Wer fliegt mit ins All?
Siegerteams eines Schulwettbewerbs dürfen ihre Ideen mit einer Forschungskapsel in den Weltraum befördern.
Das Forschungsinstitut BIAS schreibt einen besonderen Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5 bis 13 aus. Die Projektgruppen bekommen die einzigartige Möglichkeit, ihre kreativen Ideen mit einer Forschungskapsel ins All zu schicken. Die ersten drei Gewinnerprojekte werden per Laserverfahren auf die Außenhülle einer etwa zwanzig Zentimeter großen Metallkapsel übertragen und dem Siegerteam nach Rückkehr auf die Erde als Ausstellungsstück zur Verfügung gestellt.
Gedanken, Wünsche oder Kunstwerke können in Form von Texten, aber auch Fotos oder Zeichnungen eingereicht werden, um als Schulklasse, AG oder in Projektteams am Wettbewerb teilzunehmen. Ob Physik, Ethik oder Kunst – es geht um eine besondere Chance. Alle Einreichungen werden im Frühjahr 2024 in einer Online-Galerie gezeigt. Die ersten drei Plätze dürfen sich über eine Feierstunde im Haus der Wissenschaft in Bremen am 10. Juni 2024 freuen.
Möglich wird dieser Wettbewerb durch den Gewinn des ESA Payload Master's Wettbewerb, bei dem zwei Mitfluggelegenheiten für Experimente an Bord einer Raumkapsel vergeben wurden. Christian Vogt, Leiter der Forschungsgruppe „Optische Quantenmetrologie und -sensorik“ am BIAS gehörte zum Siegerteam und erklärt: „Wir glauben, hier endlich ein System gefunden zu haben, an dem Gravitation und Quantenmechanik gleichermaßen messbar sind.“ Das wäre eine echte Revolution für die Wissenschaft, die seit über 100 Jahren versucht, beide Theorien miteinander zu vereinen.
Die hierfür benötigten Freifallzeiten lassen sich jedoch nur im Weltraum realisieren. Das zugrundeliegende Prinzip, Teilchen optisch zu fangen, auch als optische Pinzette bezeichnet, wurde 2019 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. „Wir fangen Partikel im Vakuum und nutzen sie als Testkörper, um Gravitations- oder Trägheitskräfte zu beobachten“, so Vogt. Neben der fundamentalen physikalischen Erkenntnis erwarten die Forscher hilfreiche Unterstützung für dringend benötigte Innovationen. So könnte das autonome Fahren in Städten deutlich verbessert werden oder genauere Daten zur Masseverteilung auf der Erde aufgenommen werden. Diese können dabei helfen, den Klimawandel besser zu verstehen.
Kraftsensoren bestehen fast ausschließlich aus einer Testmasse an einer Feder. Beobachtet man die Bewegung der Masse, so kann man auf die wirkenden Kräfte zurückschließen. Ändern sich die Eigenschafen der Feder jedoch durch Temperaturänderungen oder Verschleiß, wurde die Messung bislang ungenau. Im neuen Ansatz, die Testmasse durch einen Laserstrahl zu halten, fallen diese Fehlerquellen künftig weg. „Diese Mission ist ein extrem wichtiger weiterer Schritt für das gesamte Forschungsgebiet.“, so Vogt, „Wir freuen uns über die Unterstützung von allen Seiten.“
Das BIAS möchte mit diesem Wettbewerb auf den Nachwuchs zugehen und eine Brücke zwischen Schule und Forschung schlagen. „Wir machen spannende Forschung und arbeiten an Meilensteinen für die Menschheit der Zukunft. Das sollten wir unseren Kindern und Jugendlichen nicht vorenthalten und sie rechtzeitig für die Wissenschaft begeistern.“, sagt Christine Steffens (BIAS), die den Wettbewerb zusammen mit Vogt ins Leben gerufen hat.
BIAS / DE