Wolf-Preis 2022 für Ferenc Krausz, Paul Corkum und Anne L’Huillier
Der diesjährige Wolf-Preis für Physik würdigt Leistungen in der Ultrakurzpulslaserforschung und der Attosekundenphysik.
Für „bahnbrechende Beiträge zur Ultrakurzpulslaserforschung und Attosekundenphysik“ erhalten Paul Corkum (University of Ottawa, Kanada), Anne L’Huillier (Lund University, Schweden) und Ferenc Krausz (Max-Planck-Institut für Quantenoptik, Garching, und LMU München) den diesjährigen Wolf-Preis für Physik. Die in Israel ansässige Wolf Foundation vergibt den Wolf-Preis seit 1978 an Wissenschaftler:innen und Künstler:innen für „Verdienste zum Wohle der Menschheit und freundschaftliche Beziehungen unter den Völkern“. Gestiftet wurde der Preis von Ricardo Wolf, einem in Deutschland geborenen Erfinder. Der Wolf-Preis ist mit 100.000 Dollar dotiert, wird in sechs Kategorien vergeben und zählt zu den renommiertesten Preisen weltweit.
Ferenc Krausz gilt als einer der Begründer der Attosekundenphysik. Im Jahr 2001 gelang es ihm und seinem damaligen Team an der TU Wien erstmals, aus extrem ultraviolettem Licht einzelne Lichtblitze im Attosekundenbereich zu erzeugen und zu messen. Diese ermöglichten es, die ultraschnellen Bewegungen von Elektronen sichtbar zu machen, sie quasi zu fotografieren. Die erstmalige Erzeugung derart kurzer Lichtpulse markiert den Beginn der Attosekundenphysik.
In den vergangenen Jahren nahmen Ferenc Krausz und seine Mitarbeiter:innen zahlreiche Echtzeit-Filmaufnahmen der Bewegung von Elektronen in Molekülen und Atomen auf. Sein Ziel es ist, neue Lasertechniken zu entwickeln, um die Bewegung von Elektronen in Atomen, Molekülen und Festkörpern in Echtzeit zu verfolgen und so quantenmechanische Prozesse direkt zu beobachten.
„Ich fühle mich durch die Verleihung des Wolf-Preises sehr geehrt. Ich betrachte ihn als Anerkennung dessen, was ich gemeinsam mit einer Reihe hervorragender Kollegen und Mitarbeiter erreicht habe. Ebenso sehe ich darin eine Würdigung der Zukunftsperspektiven, die die Ultrakurzpuls-Laserforschung für das Vorantreiben der Grenzen von Wissenschaft und Technologie bietet“, sagt Ferenc Krausz.
Ferenc Krausz wurde 1962 in Mór, Ungarn, geboren und studierte Theoretische Physik an der Eötvös Loránd Universität Budapest (1981 bis 1985) und Elektrotechnik an der TU Budapest (1981 bis 1985). Von 1987 bis 1991 promovierte er an der TU Wien und schloss diese Promotion mit Auszeichnung ab. Nach seiner Habilitation in Laserphysik an der TU Wien (1991 bis 1993) wurde er dort zum Professor berufen, zunächst zum außerordentlichen Professor für Elektrotechnik (1996 bis 1998), später zum ordentlichen Professor für Elektrotechnik (1999 bis 2004). Seit 2003 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching, seit 2004 hat er einen Lehrstuhl für Experimentalphysik an der LMU München inne. Er ist Mitbegründer und einer der beiden Sprecher des 2006 ins Leben gerufenen Exzellenzclusters Munich Centre for Advanced Photonics (MAP). Seit 2005 ist er zudem außerordentlicher Professor an der TU Wien.
Ferenc Krausz ist DPG-Mitglied und wurde bereits mit zahlreichen hochrangigen Preisen geehrt, darunter mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis 2006, mit dem Verdienstkreuz am Bande 2011 sowie mit dem Otto-Hahn-Preis 2013, den die DPG gemeinsam mit der Stadt Frankfurt am Main sowie der Gesellschaft Deutscher Chemiker verleiht.
MPG / Maike Pfalz
Weitere Infos
Weitere Beiträge
- M. Drescher und F. Krausz, Schnappschüsse im Atom, Physik Journal, März 2003, S. 45 (PDF, frei)
- Otto-Hahn-Preis für Ferenc Krausz, Physik Journal, Oktober 2013, S. 62 (PDF, frei)
- M. Keuntje, Die Welt durchleuchten (Exzellenzcluster Munich-Centre for Advanced Photonics), Physik Journal, April 2009, S. 24 (PDF, frei)
- M. Kling und M. Vrakking, Elektronen unter Kontrolle, Physik Journal, Januar 2012, S. 25 (PDF, frei)