28.08.2007

Another one writes on dust

Der Rockgitarrist Brian May promoviert in Astrophysik - nach drei Jahrzehnten Unterbrechung durch das Showbusiness. Wie kam es dazu?

Das neue Werk von Brian May, der es als Gitarrist der Rockgruppe Queen („Bohemian Rhapsody“, „We will rock you“) zu Weltruhm gebracht hat, heißt „Radial Velocities in the Zodiacal Dust Cloud“. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine neue Solo-Platte, sondern um seine Dissertation in Astrophysik, die er nun nach rund 35-jähriger Unterbrechung vollendet hat.

Mittlerweile ist es nicht nur eingefleischten Queen-Fans bekannt, dass der 60 Jahre alte May mit einer soliden astronomischen Ausbildung aufwarten kann. Erst kürzlich veröffentlichte er zusammen mit dem Astronomen Sir Patrick Moore ein Buch über die Geschichte des Universums mit dem griffigen Titel „Bang!“. Moore war es auch, der mit seiner BBC-Fernsehserie „Sky at Night“ im achtjährigen Brian die Liebe zur Astronomie weckte und, dank der Titelmusik, auch die zur Musik. Zunächst schien die Wissenschaft die Oberhand zu behalten. Brian May schrieb sich 1965 für Physik und Astronomie am Imperial College in London ein. Zu dieser Zeit war er bereits Mitglied der Band „1984“ (benannt nach Orwells berühmten Roman), die 1967 bei einem Konzert als Vorgruppe der Jimi Hendrix Experience auftrat.

Doch trotz seiner musikalischen Aktivitäten erlangte May erfolgreich seinen ersten akademischen Abschluss, einen Bachelor of Science in Physik und Mathematik. Anschließend begann er seine Promotionsarbeit bei seinem Doktorvater Jim Ring, einem Pionier der britischen Infrarot-Astronomie. May befasste sich mit der Bewegung von Staubteilchen in unserem Sonnensystem. Dafür führte er im Herbst 1971 am Teide-Observatorium auf Teneriffa spektroskopische Beobachtungen des sog. Zodiakallichtes durch. Anhand der Doppler-Verschiebung der Mg I-Absorptionslinie bestimmte er mit seinen Kollegen Tom Hicks und Ken Reay die Geschwindigkeit der interplanetaren Staubpartikel, die beim Zusammenstoß von Meteoriten und Asteroiden entstehen oder von Kometen stammen.

Beim Zodiakallicht handelt es sich um eine Leuchterscheinung, die von der Reflexion des Sonnenlichts an der interplanetaren Staubwolke herrührt und die vor allem im Frühjahr und Herbst schwach in der Ebene der Ekliptik zu beobachten ist. Die Schwierigkeit bei der spektralen Analyse des Zodiakallichtes besteht vor allem darin, die störenden Faktoren, wie z. B. die Dämmerungserscheinungen oder die Luftunruhe, zu berücksichtigen. Für Brian May und seine Kollegen stellte sich bei ihren Analysen auch die Frage, inwieweit sich auch interstellare Staubströme identifizieren lassen. Wegen des Erfolgs seiner Band Queen ab 1973 brach May seine Promotion schließlich ab und nahm erst 2006 den Faden wieder auf. „Das Thema hat all die Jahre hindurch keine große Aufmerksamkeit erregt, aber es ist seit kurzem, durch die Entdeckung von Planeten außerhalb des Sonnensystems, wieder aktuell. Einige dieser Planetensysteme scheinen ebensolche Staubscheiben zu besitzen wie unseres“, erläutert May. Erkenntnisse über das Zodiakallicht sind aber auch z. B. für den geplanten Planck-Satelliten von Nutzen, der die kosmische Hintergrundstrahlung mit bisher unerreichter Genauigkeit vermessen soll. Hier stellt das durch den interplanetaren Staub reflektierte Licht einen Störfaktor dar, der bei der Auswertung berücksichtigt werden muss.

Um seine fast vollendete Doktorarbeit wieder auf den neuesten Stand zu bringen, diesmal betreut vom Astrophysiker Michael Rowan-Robinson, sammelte er mit dem befreundeten Astronomen Garik Israelian vom Observatorium auf der Kanareninsel La Palma aus neue Daten. Am 3. August übergab May dann seine Doktorarbeit an den Astrophysiker Paul Nandra vom Imperial College in London. Und am 23. August absolvierte er schließlich erfolgreich seine Disputation, die – so berichtet May in seinem Blog – immerhin drei Stunden dauerte. Damit ist allerdings noch nicht alles getan, denn nun heißt es für May, die Verbesserungsvorschläge seiner Gutachter einzuarbeiten. Trotz seines akademischen Titels bereut er seine Karriere im Rockgeschäft allerdings keineswegs: „Ich bin ein viel besserer Musiker als Astronom.“

Alexander Pawlak

 

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