Die Stadtwerke München (SWM) und fünf Kooperationspartner bekamen im Oktober grünes Licht, im Rahmen des Projekts SuperLink die Entwicklung und den Test der Komponenten für ein zwölf Kilometer langes Supraleiterkabel in München aufzunehmen. Die begleitende Förderung wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bewilligt.
Innerhalb von zwei Jahren sollen alle Komponenten (Supraleiter, Kabel und Kühlung) soweit fertigentwickelt und getestet werden, dass sie im Hauptumspannwerk in Menzing unter realen Einsatzbedingungen im Netz getestet werden können. Gelingt dieser Test, plant die SWM Infrastruktur in der zweiten Phase, in München eine 12 Kilometer lange Supraleiter- Hochspannungsstrecke von Menzing in den Lastschwerpunkt Süd zu realisieren – es wäre die weltweit erste derart lange Supraleiter-Kabelstrecke mit echtem Versorgungsauftrag.
Um alle Komponenten von Anfang an optimal aufeinander abzustimmen, sind drei Unternehmen mit von der Partie: Linde für die Kühltechnik, NKT für das Kabel und Theva für den Supraleiter. Begleitet wird das Projekt von der Fachhochschule Südwestfalen und vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Die Nutzung von Supraleitern ist eine wegweisende technische Lösung für die zukünftigen Energienetze von Metropolen. Prof. Dr.-Ing. Robert Bach vom Fachbereich Elektrische Energietechnik der Fachhochschule Südwestfahlen initiierte das Projekt zusammen mit den SWM. In der neuen Technologie sieht er eine wesentliche Unterstützung für die Energiewende in Großstädten: „Die in unserem Konsortium zu entwickelnde Kabelkonstruktion kann als eine Art „Blaupause“ auch für andere Metropolen dienen. Wir werden zukünftig häufiger das Problem lösen müssen, bei begrenztem Platz „unter dem Bürgersteig“ mehr elektrische Energie umweltneutral in die Städte zu bringen.“
Auch Theva-Geschäftsführer Dr. Werner Prusseit sieht die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf weitere Anwendungen gesichert, „da Industriepartner mit skalierbarer Kabel- und Kühltechnik sowie mit möglichen Betriebs- und Serviceangeboten bei der Komponentenentwicklung mit von der Partie sind.“
„Dank der geballten Expertise dieses Konsortiums“, so Prusseit weiter, „wird es uns möglich sein, mit diesem Beispiel einen Use Case zu etablieren. Dies erlaubt es uns, schnell auch andere Städte mit ähnlichen Lösungen zu bedienen. Auslegung, Betrieb und Service können dank modularer Bauweise an andere Situationen adaptiert und angeboten werden. Dies ebnet den Weg für den Umbau der städtischen Energieversorgung und lässt Smart Cities schneller zur Realität werden.“
Ziel des Projektes ist, ein extrem kompaktes und hochleistungsfähiges Supraleiterkabel zu verlegen, das zum einen wenig Platz benötigt, zum anderen keinerlei negativen Einflüsse auf die Umwelt hat wie andere Lösungen. Konventionelle Stromtrassen werden begleitet von elektrischen oder magnetischen Feldern und Kabel beeinflussen den Boden thermisch. Prusseit: „All diese Probleme haben wir mit Supraleitern und dank modernster Kühltechnik absolut nicht.“ Weitere Vorteile: Die Tiefbaukosten werden erheblich reduziert. Auch die mit dem Bau verbundenen Beeinträchtigungen des Umfelds sind im Vergleich zu einer konventionellen Kabelverbindung erheblich reduziert. Im laufenden Betrieb reduzieren sich ebenfalls die Kosten durch eingesparte Verluste.
Mehr als 30 Jahre nach dem Nobelpreis an die zwei deutschen Entdecker der Hochtemperatur-Supraleitung, Karl-Alexander Müller und Georg Bednorz, positionieren sich nun also deutsche Unternehmen auch bei der Umsetzung der Technologie in der Energieversorgung von Metropolen an der Weltspitze und unterstreichen den Ruf des Technologiestandorts Deutschland.
SWM / FH Südwestfalen / Theva / LK
Weitere Infos
- Stadtwerke München (SWM)
- THEVA Dünnschichttechnik GmbH
- NKT GmbH & Co. KG
- Linde GmbH
- Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Institut für Technische Physik (ITEP)
- Fachhochschule Südwestfalen