13.04.2006

Vom Piezoeffekt zum Radium

Vor 100 Jahren starb Pierre Curie.


- Vor 100 Jahren starb Pierre Curie

Paris (dpa) - Die Entdeckung des französichen Physikers Pierre Curie aus dem Jahr 1880 nutzen auch heutzutage zahlreiche Mikrofone, Uhren und andere elektronische Geräte: Mit Anfang 20, knapp fünf Jahre nach Beginn seines naturwissenschaftlichen Studiums, hatte Curie den so genannten piezoelektrischen Effekt gefunden. Dabei entsteht eine elektrische Spannung in einem Quarzkristall, der unter Druck gesetzt oder anders mechanisch deformiert wird. Quarzuhren halten mit Hilfe dieses Effekts, der zu charakteristrischen Schwingungen im Kristall führen kann, den Takt.

Der piezoelektrische Effekt ist nur eine der Entdeckungen des vor 100 Jahren, am 19. April 1906, gestorbenen Physikers. Zusammen mit seiner Frau Marie Curie, mit der er das Radium entdeckt hat, liegt der am 15. Mai 1859 geborene Wissenschaftler im Pariser Panthéon, dem Monument, in dem Frankreich seine größten Persönlichkeiten zur letzten Ruhe bettet.

Pierre Curie wurde die Faszination für die Natur und ihre elementaren Bausteine schon in die Wiege gelegt. Sein Vater Eughène hatte ebenfalls Physik studiert und ihm schon vor dem Studium das Wesentliche über Eigenschaften und Verhalten von Materie und Feldern in Raum und Zeit beigebracht.

Noch bevor Pierre Professor in Paris wurde, entdeckte er, dass magnetische Substanzen bei bestimmten Temperaturen ihren Magnetismus verlieren. Diese Materialeigenschaft ist heute unter dem Namen Curie- Punkt bekannt und findet heute unter anderem in der Datensicherheitstechnik Anwendung: Das Erhitzen von Festplatten über die Curie-Temperatur gewährleistet eine hundertprozentige Vernichtung aller Daten. Angewandt wird diese Technik aber meistens nur bei geheimen und streng geheimen Daten.

Entscheidend für seine weitere Karriere war jedoch die Heirat mit der Physikerin Marie Curie im Jahr 1895. Marie interessierte sich für die jüngsten Entdeckungen im Bereich der Strahlung und untersuchte auch die Strahlung uranhaltigen Erzes. Als sie feststellte, dass die Strahlung des Erzes intensiver war als die des Urans, folgerte sie, dass im Erz noch unbekannte Elemente vorhanden sein müssen, deren Radioaktivität die des Urans überstiegt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt entschied sich Pierre, seine Forschungen im Bereich der Kristalle ganz aufzugeben, um Marie in ihren Vorhaben zu unterstützen.

Diese Zusammenarbeit trug schon kurze Zeit später Früchte. Gemeinsam entdeckte das Paar im Juli 1898 das radioaktive Element Polonium sowie im Dezember desselben Jahres das Radium, das als therapeutisches Mittel rasch eine ungeheuere Bedeutung erlangte.

Am 19. April 1906 wurde Pierre Curie im Alter von 46 Jahren von einem Pferdewagen in der Nähe des Pont Neuf in Paris überfahren und starb an seinen Verletzungen. Doch schon zuvor litt er an starken gesundheitlichen Problemen. Seine Hände und Beine zitterten, so dass er manchmal gar nicht mehr stehen konnte. Die starke Strahlung, der die beiden bei ihren Forschungen ausgesetzt waren, hatten allmählich ihre Körper zerstört - Marie Curie starb mehr als 20 Jahre später an fortschreitender Blutzersetzung.

Von Sabine Glaubitz, dpa

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