06.09.2021

Am Puls des Klimawandels

Neue Lehrstuhlinhaberin für Aerosol- und Wolkenmikrophysik in Leipzig.

Mira Pöhlker hat die Professur „Experimentelle Aerosol- und Wolken­mikrophysik“ an der Universität Leipzig übernommen, die mit der Leitung der gleichnamigen Abteilung am Leibniz-Institut für Troposphären­forschung (Tropos) verbunden ist. Die studierte Physikerin arbeitete zuletzt am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz und wird jetzt die Wolken­forschung in Leipzig verstärken.

 

Abb.: Mira Pöhlker ist die neue Leipziger Professorin für Aerosole und...
Abb.: Mira Pöhlker ist die neue Leipziger Professorin für Aerosole und Wolken­mikrophysik. (Bild: T, Arnhold, Tropos)

Ihre Professur am Institut für Meteorologie der Universität Leipzig ist die vierte gemeinsame Berufung mit dem Tropos. Damit sind jetzt alle Abteilungs­leiter am Tropos auch gleichzeitig Professoren an der Universität Leipzig. Beide Institute liefern durch ihre Untersuchungen zu Wolken wichtige Erkenntnisse für globale Klimamodelle und damit für das strategische Forschungsfeld „Nachhaltige Grundlagen für Leben und Gesundheit“, einem der drei Schwerpunkte der Universität.

Die Entstehung von Wolken und Niederschlag hängt neben der Luftfeuchtigkeit und Temperatur vor allem von Aerosol­partikeln ab. Diese winzigen Feinstaubteilchen wirken als Keime für Wolkentropfen und Eiskristalle. Ohne sie gäbe es keine Wolken und damit keine Niederschläge, keine Vegetation und auch kein Leben auf der Erde. Gleichzeitig kann Feinstaub aber auch deutlich zur Luftverschmutzung beitragen und so die menschliche Gesundheit bedrohen. Aerosole, Wolken und ihr Zusammenspiel gehören aktuell immer noch zu den größten Unsicherheitsfaktoren in den Klimamodellen. Die physikalischen Eigenschaften der Feinstaubteilchen sind daher von grundlegendem Interesse und werden am Tropos in der Abteilung „Experimentelle Aerosol- und Wolkenmikrophysik“ erforscht, die sich unter anderem mit der Entwicklung von Aerosol­messtechnik weltweit einen Namen gemacht hat.

Am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz hat Mira Pöhlker solche Prozesse in ihrer Arbeitsgruppe „Wolkenkondensationskeime“ untersucht. Größe, Konzentration und chemische Zusammen­setzung der Aerosol­partikel beeinflussen das Wachstum der Wolkentropfen um die Wolkenkeime. Wie sehr diese Prozesse durch menschliche Faktoren wie Luftverschmutzung beeinflusst werden, ist eine der Fragen, die Pöhlker in Mainz untersucht. „Ich möchte in Leipzig meine bisherige Arbeit zur Wechselwirkung zwischen Aerosolen und Wolken fortsetzen und ausbauen. Die hier vorhandene, langjährige Expertise und meine Erfahrungen in Feldmesskampagnen weltweit – unter anderem im Amazonas-Regenwald – ergänzen sich hervorragend. Dies passt zudem gut zu den Plänen der Universität Leipzig und des Tropos, die vielfältigen Austauschprozesse zwischen Biosphäre und Atmosphäre schwerpunktmäßig zu erforschen“, berichtet Mira Pöhlker.

„Wir sind froh, mit Professorin Mira Pöhlker eine junge vielversprechende Top-Wissenschaftlerin gewonnen zu haben, die sich schon im Vorfeld des Stellenantritts sehr engagiert für Tropos eingesetzt hat. Sie wird vor allen in den Bereichen Partikel­neubildung und Flugzeug-Messungen neue Akzente setzten, die hervorragend in die langfristige Strategie des Instituts passen“, sagt Direktor Andreas Macke. Als Abteilungsleiterin ist Pöhlker jetzt auch für die Forschungswerkstätten des Instituts verantwortlich, in der Spezial­messtechnik etwa für Aerosole entwickelt und gebaut wird.

In den letzten Jahren hatte Pöhlker an mehreren Missionen des deutschen Forschungsflugzeugs Halo teilgenommen und kann so ihre Erfahrungen in die Vorbereitung einer Halo-Kampagne zu Wolken in der Süd­hemisphäre einbringen, die als „Halo-South“ für September 2025 geplant ist. Außerdem hat sie am Amazon Tall Tower Observatory (ATTO), einem 325 Meter hohen Observatorium im Brasilianischen Regenwald, geforscht. Die Amazonas-Region ist eine der artenreichsten Gebiete der Erde und hat großen Einfluss auf das globale Klima, ist aber durch Trockenheit, Waldbrände und Abholzung zunehmend bedroht. Für die Bio­diversitäts- und die Klimaforschung ist der Amazonas ein Hotspot. Eine Expertin wie Pöhlker passt daher hervorragend in die Leipziger Expertise auf diesen Gebieten.

Tropos / DE

 

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