19.08.2022

Weltraumtechnologien für ein nachhaltiges Leben auf der Erde

Neue Großforschungseinrichtung für das Leben auf dem Mond und dem Mars in Planung.

Das geplante European Research Institute for Space Resources ERIS bringt Kompetenz­träger aus den Bereichen der Weltraum­forschung, sowie der Rohstoff-, Produktions-, Infrastruktur-, und Versorgungs­technik zusammen. Die Forscher sollen Weltraum­technologien entwickeln, die auch ein nach­haltiges Leben auf unserem Planeten ermöglichen. Denn Weltraum­technologien, die für Extrem­bedingungen auf Mond und Mars ausgelegt sind, zeigen auch Lösungen für den Umgang mit knappen Ressourcen und eine nach­haltige Kreis­lauf­wirt­schaft auf der Erde auf. Der ERIS-Campus soll ab 2023 in der Technologie­region Lausitz entstehen, wo wichtige Strukturen und Kompetenzen bereits vorhanden sind. Das Projekt­volumen beträgt insgesamt 1,25 Milliarden Euro.

Abb.: So könnte der künftige ERIS-Campus aus­sehen. Die...
Abb.: So könnte der künftige ERIS-Campus aus­sehen. Die Stand­ort­ent­schei­dung ist noch offen. (Bild: ERIS-Konsortium)

Technologie­entwicklungen, die erforderlich sind, um die geplanten astro­nautischen Missionen zu anderen Himmels­körpern zu ermöglichen und Stationen auf Mond und Mars einzurichten und zu betreiben, haben ein enormes Transfer- und Innovations­potenzial für viele Anwendungen und Industrie­zweige auf der Erde. Denn Technologien, die menschliches Leben auf Mond und Mars ermöglichen, können auch auf der Erde dazu dienen, Ressourcen­verbräuche auf das Notwendigste zu beschränken, Stoff­kreis­läufe lokal zu schließen und Energie zu sparen. Extreme Umwelt­bedingungen auf Mond und Mars und die Beschränkung auf vor Ort zu gewinnende Rohstoffe haben zur Folge, dass sämtliche Hilfsstoffe regeneriert und dem Kreislauf zurück­geführt werden müssen, was viele Parallelen zu den gesell­schaft­lichen Heraus­forderungen der Nachhaltig­keits­wende aufweist.

Ein wissen­schaftlicher Schwerpunkt von ERIS ist die Nutzbar­machung und Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen sowie die dafür notwendigen Schlüssel­technologien Robotik und autonome Systeme. Damit wird die Prozesskette von der Rohstoff­gewinnung über die Produktion bis hin zu der für das Überleben von Menschen notwendigen Infra­struktur und Versorgung abgedeckt. Wegen der lebens­feind­lichen Bedingungen auf dem Mond müssen viele der komplexen Aufgaben zuverlässig von Robotern erledigt werden.

Effiziente Digitalisierung ermöglicht eine erhebliche Entlastung in Stationen auf dem Mars oder dem Mond für Arbeiten, die Gesundheit und Leistungs­fähigkeit des Menschen gefährden würden. Hoch­auto­ma­tisierte, gar autonome Fertigungs­prozesse binden außerdem kaum oder keine wertvolle Arbeitszeit. Der Großteil der benötigten Ressourcen muss vor Ort gewonnen werden, da Transporte schlicht zu teuer wären. Ressourcen­effizienz und Kreislauf­wirtschaft sind daher auch eine wirt­schaft­liche Voraus­setzung für dauerhafte menschliche Präsenz auf anderen Planeten.

Die Lausitz mit ihrem industriellen Profil einer Kohleregion bringt als Standort bereits hervorragende Voraus­setzungen für eine Weltraum­forschungs­einrichtung mit. Die geforderten Kompetenzen in Rohstoff­gewinnung und Verarbeitung, Energieerzeugung und -wandlung sowie -verteilung erfüllt sie als Kohleregion in hohem Maße. Insbesondere die Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen aus dem Boden erfordern auch auf anderen Planeten zunächst Tagebau­kompetenzen. Andererseits kann die Lausitz als Region im wirtschaft­lichen Strukturwandel profitieren. ERIS soll Innovations­motor für ressourcen­effiziente, klima- und umwelt­gerechte sowie digitale, künstlich intelligente und automa­tisierte Technologien werden und der Region helfen, neue Geschäfts­felder zu erschließen und mit neuartigen Technologien und Produkten eine Zukunft ermöglichen, die an die stolze Vergangenheit dieser Region anknüpft.

ERIS vermeidet bewusst, schon jetzt vollendete Tatsachen zu schaffen. Vielmehr bietet sich der Lausitz die Chance, an wichtigen Entscheidungen teilzuhaben. Dies beginnt beim Standort, für den es keine Vorfestlegung gibt. Auch für die erweiterte Region bieten sich viele Möglich­keiten der Mitarbeit. So wird das Kompetenz­zentrum Luft- und Raumfahrt­technik Sachsen/Thüringen, das rund vierzig Zulieferer in Sachsen und Thüringen vereint, die Forschungs­infra­struktur am Campus mitgestalten und nutzen.

Der geplante ERIS-Campus bietet etwa tausend Wissen­schaftlern ein attraktives Arbeits­umfeld in einer weltweit einzig­artigen Forschungs- und Versuchs­infra­struktur. Diese Infrastruktur wird ERIS für Kooperations­partner aus Wissenschaft und Wirtschaft hoch­attraktiv machen. Ein erheblicher Teil der Projektmittel ist für eine Forschungs­infra­struktur vorgesehen, die die Bedingungen auf Mond und Mars möglichst realistisch abbilden. Neben dem Forschungs­zentrum selbst bietet der Campus auf einer Fläche von insgesamt etwa hundert Hektar umfangreiche Möglich­keiten für die Ansiedlung innovativer Unternehmen sowie zukunfts­weisender Wohn- und Unterkunfts­möglichkeiten.

Fh.-IWU

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