28.11.2018

Wissenschaft für die Gesellschaft

Interdisziplinärer Wissenschaftspreis an Biophysiker und Politikwissenschaftler verliehen.

Der Wissenschaftspreis des Stifter­verbandes „Gesell­schaft braucht Wissen­schaft“ geht in diesem Jahr an Thomas J. Jentsch vom Leibniz-Forschungs­institut für Molekulare Pharma­kologie sowie an Macartan Humphreys vom Wissenschafts­zentrum Berlin für Sozial­forschung, eben­falls ein Leibniz-Institut. Die Auszeichnung würdigt die Auf­klärung mehrerer genetisch bedingter Krank­heiten und neue Ansätze der inter­nationalen Entwicklungs­zusammenarbeit. Der mit insgesamt 50.000 Euro dotierte Preis wird am 27. November 2018 im Rahmen der Jahres­tagung der Leibniz-Gemeinschaft verliehen.

Abb.: Thomas J. Jentsch (Bild: S. Jentsch)

Der Wissenschaftspreis „Gesellschaft braucht Wissen­schaft“ wird alle zwei Jahre an Forscherinnen und Forscher vergeben, deren Arbeiten sich durch besondere gesell­schaftliche Relevanz und gute Umsetz­barkeit auszeichnen. In diesem Jahr würdigt der Stifter­verband auf Vorschlag der Leibniz-Gemein­schaft erneut zwei Preis­träger mit unter­schiedlichen Forschungs­themen: Während der Mediziner und Physiker Thomas J. Jentsch und sein Team durch ihre Forschung zu Ionen­kanälen zur Aufklärung der Ursachen zahl­reicher erblich bedingter Krank­heiten beitragen, untersucht der Politik­wissenschaftler Macartan Humphreys die Wirksam­keit entwicklungs­politischer Maß­nahmen in strukturell benach­teiligten Regionen.

Thomas J. Jentsch und sein Team haben mit Hilfe inter­disziplinärer Ansätze neue Klassen von Ionen-Kanälen entdeckt und deren biologische Funktionen und Rollen bei verschiedenen Erkrankungen aufgeklärt. Ionen­kanäle sind in den Zell­membranen ein­gebaute Proteine, die zentral an zahl­reichen Transport- und Signal­übertragungs­prozessen beteiligt sind. So zeigen jüngste Unter­suchungen von Jentsch und Mit­arbeitern, dass ein erst kürzlich von ihnen molekular identifizierter Kanal neben Chlorid und Boten­stoffen des Nerven­systems auch Zyto­statika durch­lässt, so dass eine Herunter­regulation des Kanals in Tumoren zu Therapie­resistenzen bei Krebs­patienten führen kann. Derselbe Ionen­kanal spielt eine elementare Rolle bei der Regulierung des Zell­volumens und der Insulin­ausschüttung. Durch ihre Forschung zu den Mechanismen des Ionen­transports konnten Jentsch und Mitarbeiter in den vergangenen Jahren nach­weisen, dass Mutationen in Ionen­kanal­genen eine Reihe ver­erbter Störungen wie Knochen- und Muskel­erkrankungen, Gehör­verlust oder Nieren­steine verursachen. Die Erkenntnisse tragen wesentlich zur Aufklärung der Ursachen und Mechanismen seltener wie auch weit verbreiteter Krankheits­bilder wie etwa der Epilepsie bei und liefern neue Ansätze für deren Behandlung.

Abb.: Macartan Humphreys (Bild: J. Dahm)

In seinen Feldstudien zum Thema „Innovationen zur politischen Ver­antwortlichkeit“ stellt der Politik­wissenschaftler Macartan Humphreys etablierte Instrumente der internationalen Entwicklungs­zusammen­arbeit – etwa finanzielle Zuwendungen zur Selbst­verwaltung – auf den Prüfstand. Die Ergebnisse mehrerer Teil­projekte Humphreys‘ wider­legen den positiven Effekt gängiger Praktiken, die Regierungs- und Nicht­regierungs­organisationen anwenden, um politische wie soziale Ungleich­heiten in strukturell benachteiligten Gegenden zu bekämpfen. Humphreys Forschung zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass sie Hilfs­einrichtungen, Regierungen und politischen Entscheidungs­trägern wichtige Impulse zur Veränderung der entwicklungs­politischen Praxis liefert und so die Verbesserung der Lebens­bedingungen zahl­reicher Menschen anstrebt.

„Die Preisträger leisten mit ihrer exzellenten Forschung auf ganz unterschiedliche Weise einen heraus­ragenden Beitrag für die Gesell­schaft“, würdigt Andreas Schlüter, General­sekretär des Stifter­verbandes, die Arbeit der beiden Wissen­schaftler. „Thomas Jentsch entwickelt mit seinen Erkenntnissen neue Ansätze vor allem in der Krebs­therapie oder bei der Bekämpfung von Erb­krank­heiten. Die Arbeiten von Macartan Humpfhreys sind weg­weisend für die künftige inter­nationale Zusammen­arbeit in der Entwicklungs­hilfe. Wir würdigen die beiden Wissen­schaftler mit dem Wissen­schafts­preis des Stifter­­verbandes, weil sie die hohe gesell­schaftliche Relevanz der Forschungs­arbeiten in der Leibniz-Gemeinschaft bekräftigen.“

Leibniz-Gemeinschaft / DE

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