Supernovae: Explosion oder Kollaps?
Experiment über Beta-Zerfall wirft neues Licht auf das Schicksal von Sternen mittlerer Masse.
Einem internationalen Forscherteam ist es gelungen, experimentell die Bedingungen von Kernprozessen in Materie, die zehn Millionen mal dichter und 25-mal heißer ist als im Mittelpunkt der Sonne, zu bestimmen. Ein Resultat der Messungen ist, dass Sterne mittlerer Masse mit hoher Wahrscheinlichkeit explodieren und nicht kollabieren, wie bisher angenommen. Die Ergebnisse verdeutlichen außerdem die Möglichkeiten, die zukünftige Beschleunigeranlagen wie FAIR bieten, um die Prozesse besser zu verstehen, die der Entwicklung des Universums zugrunde liegen.
Abhängig von ihrer Masse entwickeln sich Sterne im Laufe ihres Daseins sehr unterschiedlich. Sterne geringer Masse, wie etwa unsere Sonne, werden am Ende zu weißen Zwergen. Massereiche Sterne andererseits enden als Supernova und lassen entweder einen Neutronenstern oder ein schwarzes Loch zurück. Das Schicksal der massearmen und massereichen Sterne ist gut verstanden, aber die Situation bei Sternen mittlerer Masse, die zwischen sieben und elf Sonnenmassen aufweisen, war bisher unklar. Das ist überraschend, da sie in unserer Galaxie weit verbreitet sind.
„Das Schicksal der Sterne mittlerer Masse hängt von einem winzigen Detail ab, nämlich wie leicht das Isotop Neon-20 im Inneren des Sterns sich Elektronen einfangen kann. Je nach Elektroneneinfangsrate wird der Stern entweder in einer thermonuklearen Explosion zerstört oder er kollabiert und bildet einen Neutronenstern“, erklärt Gabriel Martínez-
Durch eine Kombination präziser Messungen des Beta-Zerfalls von Fluor-20 mit theoretischen Berechnungen gelang der internationalen Kollaboration jetzt die Bestimmung dieser wichtigen Rate. Das Experiment fand unter sehr viel friedvolleren Bedingungen statt als im Inneren von Sternen, nämlich am Beschleunigerlabor der Universität Jyväskylä in Finnland. Gemessen wurde ein überraschend starker Übergang zwischen den Grundzuständen von Neon-20 und Fluor-20, was zu einem Elektroneneinfang in Neon-20 bei einer sehr viel geringeren Dichte führt als bisher angenommen. Für den Stern bedeutet dies, entgegen bisheriger Annahmen, dass er sehr viel wahrscheinlicher von einer thermonuklearen Explosion zerstört wird, als zu einem Neutronenstern zu kollabieren.
Da thermonukleare Explosionen deutlich mehr Material ausstoßen als die von einem Gravitationskollaps ausgelösten, haben die Ergebnisse Auswirkungen auf die chemische Entwicklung der Galaxis. Das ausgestoßene Material ist reich an Titan-50, Chrom-54 und Eisen-60. Daher könnten ungewöhnliche Titan- und Chrom-
Im Licht dieser neuen Funde scheint das wahrscheinlichste Schicksal eines Sterns mittlerer Masse eine thermonukleare Explosion zu sein, die eine weniger leuchtstarke Supernova vom Typ Ia und eine spezielle Art des weißen Zwergs, genannt weißer Sauerstoff-
GSI / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
O. S. Kirsebom et al.: Discovery of an Exceptionally Strong β-Decay Transition of 20F and Implications for the Fate of Intermediate-Mass Stars, Phys. Rev. Lett. 123, 262701 (2019); DOI: 10.1103/PhysRevLett.123.262701 - Theory Department, GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, D-64291 Darmstadt
- Institut für Kernphysik, Technische Universität Darmstadt