Testzentrum für virtuelle Flugzeuge
Startprojekt konzentriert sich auf die multifunktionale Steuerfläche eines Flugzeugflügels.
Simulationen im Computer sollen die Entwicklung und Zulassung künftiger Flugzeuge deutlich beschleunigen. Das ist Ziel einer Initiative, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt am 28. Juni in Bremen gestartet hat. Das „Virtual Product House“ wurde anlässlich des feierlichen Einzugs des DLR in das Forschungszentrum ECOMAT vorgestellt. Mit dem VPH plant das DLR in enger Zusammenarbeit mit Industriepartnern wie Airbus und IABG und der Wissenschaft ein Integrations- und Testzentrum für die virtuelle Simulation und Zertifizierung von Komponenten und Technologien sowie deren Integration in das Gesamtflugzeug aufzubauen.
„Die Möglichkeiten der Digitalisierung der Luftfahrt bedeuten enorme Herausforderungen für die Forschung, an denen das DLR gemeinsam mit Partnern im Virtual Product House arbeiten wird“, sagt DLR-Luftfahrtvorstand Rolf Henke. Die Entwicklung, Erprobung und Fertigung neuer Flugzeuge sind mit hohen zeitlichen, technologischen und finanziellen Risiken verbunden, insbesondere beim Einsatz neuartiger Technologien und unkonventioneller Flugzeugkonzepte. Leistungsdefizite, die erst während der ersten Testflüge erkennbar werden, Verzögerungen bei der Zulassung und zeitintensive Produktionsprozesse können zu erheblichen Mehrkosten führen. Diese hohen Risiken und die langen Lebens- und Produktionszyklen von Flugzeugen stehen im Widerspruch zu laufend erforderlichen Produktverbesserungen und damit zu der notwendigen Innovationsfähigkeit der Luftfahrt.
Um neue Technologien für einen noch sicheren, umweltfreundlicheren und wirtschaftlicheren Luftverkehr zu identifizieren, deren Einführung zu beschleunigen und um technologische Risiken zu reduzieren, sollen die Entwurfs-, Entwicklungs-, Test-, Herstellungs- und Produktionsprozesse zukünftig im Computer simuliert werden. Dazu sind sämtliche Eigenschaften des Flugzeugs in einer Simulationssoftware abzubilden, bis hin zur schrittweisen virtuellen Teil-Zertifizierung.
Das Startprojekt im Virtual Product House konzentriert sich auf eine multifunktionale Steuerfläche eines Flugzeugflügels. Für diese spezifische Komponente werden die Themen virtueller Entwurf, virtuelle Fertigung sowie virtuelle Testverfahren bis hin zur Zertifizierung mit den beteiligten DLR-Instituten und Projektpartnern bearbeitet und miteinander verknüpft. Durch die virtuelle Integration der Fachdisziplinen lassen sich Änderungen im digitalen Entwurf und deren Auswirkungen auf Fertigung und Testverfahren sehr viel schneller analysieren und optimieren.
Auf Basis einer „Common Source“-Softwarearchitektur, das heißt einer geschützten Simulationsumgebung, ist das langfristige Ziel des VPH, als Testzentrum und Netzwerkplattform die virtuelle Zertifizierung von Flugzeugkomponenten für und zusammen mit den Industriepartnern durchzuführen.
DLR / RK
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