Analyse soll klären: Wie konnte augenkranker Galileo so weit sehen?
Der revolutionäre Sternengucker litt unter einem schweren Augenleiden
Rom (dpa) - Astronomen, Genforscher und Augenfachleute wollen ein Rätsel lösen, das der geniale italienische Physiker und Mathematiker Galileo Galilei 1642 mit ins Grab genommen hatte: Der revolutionäre Sternengucker, der Jupitermonde, Sonnenflecken und die sogenannten Mondmeere entdeckte, litt unter einem schweren Augenleiden. Wie es aber möglich war, dass Galileo mit dem von ihm konstruierten Fernrohr so viel erkennen konnte und ob dadurch auch Fehler in seinen Analysen bedingt waren, soll jetzt unter anderem eine DNA-Analyse klären, wie die Mailänder Zeitung «Corriere della Sera» am 22. Januar 2009 berichtete.
«Die Antwort bekommen wir durch die Genanalyse von Überresten aus dem Grab», erläuterte der Direktor des Florentiner Museums für die Geschichte der Wissenschaft, Paolo Galluzzi. Gemeinsam haben Experten für Augenkrankheiten und Gen-Untersuchungen aus England und Italien in diesem Internationalen Jahr der Astronomie mit den voraussichtlich langwierigen Untersuchungen begonnen. Der fast blinde Galileo musste in seinen letzten Lebensjahren für das Lesen und Schreiben auf seinen Schüler Vincenzo Viviani zurückgreifen. Bereits als junger Mann hatte der aus Pisa stammende Galileo über Augenprobleme geklagt, vermutlich hervorgerufen von einer genetisch bedingten Erkrankung der Aderhaut.
Geklärt werden soll auch, ob einige Irrtümer in den Beobachtungen Galileos ebenfalls durch seine Erkrankung erklärt werden könnten. «Er hat seitliche Ausbuchtungen des Saturn festgehalten, die es so nicht gibt, im Gegensatz zu den Ringen des Planeten», erklärt Galluzzi. Man frage sich auch, ob einige von Galileo aufgezeichnete Mondumrisse der Realität entsprachen oder aber durch das Leiden zu erklären seien.
Die italienisch-britische Untersuchung will außerdem prüfen, ob es sich bei der jungen Frau, die ebenfalls in seinem Grabmal bestattet wurde, um die Tochter handelt. Wegen seines modernen heliozentrischen Weltbildes von der katholischen Kirche als Ketzer gebrandmarkt, wurde Galileo 1992 von Papst Johannes Paul II. öffentlich rehabilitiert.
AL