22.11.2021

175 Jahre ZEISS: Weitblick mit Präzision

ZEISS feierte sein Gründungsjubiläum mit einem virtuellen Festakt.

In Zeiten von Corona erging es dem Unternehmen Zeiss mit seinem diesjährigen 175-jährigen Gründungsjubiläum nicht viel anders als der DPG, die 2020 schweren Herzens auf einen Festakt zum 175-jährigen Bestehen verzichten musste. Doch glücklicherweise fanden in beiden Fällen dennoch einige Jubiläumsaktionen statt.

Zeiss veranstaltete trotz allem einen Festakt am 16. November – allerdings auf digitale Weise mit einer Bühnenshow ohne Publikum im Volkshaus am Gründungsstandort in Jena. Fast exakt 175 Jahre zuvor, am 17. November 1846, hatte der dreißigjährige Mechaniker Carl Zeiss in der Jenaer Neugasse Nr. 7 eine Werkstätte und einen kleinen Laden eröffnet. Damit legte er den Grundstein für das Unternehmen Zeiss, das zu den weltweit führenden Technologieunternehmen der optischen und optoelektronischen Industrie zählt.

Mit über 35000 Mitarbeitenden ist Zeiss in fast 50 Ländern mit rund 30 Produktionsstandorten, 60 Vertriebs- und Servicestandorten sowie 27 Forschungs- und Entwicklungsstandorten aktiv. Hauptstandort des 1846 in Jena gegründeten Unternehmens ist Oberkochen, Deutschland.

Alleinige Eigentümerin der Dachgesellschaft, der Carl Zeiss AG, ist die Carl-Zeiss-Stiftung, eine der größten deutschen Stiftungen zur Förderung der Wissenschaft. Die vier Sparten des Unternehmens sind „Semiconductor Manufacturing Technology“, „Industrial Quality & Research“, „Medical Technology“ und „Consumer Markets“. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Zeiss Gruppe einen Umsatz von über 7 Milliarden Euro.

Für die Erfolgsgeschichte des theoretisch und berufspraktisch gut gerüsteten Carl Zeiss waren seine guten Kontakte zu Naturwissenschaftlern und Mathematikern der Jenaer Universität sehr nützlich. Damit schuf er sich innerhalb weniger Monate einen Kundenkreis, für den er wissenschaftliche Geräte und Instrumente instand hielt oder nach deren Vorgaben anfertigte. Darüber hinaus bot er unter anderem Brillen, chemische Waagen, Reißzeuge und Fernrohre an. Die positive Geschäftsentwicklung im ersten Jahr ermutigte Zeiss 1847 einen Gesellen und einen Lehrling einzustellen. Außerdem mietete er zwei Arbeitsräume in der Wagnergasse Nr. 34.

Im Sommer 1847 wandte sich Zeiss, dem Rat seines akademischen Lehrers Mattias Jacob Schleiden folgend, dem Bau einfacher Mikroskope zu. Im September 1847 fertigte er die ersten Lupenmikroskope. Anfang der 1850er-Jahre nahm die Nachfrage nach Beobachtungsinstrumenten aus der Zeiss-Werkstätte zu, da sie sich durch die sorgfältige Ausführung inzwischen einen Namen unter den Mikroskopikern hatte machen können.

Zu dieser Zeit wuchs das Interesse der Naturwissenschaftler und Mediziner an zusammengesetzten Mikroskopen, weil sich nur mit ihnen höhere Vergrößerungen erreichen ließen. Das aufwendige Probierverfahren, das für das Zusammenstellen der optischen Systeme notwendig war, hielt Zeiss zunächst vom Bau derartiger Instrumente ab. Zumal er davon überzeugt war, dass es zur Ermittlung der einzelnen Elemente der optischen Systeme einen wissenschaftlichen Weg geben musste. Um der Konkurrenz nicht zu unterliegen baute er ab 1857 auch zusammengesetzte Mikroskope.

In der zweiten Hälfte der 1860er-Jahre konnte Zeiss den Privatdozenten für Physik der Jenaer Universität, Ernst Abbe, für die Berechnung der Mikroskopobjektive gewinnen. Die Zusammenarbeit der beiden Männer begann mit Abbes Vorschlag, die Linsen mit den von ihm entworfenen Messgeräten schon während des Arbeitsprozesses zu prüfen. Außerdem empfahl er, die mechanischen und optischen Arbeitsgänge beim Mikroskopbau zu trennen.

Ende der 1860er-Jahre wandte sich Abbe der Berechnung von optischen Systemen zu. Es vergingen fünf Jahre, bis er nachweisen konnte, dass die Vergrößerung des Öffnungswinkels zur Vervollkommnung der Mikroskopfunktion beiträgt. Im Verlauf dieser Untersuchungen fand Abbe die Formel für die Sinusbedingung als Kriterium für eine scharfe Abbildung in der Umgebung der optischen Achse.

Abbes außerordentlich aufwändige theoretische Arbeiten und praktische Experimente führten die Zeiss-Werkstätte an die Grenze ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit, waren aber schließlich der Garant für das weitere Wachstum des Unternehmens. Die wichtigsten weiteren Stationen lassen sich auf einer eigens gestalteten Webseite nachverfolgen.

Mit der 1889 gegründeten Carl-Zeiss-Stiftung schuf Zeiss die Grundlage für soziales Engagement des Unternehmens und die Förderung von Wissenschaft und Bildung. Als Alleinaktionärin profitiert die Carl-Zeiss-Stiftung in besonderer Weise vom wirtschaftlichen Erfolg ihres Stiftungsunternehmens. Allein seit 2007 wurden über 300 Millionen Euro in mehr als 700 Forschungsprojekte investiert.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte per Video-Botschaft allen Mitarbeitenden weltweit: „175 Jahre ZEISS, das ist mehr als nur ein Firmenjubiläum. Das Zusammenspiel von Unternehmergeist, Forschermut und Erfindungsgabe machen die Zeiss-Gruppe zu einer Vorreiterin der industriellen Moderne.“

Anlässlich dieses Jubiläums spendete Zeiss im Sommer 5 Millionen Euro an das Deutsche Museum und startete nun die Initiative „A Heart for Science“. Damit möchte das Unternehmen sein soziales Engagement ausbauen, bereits bestehende MINT-Projekte zur Heranführung von Kindern und Jugendlichen an Wissenschaft und Forschung bündeln und neue Aktivitäten initiieren.

Alexander Pawlak / ZEISS
 

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