11.08.2008

Wissenschaftsrat besorgt über geringe Studienanfängerzahl

Vom Abitur-Jahrgang 2006 haben nur noch 68 Prozent der Studienberechtigten die Absicht für einen Hochschulbesuch bekundet. 2002 waren dies noch 73 Prozent.

Berlin (dpa) - Der Wissenschaftsrat ist besorgt über die geringe Zahl von Studienanfängern in Deutschland. «Es gibt zwar immer mehr junge Menschen mit Abitur oder Fachhochschulreife. Doch zu wenige von ihnen nehmen tatsächlich ein Studium auf», sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Peter Strohschneider, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Als mögliche Gründe nannte er Finanzierungsprobleme für Kinder aus einkommensschwachen Elternhäusern, die sich durch Studiengebühren verschärfen könnten. Hinzu kämen die erhebliche Ausweitung der örtlichen Zulassungsbeschränkungen (Numerus clausus) sowie Probleme beim Bewerbungsverfahren.

Strohschneider verwies darauf, dass vom Abitur-Jahrgang 2006 nur noch 68 Prozent der Studienberechtigten die Absicht für einen Hochschulbesuch bekundet hätten. 2002 waren dies noch 73 Prozent. Auch im vergangenem Jahr sei der Anteil am Altersjahrgangs, der sich für ein Hochschulstudium einschrieb, deutlich unter der Quote geblieben, die der Wissenschaftsrat für nötig halte, um «langfristig Innovationskraft, gesamtgesellschaftliches Qualifikationsniveau und damit volkswirtschaftliche Wachstum zu sichern». Auf dem Arbeitsmarkt wachse der Bedarf an hoch qualifizierten Akademikern.

Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste Beratungsgremium von Bund und Ländern in der Hochschul- und Forschungspolitik. Nach seinen Vorstellungen sollten künftig mindestens 35 Prozent eines Altersjahrganges in Deutschland einen Hochschulabschluss erwerben. Derzeit sind dies nur 22 Prozent.

Die Bildungssprecherin der SPD-geführten Bundesländer, die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen, forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU) auf, die in sieben unionsregierten Bundesländern verlangten Studiengebühren und die sinkende Studienbereitschaft der jungen Menschen mit den Ministerpräsidenten von CDU und CSU zu thematisieren. Ebenso werde - anders als in Rheinland-Pfalz - in einigen unionsregierten Flächenländern der Hochschulpakt zur Schaffung zusätzlicher Studienplätze für die geburtenstarken Schulabgängerjahrgänge nur schleppend angegangen.

Strohschneider sagte: «Wir brauchen mehr Studienplätze und passgenauere, rechtzeitige Zulassungsverfahren. Die Erhebung von Studienbeiträgen und die Studienfinanzierung überhaupt müssen von einem wirksamen und bedarfsorientierten Fördersystem flankiert werden. Und auch die Wirtschaft, die an qualifizierten Fachkräften interessiert ist, muss hierzu einen Beitrag leisten.» Zugleich verwies er darauf, dass es durch die in den neuen gestuften Bachelor-und Master-Studiengängen «gestiegenen Präsenz-Anforderungen schwerer geworden ist, sich den Lebensunterhalt nebenher zu erwirtschaften.»

Wer sich für ein Studium entschieden habe, solle möglichst gute Studienbedingungen vorfinden und so die Möglichkeit erhalten, das Studium zügig und erfolgreich abzuschließen, sagte Strohschneider weiter. «Aufgrund der Unterfinanzierung der Hochschulen fehlt es vielfach an diesen Bedingungen.» Nach Berechnungen des Rates benötigen die Hochschulen zur Qualitätsverbesserung von Lehre und Studium rund 1,1 Milliarden Euro mehr pro Jahr. «Aber auch die Hochschulen und die Lehrenden stehen in der großen Verantwortung, eine neue Lehrkultur zu etablieren.»

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