffens der Signale von mehreren Satel­liten erfolgt. Das „Ablen­ken” des Signals und die damit verbun­dene minimale Zeit­abwei­chung führt zu einer leicht fehler­haften Positio­nie­rung. Man spricht hier von einem Aus­breitungs­fehler.

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Extrem gefährlich sind solche Fehler bei Anwendungen, die eine hochgenaue Ortung benötigen – zum Beispiel fahrer­lose Autos. Mit TEC-Karten aus Iono­sphären­modellen können diese Abwei­chungen erfasst und korrigiert werden.

Zusätzlich kann das Welt­raum­wetter iono­sphärische Störungen verur­sachen, also starke zeit­liche und räum­liche Schwan­kungen des Elektronen­gehalts. Diese Störungen verursachen ein Art Rauschen im Satel­liten­signal, in der Fach­sprache als „Szintil­lation“ bezeich­net. Zusätz­liche Unsicher­heiten oder im schlimmsten Fall sogar kompletter Signal­verlust ist die mögliche Folge.

Das umfangreiche Spektrum der am Weltraum­wetter beteiligten Vorgänge wird am DLR-Institut für Solar-Terres­trische Physik in Neu­strelitz in Mecklenburg-Vorpommern erforscht. Hier wird der Bogen gespannt von der Grundlagen­forschung an den physika­lischen Prozessen bis hin zu den anwendungs­orien­tierten Konzepten zur Redu­zie­rung der Auswir­kungen auf anfäl­lige Techno­logien. Das Ziel: durch zeit­nahe, genaue und zuverläs­sige Beobach­tungen und Vorher­sagen die natio­nalen Infra­struk­turen zu schützen und betrof­fene Indus­trien zu unter­stützen. [DLR / dre]

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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)

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51147 Köln
Deutschland

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