07.12.2021

Stellungnahme zu Angriffen gegen Physiker in der Bildzeitung

TU Braunschweig und HZI verurteilen diffamierende und inhaltlich falsche Berichterstattung.

Als „nicht hinnehmbare Hetze“ verurteilen die TU Braunschweig und das Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung die diffamierende und inhaltlich falsche Bericht­erstattung der Bildzeitung über Michael Meyer-Hermann, Viola Priesemann und Dirk Brockmann am vergangenen Samstag. Online und in der gedruckten Ausgabe hatte Bild die abstruse Behauptung publiziert, die genannten Wissen­schaftler seien persönlich für einschränkende Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie verantwortlich und hatte dazu Bilder von ihnen gezeigt. Bild schafft so ein Klima von Einschüchterung und Angst und trägt zur Radikali­sierung von Impf­gegnern und Verschwörungs­gläubigen bei.

„Wir stehen voll und ganz hinter den Forschungs­arbeiten unseres Mitglieds Michael Meyer-Hermann und seiner Kollegen und Kolleginnen“, so die Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Angela Ittel. Die Physiker hatten die Entwicklung der vierten Welle der Corona-Pandemie modelliert und frühzeitig mögliche Gegen­maßnahmen aufgezeigt. Die Bericht­erstattung der Bildzeitung sei populistische Meinungs­bildung und somit Wasser auf die Mühlen der Impfgegner und Verschwörungs­gläubigen, so die Präsidentin.

„Wir können dankbar sein, dass die Wissen­schaftler und Wissen­schaft­lerinnen den Pandemie­verlauf so präzise berechnen können und ihre Erkenntnisse der Politik und Gesellschaft zur Verfügung stellen, damit möglichst rasch geeignete Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung getroffen werden können,“ sagt Professor Dirk Heinz, Wissen­schaftlicher Geschäfts­führer am Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung, an dem Michael Meyer-Herrmann die Abteilung System-Immunologie leitet. „Worauf sollen sich Politiker und Politike­rinnen in Zukunft stützen, wenn die Wissen­schaftler und Wissen­schaft­lerinnen aus Sorge vor hass­moti­vierter Verfolgung nicht mehr gewillt sind, ihre Expertise in die erforder­lichen Entscheidungs­prozesse einzu­bringen?“

„Da nicht anzunehmen ist, dass Bild für die verbalen Übergriffe gegen Wissen­schaftler und Wissen­schaft­lerinnen um Entschuldigung bitten wird“, so die Präsidentin der TU Braunschweig und der Wissen­schaftliche Geschäfts­führer des HZI, „sind jetzt der Deutsche Presserat und die Journalisten­verbände aufge­fordert, sich mit deutlichen Worten von derlei ‚Bericht­erstattung‘ zu distanzieren. Immerhin steht das hohe Gut ‚Freiheit von Forschung und Lehre‘ unter dem Schutz desselben Grund­gesetz­artikels 5 wie die Presse­freiheit, die der anonyme Autor des Bild­artikels für den Angriff auf die Wissen­schaft in Anspruch nimmt.“

Auch die Humboldt-Universität zu Berlin und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen haben die mediale Verunglimpfung von Wissenschaftlern verurteilt und Beschwerde beim Deutschen Presserat eingereicht.

TU Braunschweig / HZI / RK

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