Astro-Tipps Oktober 2006
Mit dem hereinbrechenden Herbst verdunkelt sich der Abendhimmel. Er präsentiert sich ohne helle Planeten.
Hamburg (dpa) - Mit dem hereinbrechenden Herbst verdunkelt sich der Abendhimmel: Auffällige Objekte wie der Jupiter ziehen sich zurück, der Himmel präsentiert sich ohne helle Planeten. Nur zu Monatsbeginn lässt sich der Riesenplanet Jupiter noch tief im Südwesten erspähen. In unseren Breiten ist von den hellen Planeten lediglich Saturn am Morgenhimmel vertreten. Der Ringplanet wandert durch das Sternbild Löwe und steuert auf den hellen Königsstern Regulus zu.
Seine Aufgänge verlagert Saturn dabei in die Zeit kurz nach Mitternacht. Am Morgenhimmel des 16. und 17. Oktober ergibt sich ein reizvoller Himmelsanblick, wenn der abnehmende Mond an Saturn und in der Folgenacht an Regulus vorbeiwandert. Das Dreigestirn Saturn - Mond - Regulus ist am Morgenhimmel halbhoch über dem Osthorizont zu sehen.
Unser innerer Nachbarplanet, die Venus, hat ihre Morgensternperiode beendet. Sie überholt die Sonne am 27. Oktober im Tierkreis. Von uns aus betrachtet steht sie dabei hinter der Sonne, der Astronom spricht dann von oberer Konjunktion. Somit hält sich auch Venus am Taghimmel auf und bleibt unseren Blicken verborgen. Erst im Dezember wird sie als strahlender Abendstern am Südwesthimmel in Erscheinung treten.
Merkur erreicht am 17. Oktober mit fast 25 Grad seinen größten östlichen Winkelabstand von der Sonne. Trotz dieses großen Abstandes reicht es in unseren Breiten nicht für eine Abendsichtbarkeit, denn Merkur eilt durch die südlichsten Bezirke des Tierkreises. In den Tropen und auf der Südhalbkugel der Erde bietet der flinke Planet jedoch die günstigste Abendsichtbarkeit des gesamten Jahres.
Am Fixsternhimmel zeigt sich nun die Herbstszenerie. Zur abendlichen Beobachtungsstunde sind alle Herbstbilder in günstige Beobachtungspositionen gerückt. Zwar hält das Sommerdreieck mit den hellen Sternen Wega, Deneb und Atair noch den Westhimmel besetzt, Arktur im Bootes hingegen ist schon untergegangen.
Die Herbstbilder sind nicht so auffällig mit hellen Sternen besetzt wie die Winterbilder. Charakterisiert ist der Herbststernenhimmel durch die Andromedagruppe. Zu ihr gehören die Sternbilder Kassiopeia, Kepheus, Andromeda, Pegasus, Perseus und Walfisch. Mit Ausnahme des Bildes Walfisch sind die anderen Herbststernbilder leicht auszumachen.
Die meisten Herbstbilder werden auch durch die Mythologie verbunden. Prinzessin Andromeda ist die Tochter des Königspaares Kassiopeia und Kepheus. Sie soll dem Walfisch geopfert werden. Der Walfisch, auch lateinisch Cetus genannt, ist kein Wal im Sinne der Zoologie, sondern ein Fabelwesen, nämlich das Meeresungeheuer, das die Andromeda verschlingen will.
Das Sternbild Kassiopeia wird auch als «Himmels-W» bezeichnet, weil seine Sterne den Buchstaben W formen. Dieses «Himmels-W» ist jetzt leicht zu erkennen - es steht fast senkrecht über unseren Köpfen. Auch hilft es, den Polarstern zu finden. Die mittlere Spitze deutet ungefähr auf Polaris, den Nordstern.
In der Kassiopeia findet sich ein Stern, von dem die moderne Astrophysik annimmt, dass er kurz vor seiner Explosion steht. Er trägt die Bezeichnung Rho Cassiopeiae oder abgekürzt Rho Cas und ist bei guter Sicht noch mit bloßen Augen zu sehen, auf alle Fälle aber mit dem Fernglas. Er steht ein wenig westlich des Sternes Caph, der letzte Stern im W, wenn man es schreibt.
Rho Cas gehört zu den absolut hellsten Sternen im Universum überhaupt. Er leuchtet so hell wie eine halbe Million unserer Sonnen zusammengenommen. Deshalb ist er trotz seiner riesigen Entfernung von achttausend Lichtjahren noch mit bloßen Augen zu sehen. Sein Durchmesser ist 450 Mal größer als der unserer Sonne. Auch ist er vierzig Mal schwerer als unsere Sonne. Er strahlt ein grelles, weißes Licht aus.
Am Sonntag, 29. Oktober, endet die Sommerzeit. Die Uhren werden um 3.00 Uhr morgens wieder um eine Stunde auf Normalzeit zurückgestellt, die Mitteleuropäische Zeit. Sie entspricht der mittleren Sonnenzeit des Meridians 15 Grad östlich von Greenwich - so formulieren es die Astronomen. Für sie ist die volkstümliche Bezeichnung «Winterzeit» unzutreffend.
Hans-Ulrich Keller, dpa