Unsichtbar markieren
Neuer Farbstoff absorbiert fast vollständig im unsichtbaren nahen Infrarotbereich.
Die Infrarot-Technologie ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts für die Entwicklung leistungsfähiger Sensoren und Laser. Farbstoffe, die im nahen Infrarot-Bereich emittierte Strahlung absorbieren können, sind eine wichtige Voraussetzung für diese Technologie und daher für Forschung und Industrie hoch interessant. Vielversprechende Farbstoff-Kandidaten sind peri-Arylene, die bereits jetzt aufgrund ihrer Stabilität für zahlreiche technische Anwendungen eingesetzt werden. Einem Team um Heinz Langhals von der Uni München ist es nun gelungen, das erste sechsfache peri-Arylen zu synthetisieren, dessen Absorptionsbereich fast vollständig im nahen Infrarot liegt. Im sichtbaren Licht erscheint die neue Substanz farblos und eignet sich deshalb besonders für mit bloßem Auge unsichtbare Markierungen.
Abb.: Verschiedene peri-Arylene. (Bild: H. Langhals, U. München)
Die Grundbausteine der peri-Arylene sind bandförmig verknüpfte Naphthalin-Moleküle. In welchem Wellenlängenbereich peri-Arylene Licht absorbieren, hängt davon ab, aus wie vielen Grundbausteine sie bestehen: Der kürzeste Vertreter der Farbstoffklasse besteht nur aus einem Naphthalin-Grundbaustein und absorbiert Licht im UV-Bereich. „Wegen dieser Eigenschaft wird derzeit seine Eignung als Sonnenschutz getestet, im praktischen Einsatz ist er aber noch nicht“, sagt Langhals. Der nächst längere Farbstoff – aufgebaut aus zwei Grundbausteinen – absorbiert im sichtbaren Bereich. Für diesen Stoff gibt es bereits zahlreiche technische Anwendungen, etwa in organischen Solarzellen.
„Werden noch mehr Naphthalin-Einheiten angefügt, verschiebt sich das Absorptionsspektrum zunehmend in den längerwelligen Bereich“, so Langhals. „Problematisch ist dabei, dass die Farbstoffe immer unlöslicher werden, je länger das Band ist. Das behindert ihre Einsatzmöglichkeiten erheblich.“ Langhals ist es nun gelungen, dieses Problem zu überwinden und erstmals ein peri-Arylen herzustellen, bei dem gleich sechs Naphthalin-Bausteine aneinander geknüpft sind. Den entscheidenden Durchbruch brachte die Zufügung sehr stark löslichkeitssteigernder Gruppen, die das Team bereits früher entwickelt hat. Auf dieser Basis gelang es den Forschern schließlich, die Vorstufen der neuen Substanz zu gewinnen, die sie dann schrittweise zum Endprodukt verknüpfen konnten.
Das neue Derivat absorbiert praktisch vollständig im unsichtbaren nahen Infrarot. „Einfärbungen mit der neuen Substanz erscheinen dadurch farblos, sind aber maschinell zu erkennen“, sagt Langhals. Solche Markierungen könnten unter anderem helfen, hochwertige Textilien für Recycling-Zwecke effizient wiederzuerkennen, sodass das aufwendige Sortieren vereinfacht wird. Neben dem Endprodukt sind auch die chemischen Vorstufen des neuen Farbstoffs für praktische Anwendungen interessant, weil sie besondere lichtinduzierte Effekte zeigen, die etwa bei einem Einsatz in Fluoreszenz-Solarkollektoren nützlich sein könnten. Ein weiterer Vorteil der neuen Substanzen ist ihre Umweltfreundlichkeit: Sie bestehen ausschließlich aus organischem Material, das biologisch abbaubar oder notfalls vollständig verbrennbar ist.
LMU / RK