Thermometer für die Atmosphäre
AtmoSHINE misst vom Weltraum aus die Temperatur der oberen Atmosphäre.
Nordwest-China, 22. Dezember 2018, 00:51 Uhr mitteleuropäischer Zeit: Die Rakete vom Typ „Langer Marsch 11“ hebt erfolgreich vom Weltraumbahnhof Jiuquan ab. An Bord befindet sich ein Satellit zum Test eines neuen Kommunikationssystems zur Internetversorgung, das im Rahmen des Hongyun-Projekts entsteht. Eingebaut in diesen Satelliten wiederum ist das Spektrometer AtmoSHINE. Entwickelt von Atmosphärenphysikern der Bergischen Universität Wuppertal und des Forschungszentrums Jülich soll es Temperaturen in der oberen Atmosphäre messen.
Inzwischen hat der Satellit seine sonnensynchrone Umlaufbahn erreicht und umkreist die Erde entlang der Tag-Nacht-Grenze in einer Höhe von 1100 Kilometern. Nach einer ersten Testphase steht fest: Das Spektrometer funktioniert unter harschen Weltraumbedingungen einwandfrei. Erste Messdaten wurden bereits heruntergeladen und werden derzeit ausgewertet. „Wir erwarten, dass wir über die geplante Lebensdauer des Satelliten von mindestens einem Jahr räumlich hochaufgelöste Temperaturverteilungen in einer mehrere Kilometer dicken Atmosphärenschicht in einer Höhe von neunzig Kilometern messen können“, erläutert Ralf Koppmann von der Uni Wuppertal.
„Auf Basis dieser Daten hoffen wir, das Verhalten von Schwerewellen in der Atmosphäre besser zu verstehen. Sie spielen für die Klimamodellierung eine wichtige Rolle“, ergänzt Martin Kaufmann vom Forschungszentrum Jülich. Das erfolgreiche Projekt sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung einer Mini-Satelliten-Konstellation zur Erforschung der Dynamik der Atmosphäre.
Das von den Wissenschaftlern und Ingenieuren entwickelte Spektrometer basiert auf einem Konzept, das im März 2017 im Rahmen des REXUS-Programms erfolgreich auf einer Höhenforschungsrakete unter weltraumnahen Bedingungen getestet wurde. Das Team um Koppmann und Kaufmann hatte nur knapp ein Jahr Zeit, um das neue Instrument zu bauen und zu testen. Bereits im März 2018 musste das Gerät für den Einbau in den Satelliten und den danach notwendigen Tests in China abgegeben werden.
BU Wuppertal / RK