Supraleitend dank magischem Winkel
Sandwich aus Graphen-Schichten zeigt unkonventionelle Supraleitung.
Zweidimensionale Materialien zeigen drastisch andere physikalische Eigenschaften als dreidimensionale Festkörper aus den gleichen Substanzen. Die ein Drittel Nanometer dünnen Graphenschichten aus Kohlenstoff etwa sind deutlich zugfester als die härtesten Stähle und leiten Elektronen besser als jedes Metall. Jetzt gelang es Forschern in den USA, Graphen über eine geschickte Stapelung zweier Schichten zu einem Supraleiter zu verwandeln. Diese Entdeckung soll das bisher ungelöste Phänomen der unkonventionellen Supraleitung von keramischen Cuprat-
Abb.: Grafische Darstellung eines supraleitenden Sandwichs aus zwei Graphenschichten, die um einen „magischen Winkel“ von 1,3 Grad zueinander verdreht sind. Mit der Verdrehung entsteht ein Moiré-
Pablo Jarillo-Herrero vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge konnte gemeinsam mit Kollegen der Harvard University und vom japanischen Institut für Materialwissenschaften in Tsukuba erstmals Supraleitung an einem reinen Kohlenstoffmaterial nachweisen. Für ihre Experimente nutzten sie winzige Flocken aus Graphen. Diese Flocken hafteten an einem mit Silikonkunststoff und einer zweidimensionalen Bornitrid-
Das Besondere daran: Die Wissenschaftler verdrehten die Graphenschichten mit ihrer streng symmetrischen wabenförmigen Anordnung der Kohlenstoffatome um einen „magischen Winkel“ von 1,1 bis 1,3 Grad. Dieses kombinierte System zeigte mehrere unerwartete elektronische Eigenschaften. Um diese genauer zu analysieren, kontaktierten die Forscher das verdrehte Graphen-
So zeigte sich, dass sich die elektronischen Eigenschaften dieses zweidimensionalen Materials mit elektrischen Feldern gezielt verändern lassen. Die genauen Ursachen für dieses Verhalten liegen bisher noch im Dunkeln. Die Forscher vermuten aber, dass die Verdrehung der Graphenschichten um einen magischen Winkel einen großen Einfluss auf die Bandstruktur und damit die Beweglichkeit von Elektronen zwischen oder um diese Schichten herum haben könnte.
„Unsere Arbeit bietet auch eine neue Plattform, um die Wechselwirkung zwischen Elektronen und Quanteneffekte wie die unkonventionelle Supraleitung zu untersuchen“, sagt Jarillo-
Diese Versuche belegen abermals, dass zweidimensionale Materialien wie Graphen überraschende physikalische Eigenschaften aufweisen können. Jarillo-
Jan Oliver Löfken
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RK