07.01.2025 • Quantum2025

Quantengeschichte(n) mit Zukunft

In Deutschland startet das Quantenjahr am 14. Januar mit zwei hochkarätig besetzten Veranstaltungen in Berlin, die eine lässt sich auch im Livestream verfolgen.

Alexander Pawlak

Vom Atomlaser und Bose-Einstein-Kondensat über Quantencomputer und Schrödingers Katze bis Unschärferelation und Verschränkung … das Quantenjahr 2025 ist die Gelegenheit, sich über alles zu informieren, was Sie schon immer über Quantenmechanik wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten.

Die UNESCO hat 2025 zum Internationalen Jahr der Quantenwissenschaften und -technologie erklärt. Die Eröffnungszeremonie findet am 5. Februar in Paris statt. Die deutschen Aktivitäten zum Quantenjahr beginnen mit dem 180. Geburtstag der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bereits am 14. Januar in Berlin. Zwei Veranstaltungen spannen hierbei den Bogen von der Formulierung der Quantenmechanik durch Werner Heisenberg, Max Born und Pascual Jordan im Jahr 1925 zu den Verheißungen neuer Quantentechnologien.

Den Anfang macht eine öffentliche Veranstaltung der DPG in Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin im historischen Hörsaal in der Invalidenstraße. Nach der Eröffnungsansprache des DPG-Präsidenten Klaus Richter und dem Grußwort von Christoph Schneider, Vizepräsident für Forschung an der HU Berlin, berichtet der deutsche Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Ketterle über „Die Welt der Quanten – von der Grundlagenforschung bis zu Quantentechnologien“.

Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Ketterle hält in Berlin den Vortrag zur...
Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Ketterle hält in Berlin den Vortrag zur Eröffnung des Quantenjahres in Deutschland. Er forscht und lehrt seit 1990 in den USA am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT)
Quelle: MIT / Foto: Bryce Vickmark

Der aus Heidelberg stammende Ketterle hat selbst Quantengeschichte geschrieben, als er mit seiner Arbeitsgruppe zu den ersten gehörten, die das bis dahin nur hypothetische Bose-Einstein-Kondensat erzeugen konnten. 1997 demonstrierte er erstmals einen Atomlaser, der die quantenmechanische Wellennatur von Materie ausnutzt. 2001 erhielt Ketterle zusammen mit Eric A. Cornell und Carl E. Wieman den Nobelpreis für Physik „für die Erzeugung der Bose-Einstein-Kondensation in verdünnten Gasen aus Alkaliatomen und für frühe grundsätzliche Studien über die Eigenschaften der Kondensate“.

Im Anschluss wagt eine Podiumsdiskussion einen Blick auf die „Quantenphysik: Die nächsten 100 Jahre“. Moderator ist der Wissenschafts-YouTuber Jacob Beautemps, der 2024 die DPG-Medaille für wissenschaftliche Publizistik erhalten hat. Er begrüßt auf dem Podium mit Heike Riel von IBM Research Quantum Europe die kommende DPG-Präsidentin, den Firmengründer Jan Goetz von IQM Quantum Computers, die Wissenschaftsjournalistin Sabrina Patsch, die im Bereich der Quantenmechanik promoviert hat, den Quantenphysiker Tommaso Calarco vom Forschungszentrum Jülich, der 2016 das Europäische Quanten-Manifest initiiert hat, das zum milliardenschweren EU Quantum Flagship geführt hat, und Henry Marx, Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung.

Der Physiker David Kaiser arbeitet wie Wolfgang Ketterle am Massachusetts...
Der Physiker David Kaiser arbeitet wie Wolfgang Ketterle am Massachusetts Institute of Technology. Er ist nicht nur als Wissenschaftshistoriker ein ausgewiesener Kenner der Geschichte der Quantenmechanik, sondern auch ein aktiver Experimentator, der unter anderem mit Anton Zeilinger zusammengearbeitet hat.
Quelle: Foto: Allegra Boverman / CC BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en

Der amerikanische Physiker und Wissenschaftshistoriker David Kaiser wagt im Anschluss im Magnus-Haus Berlin einen originellen Blick auf die Umstände und Kontexte der Physik im 20. Jahrhundert. Sein Vortrag „Quantum Legacies: Grappling with Quantum Theory over a Turbulent Century“ lässt sich online nach Anmeldung verfolgen und sollte für alle von Interesse sein, die des Englischen mächtig sind und hinter die Kulissen der Quantenmechanik schauen wollen.

Kaiser hat zum Beispiel mit seinem Buch How the Hippies Saved Physics gezeigt, wie das Aufeinandertreffen von Gegenkultur und Physik im Laufe der 1970er-Jahre viele grundlegende Überlegungen zu damals kaum beachteten Fragen der Quantenmechanik angestoßen hat. Die heutzutage im Kontext der Quantentechnologien wichtigen Arbeiten des irischen Physikers John Bell, insbesondere die von ihm formulierten Bell-Ungleichungen, stießen erst im Kontext von oftmals esoterischen Fragestellungen außerhalb des Universitätsbetriebs auf Resonanz. Kaisers Buch zeichnet diese ungewöhnlichen Entwicklungen detailliert nach und stellt ein unerwartet aktuelles Kapitel der Physikgeschichtsschreibung dar.

Quantengeschichten

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Kerstin Sonnabend • 3/2018 • Seite 24

Quanten machen große Sprünge

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Tommaso Calarco • 6/2016 • Seite 3

Ein Flaggschiff für Quanten

Alexander Pawlak • 7/2021 • Seite 69

David Kaiser: Quantum Legacies

Das Quantenjahr lebt natürlich nicht nur von aufschlussreichen Podiumsdiskussionen und Vorträgen, sondern soll auch zum Mitmachen animieren. Informationen zu den geplanten Veranstaltungen und Projekten hält die Webseite quantum2025.de parat. Der thematische Bogen reicht dabei über die reine Physik hinaus und spannt den Bogen auch zu Kunst und Kultur.

Im Deutschen Museum in München befasst sich bereits seit Sommer 2024 eine Sonderausstellung mit der Wechselwirkung von Licht und Materie, die sich nur durch die Gesetze der Quantenphysik erklären lässt.

Das Wissensmuseum im Forum Wissen in Göttingen widmet sich ab 27. März unter dem Titel Was zum Quant?! der Quantenmechanik, deren Geschichte eng mit der Universität verknüpft ist. Die Ausstellung führt in die Grundlagen der Quantenphysik ein, erzählt die Geschichte der Quantenmechanik von ihren Anfängen vor 100 Jahren in Göttingen und blickt in die Gegenwart und die Zukunft.

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