Weltraumtechnologien für ein nachhaltiges Leben auf der Erde
Neue Großforschungseinrichtung für das Leben auf dem Mond und dem Mars in Planung.
Das geplante European Research Institute for Space Resources ERIS bringt Kompetenzträger aus den Bereichen der Weltraumforschung, sowie der Rohstoff-, Produktions-, Infrastruktur-, und Versorgungstechnik zusammen. Die Forscher sollen Weltraumtechnologien entwickeln, die auch ein nachhaltiges Leben auf unserem Planeten ermöglichen. Denn Weltraumtechnologien, die für Extrembedingungen auf Mond und Mars ausgelegt sind, zeigen auch Lösungen für den Umgang mit knappen Ressourcen und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf der Erde auf. Der ERIS-Campus soll ab 2023 in der Technologieregion Lausitz entstehen, wo wichtige Strukturen und Kompetenzen bereits vorhanden sind. Das Projektvolumen beträgt insgesamt 1,25 Milliarden Euro.
Technologieentwicklungen, die erforderlich sind, um die geplanten astronautischen Missionen zu anderen Himmelskörpern zu ermöglichen und Stationen auf Mond und Mars einzurichten und zu betreiben, haben ein enormes Transfer- und Innovationspotenzial für viele Anwendungen und Industriezweige auf der Erde. Denn Technologien, die menschliches Leben auf Mond und Mars ermöglichen, können auch auf der Erde dazu dienen, Ressourcenverbräuche auf das Notwendigste zu beschränken, Stoffkreisläufe lokal zu schließen und Energie zu sparen. Extreme Umweltbedingungen auf Mond und Mars und die Beschränkung auf vor Ort zu gewinnende Rohstoffe haben zur Folge, dass sämtliche Hilfsstoffe regeneriert und dem Kreislauf zurückgeführt werden müssen, was viele Parallelen zu den gesellschaftlichen Herausforderungen der Nachhaltigkeitswende aufweist.
Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt von ERIS ist die Nutzbarmachung und Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen sowie die dafür notwendigen Schlüsseltechnologien Robotik und autonome Systeme. Damit wird die Prozesskette von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zu der für das Überleben von Menschen notwendigen Infrastruktur und Versorgung abgedeckt. Wegen der lebensfeindlichen Bedingungen auf dem Mond müssen viele der komplexen Aufgaben zuverlässig von Robotern erledigt werden.
Effiziente Digitalisierung ermöglicht eine erhebliche Entlastung in Stationen auf dem Mars oder dem Mond für Arbeiten, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Menschen gefährden würden. Hochautomatisierte, gar autonome Fertigungsprozesse binden außerdem kaum oder keine wertvolle Arbeitszeit. Der Großteil der benötigten Ressourcen muss vor Ort gewonnen werden, da Transporte schlicht zu teuer wären. Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sind daher auch eine wirtschaftliche Voraussetzung für dauerhafte menschliche Präsenz auf anderen Planeten.
Die Lausitz mit ihrem industriellen Profil einer Kohleregion bringt als Standort bereits hervorragende Voraussetzungen für eine Weltraumforschungseinrichtung mit. Die geforderten Kompetenzen in Rohstoffgewinnung und Verarbeitung, Energieerzeugung und -wandlung sowie -verteilung erfüllt sie als Kohleregion in hohem Maße. Insbesondere die Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen aus dem Boden erfordern auch auf anderen Planeten zunächst Tagebaukompetenzen. Andererseits kann die Lausitz als Region im wirtschaftlichen Strukturwandel profitieren. ERIS soll Innovationsmotor für ressourceneffiziente, klima- und umweltgerechte sowie digitale, künstlich intelligente und automatisierte Technologien werden und der Region helfen, neue Geschäftsfelder zu erschließen und mit neuartigen Technologien und Produkten eine Zukunft ermöglichen, die an die stolze Vergangenheit dieser Region anknüpft.
ERIS vermeidet bewusst, schon jetzt vollendete Tatsachen zu schaffen. Vielmehr bietet sich der Lausitz die Chance, an wichtigen Entscheidungen teilzuhaben. Dies beginnt beim Standort, für den es keine Vorfestlegung gibt. Auch für die erweiterte Region bieten sich viele Möglichkeiten der Mitarbeit. So wird das Kompetenzzentrum Luft- und Raumfahrttechnik Sachsen/Thüringen, das rund vierzig Zulieferer in Sachsen und Thüringen vereint, die Forschungsinfrastruktur am Campus mitgestalten und nutzen.
Der geplante ERIS-Campus bietet etwa tausend Wissenschaftlern ein attraktives Arbeitsumfeld in einer weltweit einzigartigen Forschungs- und Versuchsinfrastruktur. Diese Infrastruktur wird ERIS für Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft hochattraktiv machen. Ein erheblicher Teil der Projektmittel ist für eine Forschungsinfrastruktur vorgesehen, die die Bedingungen auf Mond und Mars möglichst realistisch abbilden. Neben dem Forschungszentrum selbst bietet der Campus auf einer Fläche von insgesamt etwa hundert Hektar umfangreiche Möglichkeiten für die Ansiedlung innovativer Unternehmen sowie zukunftsweisender Wohn- und Unterkunftsmöglichkeiten.
Fh.-IWU
Weitere Infos
- ERIS – European Research Institute for Space Resources, Technische Universität Bergakademie Freiberg