Ihr Blick auf die Erde wird ein ganz Besonderer sein: Das Hyperspektralinstrument DESIS wird mit 235 Spektralkanälen auf unseren Planeten blicken und dabei die Veränderungen von Land- und Wasserflächen beobachten. Gestern, am 27. August, wurde das Instrument des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mit einem Roboterarm aus der Luftschleuse der Internationalen Raumstation ISS genommen und erfolgreich auf die Plattform MUSES an der Außenseite der Raumstation installiert. Die Hyperspektraldaten aus dem All sollen unter anderem Daten für das Umwelt-Monitoring liefern. „Wir können damit beispielsweise aus vierhundert Kilometern erkennen, ob die Pflanzen auf einem Feld der Erde gerade gestresst sind“, sagt Projektleiter Uwe Knodt vom DLR. „Man blickt mit neuen Augen auf die Welt und gewinnt aus diesem Blick aus dem All einen gesellschaftlichen Nutzen auf der Erde.“
Abb.: Das hyperspektrale Erdbeobachtungsinstrument DESIS an Bord der ISS. (Bild: DLR; CC-BY 3.0)
Auch der Reifezustand der Pflanzen oder der Wassergehalt von Boden und Pflanzen können aus den Aufnahmen des DLR-Instruments herausgefiltert werden. „Damit kann man wiederum den weltweiten Anbau von Nahrungsmitteln und somit die Versorgung mit Lebensmitteln optimieren“, erläutert Knodt. Ebenso kann das Instrument Informationen über den Gesundheitszustand von Waldflächen liefern, die mineralogische Zusammensetzung von Gebieten aufschlüsseln oder auch die Inhaltsstoffe sowie die Qualität von Meeren und Seen erfassen. Die Schnelligkeit der Aufnahmen und der flexible Blickwinkel vom All auf die Erde ermöglichen neben dem Ressourcen-Monitoring und der Überwachung der Umwelt noch weitere Einsatzgebiete wie die humanitäre Hilfe: Rettungskräfte im Katastrophenfall könnten im Notfall schnell und zeitnah wertvolle Informationen aus dem All erhalten.
Fünf bis sieben Jahre soll das Spektrometer, das am DLR-Institut für optische Sensorsysteme entwickelt und gebaut wurde, auf der MUSES-Plattform für Erdbeobachtungsinstrumente sitzen und rund um die Uhr unseren Planeten beobachten. Alleine das DLR wird jährlich etwa 26 Millionen Quadratkilometer Erdoberfläche erfassen können und auf die unterschiedlichsten Fragestellungen hin auswerten. Die kommerzielle Lizenz zur Nutzung der Bilddaten liegt beim amerikanischen Industriepartner Teledyne Brown Engineering, der auch die Instrumentenplattform MUSES an der ISS montierte. DESIS wird die Erde mit einer Auflösung von 30 mal 30 Metern pro Pixel im sichtbaren bis zum nahinfraroten Spektrum aufzeichnen.
Nach der erfolgreichen Installation des Instruments beginnen jetzt die Tests, mit denen die Funktionalität nach dem Transport ins All und der Montage an der MUSES-Plattform auf die Probe gestellt wird. Anschließend muss das empfindliche Instrument und seine Prozessoren auf die Bedingungen des Alls kalibriert werden. Im nächsten Schritt werden die empfangenen Daten auf ihre Qualität und Gültigkeit hin geprüft. Die ersten Bilder, so hoffen die Ingenieure und Wissenschaftler, wird DESIS voraussichtlich Anfang Oktober liefern.
DLR / RK