22.01.2019

Zehn Jahre Neumayer-Station III

Wissenschaft und Politik betonen Bedeu­tung der deutschen Antarktis­forschung.

In der Antarktis betreibt das Alfred-Wegener-Institut unter extremen Bedin­gungen eine Forschungs­station, in der ganz­jährig Menschen leben und arbeiten. Seit 2009 dient die Neumayer-Station III auf dem Ekström-Schelfeis an der Küste des öst­lichen Weddell­meeres als Basis für die deutsche Antarktis­forschung. In diesen Tagen feiert die Stations­crew zusammen mit einer Delega­tion aus Wissen­schaft und Politik das zehn­jährige Jubiläum.

Abb.: Staatssekretär Michael Meister feiert mit der Besatzung. (Bild: E....
Abb.: Staatssekretär Michael Meister feiert mit der Besatzung. (Bild: E. Horvath, Alfred-Wegener-Institut)

Extreme Kälte, tobende Stürme und eine scheinbar endlose Polar­nacht: Die Antarktis zählt zu den faszi­nie­rend­sten Lebens­räumen der Welt. Gleich­zeitig bestimmt sie maß­geb­lich unser Klima. Seit zehn Jahren ermög­licht die Neumayer-Station III deutsche und inter­nationale Forschungs­projekte in der Antarktis. Nur wenige Kilo­meter ent­fernt von den beiden Vor­gänger­stationen wurde sie über zwei Sommer­saisons errichtet und Anfang 2009 fertig­gestellt. In einer Region, die selbst nach antark­tischen Ver­hält­nissen noch als dünn besiedelt gilt, führen die Obser­va­torien an der Neumayer-Station III einzig­artige Mess­reihen fort, die bis in die 1980er Jahre zurück­gehen. Gleich­zeitig kommen Jahr für Jahr neue Forschungs­fragen hinzu. Dabei dient die Station auch als Aus­gangs­punkt für Expe­di­tionen ins antark­tische Hinter­land, auf denen unter anderem Raupen­ketten­fahr­zeuge und Polar­forschungs­flug­zeuge des AWI zum Ein­satz kommen.

„Der antarktische Kontinent trägt die größten Eis­massen der Erde, das Süd­polar­meer nimmt erheb­liche Mengen von CO2 und Wärme auf, daher ist die Forschung in dieser Region von elemen­tarer Bedeu­tung. Um die globalen Ver­ände­rungen zu ver­stehen, sammeln wir an der Neumayer-Station III Daten über lange Zeit­räume – von minuten­genauen Wetter­beob­ach­tungen bis hin zur Erfor­schung der Klima­geschichte anhand von Eis­bohr­kernen. Zudem unter­stützen wir Beob­ach­tungen der antark­tischen Lebens­viel­falt, von Pinguin­kolonien bis zu den Kalt­wasser­korallen unter dem dicken Schelf­eis", sagt AWI-Direktorin Antje Boetius.

Im Meteorologie-Observatorium der Station werden zum Beispiel regel­mäßig Sonden an einem Wetter­ballon gestartet, um Tempe­ratur, Luft­feuchte, Luft­druck, Wind und die Ver­tei­lung von Ozon in der Atmo­sphäre zu messen. Weitere Schwer­punkte bilden Forschungen zur Luft­chemie, zum Magnet­feld der Erde, zum Meer­eis und zu einer Kolonie von Kaiser­pinguinen. Seit 2017 wird an der Neumayer-Station III unter Projekt­leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raum­fahrt das Gewächs­haus EDEN-ISS getestet. Es soll neue Wege bereiten, um Nutz­pflanzen auch im All und in klima­tisch ungüns­tigen Regionen anbauen zu können. So gab es diesen Winter erst­mals regel­mäßig frischen Salat für das Über­winterungs­team. Außer­dem betreibt die Bundes­anstalt für Geo­wissen­schaften und Roh­stoffe hier eine von welt­weit sechzig Infra­schall­stationen, die einen Beitrag zur Kontrolle des Kern­waffen­test­stopp-Vertrags bildet. Der Deutsche Wetter­dienst ist eben­falls an der Neumayer-Station ange­siedelt und ermög­licht mit seinen Vor­her­sagen sicheres Arbeiten auch außer­halb der Station.

Derzeit führt eine vierzehnköpfige Delegation unter der Leitung des Parla­men­ta­rischen Staats­sekre­tärs im Bundes­minis­terium für Bildung und Forschung, Michael Meister, eine Inspek­tions­reise zur Neumayer-Station III durch. „Von der Not­wendig­keit und der Rele­vanz der Polar­forschung für uns alle können wir uns in diesen Tagen persön­lich über­zeugen. Wir brauchen ver­tiefte Kennt­nisse über polare Prozesse, um das globale Klima und seine Ver­ände­rungen besser zu ver­stehen und Hand­lungs­empfeh­lungen daraus abzu­leiten. Diese wissen­schaft­lichen Erkennt­nisse sind eine wesent­liche Voraus­setzung für nach­haltige politische Ent­schei­dungen. Ich danke allen Exper­tinnen und Experten aus Forschung, Technik und Logistik für ihren Ein­satz unter diesen unwirt­lichen Bedin­gungen", sagt Meister.

„Helmholtz leistet mit seinen interdisziplinär ausgerichteten Zentren und seinen beein­druckenden Forschungs­infra­struk­turen wichtige Beiträge zur Lösung großer Heraus­forde­rungen unserer Zeit“, sagt Otmar D. Wiestler, Präsident der Helm­holtz-Gemein­schaft, die das AWI betreibt. „Die lang­fristige Forschung der Neumayer-Station III in der Antarktis ist ein ein­drucks­volles Beispiel dafür. Von den ein­maligen Möglich­keiten, die diese Station bietet, profi­tieren zahl­reiche wissen­schaft­liche Diszi­plinen, etwa die Wetter- und Klima­forschung, die Welt­raum­forschung, Biologie, Geologie und viele weitere. Sie alle tragen letzt­lich dazu bei, unsere Lebens­grund­lagen zu schützen oder zu ver­bessern. Ich freue mich, die Arbeit auf dieser außer­ordent­lichen Forschungs­station jetzt persön­lich erleben zu können.“

BMBF / RK

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