Vom Graphit zum Graphen
Neue Methode ermöglicht Ablösung einzelner Graphenlagen aus Graphitkristall.
Wissenschaftler der Freien Universität Berlin, der Friedrich-
Abb.: Bei der Funktionalisierung von Graphen sind Schwefelsäure und ein Oxidationsmittel beteiligt. (Bild: S. Seiler et al.)
Dem Team um Siegfried Eigler von der Freien Universität Berlin gelang es, mithilfe chemischer Funktionalisierung einzelne Kohlenstofflagen von Graphit zu stabilisieren. Den Mechanismus hat die Gruppe um Bernd Meyer von der Friedrich-
Das Verständnis zur chemischen Funktionalisierung von Graphen und dessen Synthese ist entscheidend, um Graphen in Zukunft in hoher Qualität verfügbar zu machen. Derzeit werden große Anstrengungen unternommen, um basierend auf Graphen eine neuartige Elektronik jenseits von Silizium zu entwickeln.
Bei Graphit handelt es sich um eine Schichtfolge einzelner Graphenlagen, die aus Kohlenstoff bestehen. Die Kohlenstoffatome sind in Graphen in einem Honigwabenmuster angeordnet; sie stellen ein zweidimensionales Material dar, das außergewöhnliche elektronische Eigenschaften zeigt. Physikalische Experimente an Graphen haben im Jahr 2010 zum Nobelpreis für Physik geführt.
Der Entwicklung von Elektronik auf der Grundlage von Graphen steht das Problem entgegen, die hierfür notwendigen großen Mengen an Graphen zu gewinnen, da es beinahe unmöglich ist, Graphen aus Graphit unbeschadet zu isolieren. Es ist zwar bekannt, dass der Abstand der einzelnen Graphenlagen im Graphit erhöht werden kann, jedoch bereitet es nach wie vor Schwierigkeiten, die Graphenlagen unzerstört und in großen Mengen abzulösen und als einzelne Lagen in Lösung zu stabilisieren. Ohne Stabilisierung würden sich einzelne Graphenlagen wieder zu Graphit oder undefinierten Kohlenstoffpartikeln zusammenschließen. Dadurch gingen die herausragenden Eigenschaften von Graphen verloren.
Es gelang den Wissenschaftlern nachzuweisen, dass hochkristalliner Graphit mit wohldefinierter Schichtabfolge besonders geeignet ist, um in eine Interkalationsverbindung überführt zu werden, bei der Moleküle und Ionen zwischen den Kohlenstoffschichten eingelagert werden. Dies gelingt besonders leicht, wenn die Graphenlagen zusätzlich partiell elektronisch oxidiert, das heißt positiv aufgeladen werden. Moleküldynamik-
Die Aktivierung ermöglicht es, Wassermolekülen im folgenden Schritt mit dem aktivierten Graphit zu reagieren. Dadurch werden Alkoholgruppen auf die Oberfläche von Graphen angebunden, wodurch es möglich wird, einzelne Lagen von Graphen abzulösen und in Wasser zu stabilisieren. Dieses abgelöste polare Graphen lässt sich schließlich auf Oberflächen übertragen und zu ungeladenem Graphen reduzieren. In der Folge konnte das Team um Ute Kaiser von der Universität Ulm am Fachbereich Materialwissenschaftliche Elektronenmikroskopie die Struktur des gewonnenen hochqualitativen Graphens mit atomarer Auflösung sichtbar machen.
FU Berlin / DE