04.09.2008

Umweltbundesamt: Heißere Sommer im Süden

Heißere Sommer im Süden Deutschlands, weniger Schneetage in den Alpen und ein Tourismusboom an der Küste. Das sagen Meteorologen aus Hamburg voraus.

Hamburg (dpa) - Heißere Sommer im Süden Deutschlands, weniger Schneetage in den Alpen und ein Tourismusboom an der Küste. Das sagen Forscher um Daniela Jakob vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg voraus. Die Durchschnittstemperatur steige in Deutschland bis zum Jahr 2100 je nach Höhe der künftigen Treibhausgasemissionen um 2,5 bis 3,5 Grad Celsius, schreibt das Umweltbundesamt (UBA/Dessau) in einem im Internet veröffentlichten Bericht, der die Studie der Hamburger Forscher von 2006 zusammenfasst.

Am stärksten erwärmen sich der Süden und Südosten Deutschlands im Winter. Bis zum Jahr 2100 könnten die Winter hier um mehr als 4 Grad wärmer werden als im Zeitraum 1961 bis 1990, fanden die Forscher mit Hilfe des sogenannten Regionalmodells (REMO) heraus, das räumlich sehr detaillierte Voraussagen erlaubt. Zugleich sinken die Niederschläge im Sommer großflächig - besonders in Süd- und Südwest- Deutschland sowie in Nordost-Deutschland. Die Forscher rechnen mit Rückgängen der Sommerniederschläge um bis zu 30 Prozent.

Die Winter werden den Computersimulationen zufolge dagegen feuchter. «Vor allem in den Mittelgebirgen Süd- und Südwest- Deutschlands ist über ein Drittel mehr Niederschlag zu erwarten als heute», heißt es im UBA-Bericht.

Insbesondere in den Alpen werde es weniger Schnee und mehr Regen geben. «Fiel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dort im Jahr etwa ein Drittel des Gesamtniederschlags als Schnee, könnte es bis Ende des 21. Jahrhunderts nur noch ein Sechstel sein.» Mit starken Auswirkungen auf die Schneetage: Für Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald werden sie auf die Hälfte sinken, in höheren Regionen wie Zermatt und St. Moritz immer noch um etwa ein Drittel. Schon bei einer Temperaturzunahme von 3 Grad «verschwinden sehr große schneebedeckte Flächen, die heute noch als schneesicher gelten».

An den Küsten steigen die Temperaturen bis 2100 voraussichtlich um etwa 2,8 Grad an der Ostsee und 2,5 Grad an der Nordsee. «Obwohl sich an beiden Küsten die jährliche Niederschlagsmenge nicht ändert, könnte die Tourismusbranche davon profitieren, dass es im Sommer bis zu 25 Prozent weniger regnen könnte», heißt es in dem Bericht.

Möglicherweise gibt es mit dem Klimawandel jedoch auch mehr Quallen und giftige Algen an den Küsten, befand kürzlich eine Fachkonferenz aus Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium. Die Experten arbeiten an einer «Deutschen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel» (DAS), die vom Bundeskabinett im November beschlossen werden soll. Auch der UBA-Bericht werde in den Kabinettsbericht einfließen, sagte der Deutsche Wasserdirektor Fritz Holzwarth vom Bundesumweltministerium. Mit einem konkreten Aktionsplan sei nicht vor 2011 zu rechnen, betonte Holzwarth und warnte vor Schnellschüssen bei Klimaschutz und -anpassung. «Wichtig ist, dass wir bei allen Maßnahmen die Wechselwirkungen in andere Sektoren hinein beachten.»

Allein für die Landwirtschaft hat der Klimawandel sehr verschiedene Folgen: wärmeliebende Pflanzen in feuchten Gegenden könnten mehr Erträge liefern, heißt es in dem Papier der Fachkonferenz. Insgesamt könnten unvorhersehbare Wetterschwankungen aber den Ertrag vermindern. Zudem sei mit neu auftretenden oder sich ausbreitenden Schädlingen zu rechnen, ebenso mit Hitzestress, auch bei Nutztieren.

Durch den Klimawandel könnten sich nicht nur Infektionskrankheiten, wie die von Zecken übertragene Borelliose, ausbreiten, sondern vor allem auch Herz-Kreislaufkrankheiten, schreiben die Experten von Umweltbundesamt und Bundesumweltministerium. Bei 20 bis 30 Prozent aller bisher untersuchten Arten erhöhe sich das Aussterberisiko - besonders in Feuchtgebieten sowie Gebirgs- und Küstenregionen. Im Waldbau könnten sich der steigende Kohlendioxidgehalt und die längere Vegetationsperiode positiv auswirken - solange es nicht zu trocken wird.

Simone Humml, dpa

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