Sternenfeuer im Labor
Lasergetriebene Kernfusion erreicht Bedingungen wie im Zentrum schwerer Sterne.
Experimente zur Kernfusion lassen nicht nur auf eine künftige Energiequelle für die Menschheit hoffen. Sie liefern auch neue Einsichten zum Energieumsatz von Sternen. Die für die Modellrechnungen notwendigen Daten zu den Wirkungsquerschnitten von Kernreaktionen stammen üblicherweise von Beschleunigerexperimenten. Eine Schwierigkeit bei solchen Experimenten besteht jedoch darin, dass diese Wirkungsquerschnitte zwar bei hohen Energien groß sind und sich dann präzise ermitteln lassen. Bei niedrigeren Energien sinkt die Reaktionsrate wichtiger Fusionsprozesse jedoch rapide ab und lässt sich häufig nur noch schwer vom Hintergrund unterscheiden.
Abb.: Die Implosions-Fusion (rechts) läuft bei den selben Druck- und Temperaturverhältnissen ab wie im Zentrum eines Sterns (links; Bild: LLNL).
Eine Möglichkeit, die notwendigen Plasmabedingungen direkt zu erzeugen, liefert die Anlage zur Trägheitsfusion der National Ignition Facility am Lawrence Livermore National Laboratory in den USA. Einem Forscherteam ist es nun gelungen, erstmals die Wirkungsquerschnitte bei der Fusion von je zwei Deuterium- bzw. Tritiumkernen bei Bedingungen zu studieren, wie sie im Zentrum schwerer Sterne vorliegen. Im ersten Fall fusionierten zwei Deuteriumkerne zu Helium-3, wobei ein Neutron freigesetzt wurde. Im zweiten Fall verschmolzen zwei Tritiumkerne zu Helium-4 und sandten dabei zwei Neutronen aus. Solche Prozesse sind nicht nur für das Verständnis des stellaren Energieumsatzes von Bedeutung – auch wenn gerade bei schweren Sternen der CNO-
Das Experiment nutzte die gebündelte Leistung von 192 Hochleistungs-Laserstrahlen mit einer Gesamtenergie von 0,8 bis 1,5 Megajoule. Diese Strahlen trafen im Zeitraum von einigen Dutzend Nanosekunden auf eine rund einen Zentimeter durchmessende Goldkapsel, in der ein Gasgemisch eingeschlossen war. Je nach Versuch handelte es sich hierbei um eine Mischung von Protium oder Deuterium mit Tritium oder um reines Tritium.
Die starke Laserleistung erhitzte die Goldkapsel enorm, wodurch diese thermische Röntgenstrahlung abstrahlte, die wiederum die kohlenstoffhaltige äußere Hülle der Kapsel verdampfen ließ. Dies geschah blitzschnell und lieferte genügend Druck, um die Goldkapsel samt Inhalt implodieren zu lassen und die gewünschten Druck- und Temperaturparameter zu erzeugen.
Bei den verschiedenen Versuchen lag die erzielte Plasmatemperatur bei einigen Dutzend Millionen Kelvin, die Dichte bei einigen Gramm pro Kubikzentimeter. Das entsprach einer Verdichtung um einen Faktor von etwa 1000. Obwohl die Fusionsbedingungen nur für den Bruchteil einer Nanosekunde lang andauerten, war das ausreichend, um hinreichend viele Fusionsprozesse zu ermöglichen. Die Ionen im Zentrum der Kapsel machten im Schnitt einige Tausend bis Hunderttausend Kollisionen durch. Damit entsprachen die erzielten Bedingungen denjenigen im Zentrum schwerer Sterne mit Massen von knapp zehn bis zu etwa vierzig Sonnenmassen, die am Ende ihrer Lebensdauer in Supernovae verglühen. Zwei Versuche, bei denen eine besonders starke Verdichtung gelang, lagen sogar noch ein Stück über diesen Werten.
Mit diesen Wirkungsquerschnitts-Messungen konnten die Forscher frühere Versuche an Teilchenbeschleunigern validieren. Damit liefern sie eine wichtige unabhängige Bestätigung dieser für die Astrophysik so bedeutsamen Messungen. Bei den Messfehler konnten die Wissenschaftler im Vergleich zu den Beschleunigerexperimenten zwar keine bedeutenden Fortschritte erzielen, doch handelt sich hier noch um die ersten Versuche in diesem Energiebereich. Bei den Messungen bestätigte sich auch die Annahme aus früheren Beschleunigerexperimenten und theoretischen Modellen, dass in diesem Energiebereich keine unerwarteten Resonanzen bei der Fusion auftreten.
Dank der guten Kontrolle über die Reaktionsbedingungen planen die Forscher bereits die nächsten Schritte an der National Ignition Facility. So sollte in hochdichten Plasmen insbesondere der abschirmende Effekt der Plasma-
Aber auch andere Kernreaktionen, die im Innern schwerer Sterne auftreten, wollen die Wissenschaftler nun untersuchen. Mit weiteren Verbesserungen an der Anlage sollten sich auch die Bedingungen in leichteren Sternen von ungefähr einer Sonnenmasse nachstellen lassen. Dann wird es möglich sein, das Zentrum von Sternen wie unserer Sonne direkt im Labor „nachzubauen“.
Dirk Eidemüller
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RK