Vollfarbige OLEDs ohne Farbfilter
Elektronenstrahlen für eine optimierte Strukturierung der organischen Schichten.
OLED-Mikrodisplays etablieren sich zunehmend für den Einsatz in künftigen Wearables und Datenbrillen. Um den Anforderungen von höherer Effizienz, höheren Kontrasten und Auflösungen der Anwendungen gerecht zu werden, haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP in Dresden einen neuen Ansatz zur Mikrostrukturierung von OLED-auf-Silizium entwickelt. Damit könnte künftig der Einsatz von Farbfiltern und Schattenmasken entfallen und vollfarbige Displays mit einem neuen Verfahren entwickelt werden. Effizienzsteigerungen und ein deutlich breiteres Farbspektrum wurden in ersten Versuchen bereits nachgewiesen.
Abb.: Mit Elektronenstrahlen werden die mikrostrukturierte OLEDs auf einem Siliziumsubstrat gefertigt. (Bild: Fh.-FEP)
Durch geringe Bautiefe aufgrund der selbstleuchtenden Eigenschaften der organischen Leuchtdioden und der hervorragenden Kontrastverhältnisse greifen Hersteller zunehmend auf OLED-Mikrodisplays auch für VR-Brillen zurück. Für eine Optimierung des Displays gilt es, noch einige technologische Herausforderungen zu meistern, um das ganze Potenzial der OLED-Technologie für den Einsatz in nutzerfreundlichen Datenbrillen zu nutzen. Sehr hohe Helligkeiten und Effizienz, gute Ausbeuten bei großer Chipfläche, gekrümmte Oberflächen, integrierte Augenverfolgung und transparente Substrate sind einige Aufgabenstellungen, die noch auf der Agenda der Forscher stehen.
Aktuell steht man in der OLED-Technologie vor der Hürde, dass Vollfarbdisplays nur durch Einsatz von Farbfiltern oder Schattenmasken realisierbar sind. Diese schränken die Effizienz oder die Auflösung der OLED ein. Mit Hochdruck wird an neuen Ansätzen geforscht, mit denen die Mikrodisplays hochauflösend und gleichzeitig effizient und langlebig hergestellt werden können. Dabei stellt die Strukturierung der organischen Schichten in den OLED eine der größten Herausforderungen dar, da konventionelle Methoden wie die Photolithographie bei organischen Halbleiter-Materialien nicht anwendbar sind. Vor zwei Jahren wurde bereits erfolgreich der Einsatz von Elektronenstrahltechnologie zur Mikrostrukturierung am Fraunhofer FEP demonstriert. Mit dem patentierten Verfahren gelang es, eine komplette OLED durch ihre Verkapselung hindurch zu strukturieren und so beliebige Strukturen und auch hochauflösende Bilder in Graustufen zu erzeugen.
Jetzt gelang die Weiterentwicklung des Elektronenstrahlverfahrens, die nun auch eine vollfarbige OLED-Strukturierung ohne Farbfilter erlaubt. Um rote, grüne und blaue Pixel zu erzeugen, wird eine organische Schicht der OLED selbst mit einem thermischen Elektronenstrahlprozess strukturiert. Diese Strukturierung bewirkt eine Änderung in der Dicke des Schichtstapels, womit die Emission von verschiedene Farben möglich wird. Damit ist ein erster großer Schritt zur Entwicklung von Vollfarbdisplays ohne den Einsatz einschränkender Farbfilter im Prozess gelungen. Elisabeth Bodenstein, Entwicklerin im Projektteam erklärt die Vorteile: „Mit unserem Elektronenstrahl-Verfahren ist es möglich, auch solche sensiblen, organischen Materialien thermisch zu strukturieren, ohne darunterliegende Schichten zu schädigen.“
Die Ergebnisse wurden über Simulationen und initiale Schätzung der HTL-Dicken – Hole Transport Layer – erreicht, die man mit dem Elektronenstrahl strukturiert. Die Forscher erzielten tatsächlich die Auskoppelung von Rot, Grün und Blau aus der weißen OLED. Mit Prinzipnachweisen konnten auf ersten Testsubstraten die Farben bei vergleichbarer Performance der OLED demonstriert werden. Neben der Nutzung dieses neuen Verfahrens für OLEDs kann die Elektronenstrahlstrukturierung auch für andere Anwendungen der organischen Elektronik oder für anorganische Schichten genutzt werden. Darüber hinaus ist ein Mikrostrukturierungsprozess mittels Elektronenstrahl sehr flexibel auch in Bereichen der Photovoltaik, MEMS und Dünnschichttechnik einsetzbar.
Nun stehen die Wissenschaftler mit den vielversprechenden Vorarbeiten vor den nächsten Meilensteinen. Oberstes Ziel ist es, in den kommenden Jahren gemeinsam mit Partnern die Herstellung von OLED-Mikrodisplays mit dieser neuen Methode zu entwickeln und durch Lizenzierung in der Industrie zu etablieren. Hierfür sollen unter anderem die Strukturen noch weiter miniaturisiert und die Prozessoptimierung gemeinsam mit interessierten Partnern aus der Industrie vorangetrieben werden. Im nächsten Schritt ist die Integration der Mikrostrukturierung in bestehende Prozessabläufe geplant, um hier weiteres Know-How für und mit Industriepartnern zu gewinnen. Damit soll der künftige Transfer der Testergebnisse in eine bestehende Prozesslinie erarbeitet werden um eine spätere Etablierung der Technologie auf Industrieniveau zu ermöglichen.
Begleitend dazu planen die Wissenschaftler eine erweiterte Simulation der OLED. Mit einer Anpassung von Materialien und Schichtdicken soll das Farbspektrum der OLED noch verbreitert werden. Perspektivisch soll so der Einsatz der Displays in Datenbrillen etwa für Spezialanwendungen in der Industrie oder Medizin über diesen Prozess eröffnet werden. Nun stehen die Wissenschaftler des Institutes für konkrete Weiterentwicklungen der Technologie im Rahmen von Partnerschaften und Projektarbeiten gemeinsam mit Display-, Anlagen-, Material-, oder Systemherstellern bereit.
Fh.-FEP / JOL