05.04.2019

Sublime Katalyse

Verdampfungsexperimente steigern Potenzial von Vanadium-Oxiden zur Reduktion von Stickoxiden.

Seit 2011 beschäftigen sich Forscher am Institut für Experimental­physik der TU Graz mit der gezielten Herstellung von Nano­cluster­strukturen. Zum Einsatz kommt eine sogenannte „Pick-up“-Technik: Helium-Tröpfchen mit einer Temperatur nahe dem absoluten Nullpunkt sammeln Atome oder Moleküle aus einer Verdampfungs­quelle auf, die im Inneren der Tröpfchen zu Nanopartikeln geformt werden. Diese Methode nutzte ein Team des Instituts für Experimental­physik rund um Institutsleiter Wolfgang Ernst und Andreas Hauser, um mit Vanadium-Oxiden zu experimentieren. Dabei gelang den Wissenschaftlern ein Durchbruch in der Erforschung von Vanadium­pentoxid. Dies trägt zu einem besseren Verständnis katalytischer Prozesse sowie zur Verbesserung in der Herstellung von SCR-Katalysatoren (selective catalytic reduction) bei, wie sie beispielsweise in Industrie­anlagen, Kraft­werken und Verbrennungs­motoren eingesetzt werden.

Abb.: Andreas Hauser vom Institut für Experimentalphysik (Bild: Lunghammer /...
Abb.: Andreas Hauser vom Institut für Experimentalphysik (Bild: Lunghammer / TU Graz)

Vanadium-Oxide sind wesentlich für katalytische Prozesse. Sie reduzieren den Stickoxid-Gehalt in Abgasen und spielen auch bei der Oxidation von Kohlenwasserstoffen eine wichtige Rolle. Von allen Vanadium-Oxiden stellt Vanadiumpentoxid V2O5 die katalytisch wertvollste Verbindung mit Sauerstoff dar. 

In ihren Untersuchungen ließen die Wissenschaftler am Institut für Experimentalphysik reines V2O5-Pulver verdampfen. Anschließend analysierten sie die sublimierten Partikel mit Hilfe der Heliumtröpfchentechnik. „Trotz jahrzehntelanger Untersuchungen von Vanadium-Oxiden war bislang nicht klar, ob einzelne V2O5-Moleküle abdampfen, ob auch Vanadium-Atome aus der Substanz austreten oder ob andere Fragmente mit unterschiedlichen Vanadium- und Sauerstoffanteilen zu beobachten sind“, erklärt Wolfgang Ernst. Ernst und Hauser konnten jetzt erstmals nachweisen, dass die Verdampfung bevorzugt in Einheiten von V4O10 erfolgt. Das heißt, es werden Dimere der molekularen Bausteine abgedampft, keine einzelnen V2O5-Moleküle.

Der Schlüssel für diese neuen Erkenntnisse liegt in der Analysemethode, wie Ernst erklärt: „Für eine akkurate Massenanalyse ist es wichtig, dass das Analyseverfahren selbst keine Fragmentation verursacht. Das ist bei traditionellen Massenanalysen sehr wahrscheinlich. Unsere ‚helium-mediated mass analysis‘ hingegen verhindert dieses ‚Fragmentieren per Methode‘.“ 

Die Ergebnisse sind auch für die Katalyse-Industrie von großer Bedeutung, zumal die Grazer Wissenschafter mit ihren Messungen zeigen, dass sie Vanadiumoxid aufdampfen können, ohne das stöchiometrische Verhältnis zum Festkörper zu verändern. Das ist die Basis für ein neues Verfahren, bei dem metallische Nanopartikel mit V2O5-Partikeln beschichtet werden können. Eine systematischere Herstellung von effizienteren und kostengünstigeren Katalysatormaterialien zur Stickoxid-Reduktion wäre damit möglich. Tests zu solchen Stickoxid-Reduktionen sowie Nachfolgeexperimente an Vanadium-Oxid beschichteten Metallclustern sind derzeit am Institut für Experimentalphysik im Gange.

TU Graz / DE
 

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