29.10.2018

Strahlenmonitoring mit höchsten Standards

Radioaktivitäts-Messstation auf dem Schauinsland erhält neueste Technik.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betreibt auf dem Schauins­land eine der welt­weit führenden Stationen zur Messung der Radio­aktivität in der Umwelt. Die parlamentarische Staats­sekretärin beim Bundes­umwelt­ministerium (BMU) Rita Schwarzelühr-Sutter und die Präsidentin des BfS, Inge Paulini, haben nun ein neues Mess­gerät eingeweiht, welches selbst geringste Konzentrationen radio­aktiver Stoffe im Luft­staub nach­weisen kann. Die Mess­station auf dem Schauins­land ist Deutsch­lands wichtigster Beitrag zur Über­wachung des inter­nationalen Kern­waffen­test­stopp-Abkommens (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty, CTBT). Gerade in einer Zeit, in der inter­nationale, nukleare Abrüstungs­verträge welt­weit in Frage gestellt werden, ist dies ein wichtiger Bau­stein, um die Sicher­heit der Bevölkerung zu gewähr­leisten.

Abb.: Radionuklid-Mess­stelle auf dem Schauins­land an der Mess­hütte des Bundes­amts für Strahlen­schutz (Bild: Wusel007 / CC BY-SA 3.0)

Rita Schwarzelühr-Sutter: „Die Kernwaffen­tests in Nord­korea aus der jüngeren Vergangen­heit zeigen, dass die Über­wachung des Kern­waffen­test­stopp-Abkommens auch heute noch von großer Bedeutung ist. Hierfür wird modernste Technik benötigt. Es ist zu begrüßen, dass das BfS jetzt über diese Technik verfügt.“

Inge Paulini ergänzte: „Mit der Installation der neuen Mess­technik wird die gut siebzig­jährige Erfolgs­geschichte der Radio­aktivitäts­messung auf dem Schauins­land fort­geschrieben. Seit 1957 wird hier die natürliche und künstliche Radio­aktivität in der Atmo­sphäre kontinuierlich über­wacht. Mit der neuen Mess­technik kann praktisch jeder ober­irdische Kern­waffen­test welt­weit nach­gewiesen werden.“

Die Messstation auf dem Schauins­land ist eine von welt­weit siebzig Radio­nuklid­stationen des inter­nationalen Mess­netzes (Inter­national Monitoring System, IMS) zur Über­wachung des Kern­waffen­test­stopp-Abkommens. Der Vertrag von 1996 ist eines der zentralen inter­nationalen Abkommen zur Verhinderung der Weiter­verbreitung von Kern­waffen.

Bereits kurz nach dem Zweiten Welt­krieg hatten Frei­burger Forscher damit begonnen, auf dem 1.200 Meter hohen Schauins­land bei Frei­burg die kosmische Höhen­strahlung zu messen. Im März 1953 stießen sie dabei auf ungewöhnliche Werte, die sich als Spuren von radio­aktivem Fallout eines Atom­bomben­tests in der Wüste von Nevada heraus­stellten. Den Forscher war es damit erst­mals gelungen, radio­aktive Stoffe aus Atom­bomben­tests anderer Staaten in Deutsch­land nachzuweisen. Die letzte ober­irdische Atom­bomben­explosion im Oktober 1980 in China konnte ebenfalls auf dem Schauins­land nachg­ewiesen werden. Auch die radio­aktive Wolke, die nach dem Reaktor­unfall in Tschernobyl im Früh­jahr 1986 über Europa hinweg zog, wurde auf dem Schauins­land früh­zeitig registriert.

Mit modernen Mess­verfahren lassen sich selbst geringste Konzentrationen radio­aktiver Stoffe in der Luft nachweisen. So wurden nach dem Unfall im Kern­kraft­werk in Fukushima 2011 in der Mess­station auf dem Schauins­land kleinste Spuren der Radio­aktivität gemessen, die in Japan frei­gesetzt worden waren und sich über Nord­amerika nach Europa ausbreiteten.

Die neue Messstation ist in einem eigens dafür errichteten Anbau unter­gebracht und verfügt über eine Vielzahl von Apparaturen, mit denen Mess­werte auch im Rahmen des Notfall­schutzes erhoben werden.

Eine Besonderheit auf dem Schauins­land ist die Messung der radio­aktiven Edel­gase Krypton-85 und Xenon-133 in der Atmo­sphäre. Im Kalten Krieg war es hierdurch mittels jahr­zehnte­langer Messungen von Krypton-85 gelungen, die Menge kern­waffen­fähigen Plutoniums und damit die Kern­waffen­arsenale der Super­mächte abzuschätzen. Für die Entdeckung von Kern­waffen­tests ist insbesondere der Nach­weis von radio­aktivem Xenon von Bedeutung, da Xenon bei unter­irdischen Kern­waffen­tests in geringen Mengen austreten kann. Weltweit gibt es nur wenige Labore, die mit dieser hoch­empfindlichen Mess­technik vertraut sind.

BfS / DE

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