Strahlenmonitoring mit höchsten Standards
Radioaktivitäts-Messstation auf dem Schauinsland erhält neueste Technik.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betreibt auf dem Schauinsland eine der weltweit führenden Stationen zur Messung der Radioaktivität in der Umwelt. Die parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesumweltministerium (BMU) Rita Schwarzelühr-
Abb.: Radionuklid-
Rita Schwarzelühr-
Inge Paulini ergänzte: „Mit der Installation der neuen Messtechnik wird die gut siebzigjährige Erfolgsgeschichte der Radioaktivitätsmessung auf dem Schauinsland fortgeschrieben. Seit 1957 wird hier die natürliche und künstliche Radioaktivität in der Atmosphäre kontinuierlich überwacht. Mit der neuen Messtechnik kann praktisch jeder oberirdische Kernwaffentest weltweit nachgewiesen werden.“
Die Messstation auf dem Schauinsland ist eine von weltweit siebzig Radionuklidstationen des internationalen Messnetzes (International Monitoring System, IMS) zur Überwachung des Kernwaffenteststopp-
Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Freiburger Forscher damit begonnen, auf dem 1.200 Meter hohen Schauinsland bei Freiburg die kosmische Höhenstrahlung zu messen. Im März 1953 stießen sie dabei auf ungewöhnliche Werte, die sich als Spuren von radioaktivem Fallout eines Atombombentests in der Wüste von Nevada herausstellten. Den Forscher war es damit erstmals gelungen, radioaktive Stoffe aus Atombombentests anderer Staaten in Deutschland nachzuweisen. Die letzte oberirdische Atombombenexplosion im Oktober 1980 in China konnte ebenfalls auf dem Schauinsland nachgewiesen werden. Auch die radioaktive Wolke, die nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Frühjahr 1986 über Europa hinweg zog, wurde auf dem Schauinsland frühzeitig registriert.
Mit modernen Messverfahren lassen sich selbst geringste Konzentrationen radioaktiver Stoffe in der Luft nachweisen. So wurden nach dem Unfall im Kernkraftwerk in Fukushima 2011 in der Messstation auf dem Schauinsland kleinste Spuren der Radioaktivität gemessen, die in Japan freigesetzt worden waren und sich über Nordamerika nach Europa ausbreiteten.
Die neue Messstation ist in einem eigens dafür errichteten Anbau untergebracht und verfügt über eine Vielzahl von Apparaturen, mit denen Messwerte auch im Rahmen des Notfallschutzes erhoben werden.
Eine Besonderheit auf dem Schauinsland ist die Messung der radioaktiven Edelgase Krypton-85 und Xenon-133 in der Atmosphäre. Im Kalten Krieg war es hierdurch mittels jahrzehntelanger Messungen von Krypton-85 gelungen, die Menge kernwaffenfähigen Plutoniums und damit die Kernwaffenarsenale der Supermächte abzuschätzen. Für die Entdeckung von Kernwaffentests ist insbesondere der Nachweis von radioaktivem Xenon von Bedeutung, da Xenon bei unterirdischen Kernwaffentests in geringen Mengen austreten kann. Weltweit gibt es nur wenige Labore, die mit dieser hochempfindlichen Messtechnik vertraut sind.
BfS / DE