24.07.2019

Abfangjäger für Kometen

„Comet Interceptor“ soll 2028 im Rahmen der Ariel-Mission starten.

Die Mission „Comet Interceptor“ wird einen ursprüng­lichen Kometen besuchen, der gerade seine Reise in das innere Sonnensystem beginnt. An der Mission ist von Beginn an auch die Technische Univer­sität Braunschweig mit dem Institut für Geophysik und extra­terrestrische Physik beteiligt. Ziel der ausführenden European Space Agency ist, die Entwickung von dynamischen Objekten besser zu verstehen.

Drei Raum­fahrzeuge werden einen unberührten Kometen oder ein bislang unbekanntes interstellares Objekt abfangen, das sich gerade in das innere Sonnensystem aufmacht. Die Raum­fahrzeuge führen gleichzeitige Beobach­tungen von mehreren Punkten um den Kometen herum durch. Aus diesen Daten erstellen sie ein 3D-Profil eines neuen, dynamischen Objektes und seiner Umgebung. Der Komet enthält noch unberührtes Material, das vom Beginn des Sonnen­systems an erhalten geblieben ist, und nicht durch die Hitze der Sonne verändert wurde.

„Comet Interceptor“ baut auf den wissen­schaftlichen Errungen­schaften der beiden Kometen­missionen „Giotto“ und „Rosetta“ auf. Das Institut für Geophysik und extra­terrestrische Physik (IGeP) steuert diesmal wieder ein Magneto­meter bei. Damit sollen die Magnetfelder in der Nähe des neuen Kometen vermessen werden, um zum Beispiel zu verstehen, wie sich das Plasma am Kometen verhält. „Die Rosetta-Mission war ein guter Grundstock für unsere Wissenschaft und hat uns gezeigt, welche wissen­schaftlichen Frage­stellungen wir noch nicht beantworten können. So ist noch nicht geklärt, wie die dia­magnetische Kavität entsteht. Und genau hier soll Comet Interceptor Abhilfe schaffen“, sagt Charlotte Götz vom Institut für Geophysik und extra­terrestrische Physik. 

„Comet Interceptor“ soll 2028 zusammen mit der „Ariel“ Mission starten, die es bis in den erdnahen Raum bringen wird. Das zusamme­ngesetzte Raum­fahrzeug positioniert sich beim Sonne-Erde Lagrangepunkt L2, der 1,5 Millionen Kilometer – von der Sonne aus gesehen – hinter der Erde liegt. Dort wartet das Raumschiff auf ein geeignetes Ziel und reist dann gemeinsam dem Kometen entgegen, bevor sich die drei Module einige Wochen vor dem Abfangen des Kometen trennen. Jedes Modul wird mit einer komplementären wissen­schaftlichen Nutzlast ausgestattet, die verschiedene Perspektiven auf den Kern des Kometen und seine Gas-, Staub- und Plasma­umgebung bietet. Diese Mehrpunkt-Messungen werden benötigt, um die dynamische Natur des Objektes zu analysieren, während er mit der sich ständig verändernden Sonnenwind­umgebung interagiert. 

Das Neue an der Mission ist, dass die Forscher zum ersten Mal an mehreren Punkten messen können: Denn zwei weitere Satelliten werden auch mit einem Magneto­meter aus Japan und Großbritannien ausgestattet sein. „Da das Plasma am Kometen aus Wasserionen und den Ionen aus dem Sonnenwind besteht, ist es wichtig, eine Art Wetter­vorhersage zu bekommen“, sagt Götz. Diese werde von einem der drei Satelliten geliefert, während die anderen beiden die Reaktion des Plasmas beobachten.

„Comet Interceptor“ wurde im Rahmen des Cosmic Vision Programms als neue Schnel­lmission der Esa ausgewählt. Eine Besonderheit der Mission ist, dass sie vergleichs­weise zügig vorbereitet werden muss, denn der Start ist für 2028 geplant – in der Raumfahrt sind Vorläufe für geplante Projekte in der Regel deutlich länger. „Das heißt, dass alle Instrumente quasi schon im Regal liegen müssen. Wir haben vor kurzem ein Magnetometer entwickelt, das ohne große Design­änderungen nochmal gebaut werden kann“, so Götz. 

TU Braunschweig / JOL

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