Stellungnahme zu Angriffen gegen Physiker in der Bildzeitung
TU Braunschweig und HZI verurteilen diffamierende und inhaltlich falsche Berichterstattung.
Als „nicht hinnehmbare Hetze“ verurteilen die TU Braunschweig und das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung die diffamierende und inhaltlich falsche Berichterstattung der Bildzeitung über Michael Meyer-Hermann, Viola Priesemann und Dirk Brockmann am vergangenen Samstag. Online und in der gedruckten Ausgabe hatte Bild die abstruse Behauptung publiziert, die genannten Wissenschaftler seien persönlich für einschränkende Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie verantwortlich und hatte dazu Bilder von ihnen gezeigt. Bild schafft so ein Klima von Einschüchterung und Angst und trägt zur Radikalisierung von Impfgegnern und Verschwörungsgläubigen bei.
„Wir stehen voll und ganz hinter den Forschungsarbeiten unseres Mitglieds Michael Meyer-Hermann und seiner Kollegen und Kolleginnen“, so die Präsidentin der TU Braunschweig, Professorin Angela Ittel. Die Physiker hatten die Entwicklung der vierten Welle der Corona-Pandemie modelliert und frühzeitig mögliche Gegenmaßnahmen aufgezeigt. Die Berichterstattung der Bildzeitung sei populistische Meinungsbildung und somit Wasser auf die Mühlen der Impfgegner und Verschwörungsgläubigen, so die Präsidentin.
„Wir können dankbar sein, dass die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen den Pandemieverlauf so präzise berechnen können und ihre Erkenntnisse der Politik und Gesellschaft zur Verfügung stellen, damit möglichst rasch geeignete Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung getroffen werden können,“ sagt Professor Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, an dem Michael Meyer-Herrmann die Abteilung System-Immunologie leitet. „Worauf sollen sich Politiker und Politikerinnen in Zukunft stützen, wenn die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Sorge vor hassmotivierter Verfolgung nicht mehr gewillt sind, ihre Expertise in die erforderlichen Entscheidungsprozesse einzubringen?“
„Da nicht anzunehmen ist, dass Bild für die verbalen Übergriffe gegen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Entschuldigung bitten wird“, so die Präsidentin der TU Braunschweig und der Wissenschaftliche Geschäftsführer des HZI, „sind jetzt der Deutsche Presserat und die Journalistenverbände aufgefordert, sich mit deutlichen Worten von derlei ‚Berichterstattung‘ zu distanzieren. Immerhin steht das hohe Gut ‚Freiheit von Forschung und Lehre‘ unter dem Schutz desselben Grundgesetzartikels 5 wie die Pressefreiheit, die der anonyme Autor des Bildartikels für den Angriff auf die Wissenschaft in Anspruch nimmt.“
Auch die Humboldt-Universität zu Berlin und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen haben die mediale Verunglimpfung von Wissenschaftlern verurteilt und Beschwerde beim Deutschen Presserat eingereicht.
TU Braunschweig / HZI / RK
Weitere Infos
- Technische Universität Braunschweig
- Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, Braunschweig
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Allianz der Wissenschaftsorganisationen