Testlabor für die Relativitätstheorie
Neues Instrument beobachtet Sternbewegung im galaktischen Zentrum.
Die allgemeine Relativitätstheorie mit dem schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße zu testen – ein Team europäischer Astronomen ist dabei einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Zum ersten Mal haben die Forscher das neu installierte Instrument Gravity zusammen mit dem Very Large Telescope VLT der Europäischen Südsternwarte ESO verwendet, um einen Stern zu beobachten, der das schwarze Loch mit einer Umlaufzeit von 16 Jahren umkreist. Die Tests demonstrieren eindrucksvoll die Empfindlichkeit von Gravity, mit dem sich der Stern in nur wenigen Sekunden Belichtungszeit nachweisen lässt – ein neuer Rekord für die optische Interferometrie. Gravity macht damit den Weg frei, Einsteins Theorie in Aktion zu sehen, direkt um ein schwarzes Loch. Sowohl das Zielobjekt als auch ein Referenzstern in der Nähe zeigen keine Hinweise darauf, Teil eines Doppelsternsystems zu sein. Das macht künftige Messungen weniger komplex. Damit kann Team in naher Zukunft äußerst präzise Positionsmessungen des umlaufenden Sterns erhalten und damit überprüfen, ob die Bewegung um das schwarze Loch den Gesetzen der allgemeinen Relativitätstheorie folgt - oder auch nicht. Die jetzigen Beobachtungen zeigen, dass das galaktische Zentrum wie erhofft ein ideales Labor für die Überprüfung der Relativitätstheorie ist.
Abb.: Bild des galaktischen Zentrums. Der Stern IRS 16C wurde als Referenzobjekt benutzt, das eigentliche Zielobjekt war der Stern S2. Die Position des Zentrums, in dem sich ein (unsichtbares) schwarzes Loch mit vier Millionen Sonnenmassen befindet, ist durch das rote Kreuz markiert. (Bild: MPE)
Im Sternbild Schütze, 25.000 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt , liegt das Zentrum der Milchstraße mit einem schwarzen Loch, das vier Millionen mal so viel Masse enthält wie die Sonne. Der Stern S2 zieht im Laufe von 16 Jahren eine winzige Ellipse um das schwarze Loch mit einer Größe von nur 0,2 Bogensekunden. Zwar konnten die Astronomen mit den bisherigen Instrumenten die Umlaufbahn genau genug vermessen, um die Masse des schwarzen Lochs zu bestimmen. Um aber die allgemeine Relativitätstheorie zu testen, müssen sie viel genauer messen.
Gravity wurde in internationaler Zusammenarbeit speziell für diesen Zweck entwickelt. Das Instrument ist ein Interferometer und kombiniert das Licht der vier 8-Meter-
Abb.: Bei seinem Vorbeiflug am schwarzen Loch ist der Stern S2 nur 17 Lichtstunden entfernt und extremen relativistischen Effekten ausgesetzt. (Bild: MPE)
Die interferometrische Kombination des von den Teleskopen empfangenen Lichts ergibt eine effektive Auflösung, die jener eines Teleskops mit 130 Meter Durchmesser entspricht. Daraus ergibt sich eine Verbesserung von einem Faktor 15 bei Auflösung und Präzision gegenüber den 8-Meter-
„Es war ein großartiger Moment für das ganze Team, als sich das Licht des Sterns S2 zum ersten Mal überlagerte“, sagt der leitende Wissenschaftler für Gravity, Frank Eisenhauer vom MPI für extraterrestrische Physik. „Zuerst stabilisierten wir aktiv die Interferenz an einem hellen, nahe gelegenen Stern, und nur wenige Minuten später konnten wir tatsächlich die Interferenz des schwachen Sterns S2 sehen." Auf den ersten Blick zeigen weder der Referenzstern noch S2 helle und massereiche Begleiter, die die Beobachtung und Analyse erschweren würden. „Es sind also ideale Probekörper“, so Eisenhauer.
Es war nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch ein Wettlauf gegen die Zeit: Die Gravity-
MPE / RK