Strahlenschutz in Europa
EURAMET startet ein neues europäisches Metrologie-Netzwerk.
Weltweit sind mehr als 23 Millionen Menschen bei der Arbeit zeitweise ionisierender Strahlung ausgesetzt. Die natürliche Strahlung ist allgegenwärtig und betrifft jeden. Und das Thema Strahlenschutz wird immer vielfältiger. Neueste Entwicklungen wie etwa gepulste Strahlung in medizinischen, industriellen oder technischen Anwendungen haben dazu geführt, dass immer häufiger Strahlungsfelder von wachsender Komplexität entstehen. Entsprechend anspruchsvoller wird auch die Metrologie, die genaue Messung dieser Strahlung, als Grundlage der Qualitätssicherung der eingesetzten Messgeräte zum Schutz von Mensch und Natur. Um die Kompetenzen der Metrologen, der Strahlenschützer, der Industrie und der anderen Akteure auf diesem Gebiet zu bündeln und zu fördern, ist jetzt das Europäische Metrologie-Netzwerk EMN für Strahlenschutz ins Leben gerufen worden. Unter dem Dach von EURAMET findet sich hier die Expertise von aktuell 16 nationalen Metrologieinstituten, zwei nationalen Strahlenschutzinstituten und einer europäischen Strahlenschutzorganisation. Koordinatorin ist Annette Röttger von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt.
Die Idee des Strahlenschutzes entwickelte sich schon 1896, ein Jahr nach Röntgens Entdeckung der Röntgenstrahlung. Doch bis sich die Idee durchsetzte, folgte eine lange und wechselvolle Entwicklung, angefangen mit den schlimmen Strahlenschäden, die sich die Forschungspioniere auf diesem Gebiet oftmals zuzogen, bis hin zur heutigen Situation mit ihren vielfältigen, strengen gesetzlichen Schutzregelungen. Dabei umfassen diese Regelungen sowohl den Schutz der Beschäftigten vor beruflicher Strahlenexposition als auch den Schutz der Bevölkerung vor den Folgen der natürlichen Radioaktivität.
In jüngster Zeit wurden beispielsweise die Bestimmungen zum Schutz der Augenlinse oder beim Umgang mit gepulsten Strahlungsfeldern, wie sie etwa in der Laser-Materialbearbeitung eingesetzt werden, verschärft. Neue europäische Regelungen zum Umgang mit Radon sind in der Umsetzung. An diese Bestimmungen muss die Messtechnik laufend angepasst werden. Bei Kalibrierung oder Prüfung reicht es nicht, das Gerät mit nur einer Strahlungsquelle zu testen, sondern es muss genau darauf geachtet werden, wie vielfältig die Anforderungen im späteren Einsatz sein werden. Nur so lässt sich gewährleisten, dass das Messgerät auch in realen Situationen zuverlässig misst.
„Der technologische Wandel sorgt für ganz neue Fragestellungen, die schnell und zuverlässig gelöst werden müssen. So ist die Eignung eines Messgeräts für den möglicherweise komplexen Messzweck heute die zentrale Herausforderung in der Metrologie des Strahlenschutzes“, umreißt Röttger die Aufgabe. Es ist eine Aufgabe, die nur durch Arbeitsteilung gemeinsam zu lösen ist. „Es macht keinen Sinn, dass eine aufwändige Messeinrichtung gleich vielfach in Europa vorhanden ist und gleichermaßen wichtige Infrastrukturen für andere Aufgaben fehlen“, macht Röttger klar. „Stattdessen wollen wir in dem neuen Netzwerk ermitteln, wo Bedarf herrscht, und dort gezielt unsere Mitglieder dabei unterstützen, die fehlende Infrastruktur zu entwickeln“.
Das neue Netzwerk hat also die Aufgabe, eine besser koordinierte Metrologie-Landschaft in Europa aufzubauen. „Es geht darum, die vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten klug zu bündeln, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen – und schließlich mit Weitsicht neue Kompetenzen zu bilden“, so die Koordinatorin. „Nur dann können Menschen und Organisationen sicher sein, dass die strengen gesetzlichen Regeln in Europa überall in gleicher Qualität in die Praxis übertragen werden. So können wir die Einführung neuer Technologien kompetent begleiten und gleichzeitig das Schutzniveau in Europa erhalten und ausbauen.“
Das EMN für Strahlenschutz wurde am 16. September offiziell gegründet. Mit der zentralen Unterstützung von EURAMET bündelt das Netzwerk die Kompetenzen seiner Mitglieder und bietet ihren Dienstleistungen eine gemeinsame Plattform. Das EMN für Strahlenschutz wird außerdem durch das Internationale Büro für Maß und Gewicht und die Internationale Atomenergie-Organisation unterstützt. Eine der wichtigsten Aufgaben des EMNs ist es, der Metrologie des Strahlenschutzes eine starke Stimme in Europa zu geben, um zukünftig die technologische Entwicklung verantwortungsvoll begleiten und unterstützen zu können.
PTB / RK
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